Veröffentlicht am 10.08.2013 00:00

Katholischer Feiertag auf dem Prüfstand


Von red
Wird ab 15. August wieder zum Ziel vieler Wallfahrer: Maria Ramersdorf.  	 (F.: Archiv)
Wird ab 15. August wieder zum Ziel vieler Wallfahrer: Maria Ramersdorf. (F.: Archiv)
Wird ab 15. August wieder zum Ziel vieler Wallfahrer: Maria Ramersdorf. (F.: Archiv)
Wird ab 15. August wieder zum Ziel vieler Wallfahrer: Maria Ramersdorf. (F.: Archiv)
Wird ab 15. August wieder zum Ziel vieler Wallfahrer: Maria Ramersdorf. (F.: Archiv)

Kein Bundesland hat so viele Feiertage wie das katholisch geprägte Bayern: Zwölf. Und 1.700 von insgesamt 2.056 Gemeinden dürfen sich über den weiteren gesetzlichen Feiertag Mariä Himmelfahrt freuen (die Stadt Augsburg hat mit dem »Friedensfest« am 8. August sogar 14 Feiertage).

Während in Oberbayern und Niederbayern in allen bayerischen Kommunen und fünf der acht bayerischen Großstädte der 15. August ein gesetzlicher Feiertag ist, wird in Oberfranken und Mittelfranken in den meisten Gemeinden an diesem Tag gearbeitet. Doch nach dem Zensus 2011 kommt »Mariä Himmelfahrt« in Bayern auf den Prüfstand, denn erstmals seit 1987 stehen der Amtlichen Statistik wieder Zahlen zur Religionszugehörigkeit zur Verfügung, teilte das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung jetzt mit.

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Nach den Festlegungen des bayerischen Feiertagsgesetzes von 1980 ist in einer Gemeinde am 15. August das Fest »Mariä Himmelfahrt« immer dann ein gesetzlicher Feiertag, wenn aufgrund des Ergebnisses der letzten Volkszählung dort mehr katholische als evangelische Einwohner ihre Hauptwohnung hatten. Da die Zahl der Katholiken laut Zensus 2011 immer mehr abnimmt, könnte das Folgen haben: In der Landeshauptstadt liegt die aktuelle Zahl der Katholiken (35,6 Prozent) weit unter dem oberbayerischen Durchschnitt (53 Prozent) und die überwiegende Mehrheit der Münchner (51,3 Prozent) hat eine andere Konfession oder ist konfessionslos. Evangelisch sind 12,9 Prozent. »Es reicht aber, wenn die Katholiken im Verhältnis zu den Evangelischen in der Mehrheit sind«, beruhigt Rainer Hutka, Sprecher des Innenministeriums, das für die Feiertagsregelung im Freistaat zuständig ist. »Auch bei im Extremfall 90 Prozent Atheisten, 7 Prozent Katholiken und 3 Prozent Evangelischen bliebe es beim Feiertag für alle.« Da hat München und Umgebung nochmal Schwein gehabt.

Weniger dagegen rund zehn bayerische Gemeinden, für die der 15. August 2014 ein Arbeitstag werden könnte. Sie befinden sich in Mittel- und Unterfranken, erklärt Gunnar Loibl, Sprecher des Bayerischen Landesamts für Statistik. »Die endgültigen Ergebnisse und Orte werden Anfang 2014 bekannt gegeben.« Die Gemeinde Warmensteinach im Landkreis Bayreuth ist diejenige Gemeinde im Freistaat, in der 1987 nach dem letzten Zensus der Unterschied zwischen katholischen und evangelischen Einwohnern am geringsten ausfiel. Hier muss gearbeitet werden, weil es damals 22 evangelische Einwohner mehr als katholische gab.

