Doch noch ein Happy End! Die Bürger haben ihren Kampf gewonnen. Nach drei Jahren des Protests beschloss nun der Stadtrat, dass wieder Linienbusse durch Bingener- und Triebstraße fahren.
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Moosach · Buslinie 50: Etliche Haltestellen entfallen! Themenseite zum Wegfall einiger Bushaltestellen zum Nachteil Moosacher Bürger
Die Haltestellen »Andernacher Straße« und »Ehrenbreitsteiner Straße« der früheren Buslinie 50 werden vor Weihnachten wieder eingeführt. Dazu wird der Bus 143 zum Fahrplanwechsel im Dezember als Ersatz für die frühere Linie 50 verlängert. Derzeit endet der 143er per Blockumfahrung an der Ecke Hanauer-, Pelkovenstraße. Von dort wird er künftig verlängert und fährt per neuer, viel größerer Blockumfahrung durch das dicht bebaute Wohngebiet in der Bingener Straße.
Den Moosacher Senioren fällt ein Stein vom Herzen. Müssen sie doch seit Verlängerung der U 3 zum Moosacher Bahnhof im Dezember 2010 weitere Wege in Kauf nehmen. Die Moosacher Seniorenbeirätin Mechthilde Löffelmann kämpfte in den vergangenen Jahren an vorderster Front für die Wiedereinführung eines Busverkehrs in der Bingener Straße und ist erleichtert: »Wir freuen uns alle«, lächelt sie. Unermüdlich war sie im Einsatz. Mit Demos auf der Straße und Protesten vor dem Rathaus bekräftigten die Anwohner immer wieder ihre Forderung. Und natürlich bei den Bürgerversammlungen. Die Schauspielerin Monika Baumgartner, die in Moosach aufwuchs und deren Mutter im Viertel lebt, engagierte sich ebenfalls sehr stark. Auch der Moosacher Bezirksausschuss forderte immer wieder eine Busanbindung durch das Wohnviertel.
Doch alle Bemühungen waren vergeblich. Die rot-grüne Mehrheit im Stadtrat lehnte jedes Jahr im Sommer die Wiederinbetriebnahme der Buslinie 50 ab. Dieses Jahr im Juni kam dann die Kehrtwende: Die Stadtratsfraktionen von SPD und Grünen forderten in einem gemeinsamen Antrag die Verlängerung des Stadtbusses 143. »Seit Eröffnung der U-Bahn-Station Moosach werden immer wieder Stimmen aus dem Stadtbezirk laut«, die wieder einen Busverkehr und die Haltestellen Andernacher und Ehrenbreitsteiner Straße fordern, heißt es in dem Antrag. Zwar sehe der Nahverkehrsplan der Stadt München dort keine Buslinie mehr vor. Doch im Einzelfall könne man von dem Plan abweichen. Die nun beschlossene Verlängerung der Linie 143 sei »die kostengünstigste Lösung«, um die Haltestellen Andernacher und Ehrenbreitsteiner Straße an den Busverkehr anzuschließen. Vorgeschlagen wurde eine neue Blockumfahrung der Linie 143. Die Busse enden derzeit noch in der Hanauer Straße und fahren zum Wenden durch Dessauer-, Oskar-Barnack- und Pelkovenstraße. Stattdessen wird es ab Dezember eine neue Wendeschleife geben. Sie führe von der jetzigen Endhaltestelle in der Hanauer Straße durch Pelkoven-, Feldmochinger-, Bingener- und Triebstraße zurück zur Hanauer Straße, vorbei am Haupteingang des Olympia-Einkaufszentrums. Das berichtete die Moosacher Bezirksausschussvorsitzende Johanna Salzhuber (SPD) bei der jüngsten Sitzung des Stadtteilgremiums. Die Busse sollen zum Fahrplanwechsel im Dezember im 20-Minuten-Takt verkehren, so Salzhuber.
Damit werde das Wohngebiet entlang der Bingener Straße wieder besser an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen, freute sich die Stadtteilchefin. SPD und Grüne im Stadtrat fordern in ihrem gemeinsamen Antrag, dass die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) nach zwei Jahren Bilanz zieht und die Fahrgastzahlen an den beiden Bushaltestellen auswertet. »Dann entscheidet der Stadtrat erneut«, heißt es in dem Antrag. Der Bus 143 wird von Dezember an also probeweise um zwei Jahre verlängert.
Der Moosacher Stadtrat und SPD-Fraktionschef Alexander Reissl hofft, dass die Anwohner die Busse künftig auch benutzen werden: »Es kommt auf die Nachfrage an«, betonte er nach der Entscheidung im Rathaus.
Die Verlängerung der Linie 143 sorgte im Moosacher Bezirksausschuss für einen Politstreit. »Wir freuen uns, dass sich endlich etwas bewegt hat«, sagte CSU-Sprecher Dr. Alexander Dietrich möglicherweise wegen der bevorstehenden Kommunalwahl im Frühjahr 2014, vermutete er und betonte, dass sich seine Partei immer für die Wiedereinführung der Buslinie 50 stark gemacht habe. Man sei nun erstaunt über die Kehrtwende von Rot-Grün und vor allem über den Zeitpunkt: »Warum jetzt? Wo das doch von Rot-Grün immer so vehement im Stadtrat abgelehnt wurde«, betonte der Lokalpolitiker. Beim Besuch von OB-Kandidat Josef Schmid (CSU) in Moosach vor ein paar Wochen hätten die Moosacher Senioren in großer Anzahl deutlich gemacht, dass sie wieder Linienbusse in der Bingener Straße wollen, berichtete Dietrich.
Die Moosacher SPD wies die Vorwürfe entschieden zurück. Alle Parteien im Bezirksausschuss hätten sich immer für einen Busverkehr in der Bingener Straße stark gemacht, betonte SPD-Sprecherin Hannelore Schrimpf. Sie bekräftigte: »Wir sind immer gemeinsam für eine Lösung eingetreten.«
Auch Axel Stoßno (FDP) freute sich über das glückliche Ende für die Bürger.
All ihre Aktionen seien »ein gutes Zeichen für bürgerschaftliches Engagement«.
Die MVG äußerte sich wie folgt zu dem Beschluss des Stadtrates: »Grundsätzlich begrüßen wir das Engagement der Landeshauptstadt je mehr ÖPNV, desto besser. Eine Finanzierung durch die MVG war und ist im vorliegenden Fall nicht möglich, weil die beiden Haltestellen Ehrenbreitsteiner Straße und Andernacher Straße im Einzugsbereich der U 3 liegen. Eine zusätzliche Bus-Anbindung ist daher für uns nicht wirtschaftlich finanzierbar.« Wally Schmidt