Auch wenn viele den 15. August vor allem als arbeitsfreien Tag schätzen und für Urlaub und Freizeit nutzen, ist die Tradition dieses Feiertags im bayerischen Brauchtum noch tief verwurzelt und in vielen Gemeinden in und um München lebendig. Einen schönen Ausflug und gelebtes Brauchtum lässt sich am 15. August mit einem Besuch etwa beim »Frautag« in Jetzendorf oder in Aufkirchen am Starnberger See verbinden: Seit 1962 nimmt nach Einbruch der Dunkelheit die große Aufkirchener Lichterprozession von der Kirche ihren Ausgang. Über 100 Kirchen im Erzbistum München und Freising feiern am 15. August ihr Patrozinium, sie heißen Maria bzw. Mariä Himmelfahrt und befinden sich in allen Winkeln des Erzbistums. Fresken, Deckengemälde, Altarbilder und Statuen stellen dar, wie Maria in den Himmel auffährt oder aufgenommen wird.

Dabei ist dieses Ereignis in der Bibel überhaupt nicht erwähnt, so das Erzbistum München und Freising. Auch deshalb richtet sich das Augenmerk bei dem Hochfest der Kirche vielfach auf die Kräuterweihe, die seit dem 10. Jahrhundert mit dem Fest verbunden ist. Dabei spielt sicher auch eine Rolle, das Mitte August in aller Regel die Getreideernte eingefahren ist und auch viele Kräuter jetzt geschnitten werden und wegen des Hochsommers ihre höchste pflanzliche Wirkkraft entfalten.

»Das Kräuterbuschbinden ist keine längst vergangene Tradition«, erklärt Sieglinde Schuster-Hiebl.

Die Gesundheitsberaterin führt einen Tag vor Mariä Himmelfahrt, am 14. August, Interessierte durch den Infineon-Park an der Bibergerstraße. Bei der Veranstaltung des Gartenbauvereins Unterhaching (Beginn: 16 Uhr) erläutert sie die Anwendung und Wirkung der verschiedenen Heilkräuter, und jeder Teilnehmer kann sich seinen Kräuterbuschen pflücken. Für den Kräuterbuschen werden mindestens sieben typische Heilpflanzen gesammelt und gebunden wie Königskerze, Johanniskraut, Schafgarbe, Kamille oder Ringelblumen. »Jeder Kräuterbuschen ist so individuell wie der eigene Garten«, meint Sieglinde Schuster-Hiebl. Nach der Weihe wird der Strauß getrocknet und aufgehängt. Früher wurde etwa bei Gewitter etwas davon ins Herdfeuer geworfen.

Die Schere mitnehmen sollte man auch bei der Führung von Schuster-Hiebl für den Kneipp Verein München am gleichen Tag: Treff ist um 10.11 Uhr am S-Bahnhof Neubiberg, Ausgang Wald, vom Hauptbahnhof startet die Tour um 9.48 Uhr mit der S7 bis Neubiberg (Anmeldung bis 13. August unter Tel. 60 85 33 66 (Anrufbeantworter). Der Brauch der Kräuterbuschen wird auch in der Stadt gepflegt: Am Mittwoch, 14. August, treffen sich Interessierte von 13 bis 17 Uhr zum Binden der Kräutersträuße im kleinen Pfarrsaal über der Sakristei der Mariahilfkirche am Mariahilfplatz in der Au. Kräuter sind vorhanden, können aber auch gespendet werden, wer eine Gartenschere hat, sollte sie mitbringen. Die Sträußchen werden an Mariä Himmelfahrt nach dem 10 Uhr-Gottesdienst für einen guten Zweck verkauft.

Was bedeutet Ihnen der Feiertag Mariä Himmelfahrt? Stimmen Sie ab unter www.samstagsblatt.de .

Von Michaela Schmid

Zensus-Ergebnisse: Wer glaubt an was?

Waren 1987 noch rund zwei Drittel der bayerischen Bevölkerung (67,2 Prozent) römisch-katholisch, beträgt der entsprechende Anteil jetzt nur noch 54,8 Prozent. Die Zahl der Katholiken im Freistaat sank im selben Zeitraum von rund 7,3 Millionen auf 6,8 Millionen. Der Anteil der Angehörigen der evangelischen Kirche beträgt 20,7 Prozent. Stark gewachsen ist jedoch die Gruppe der Personen, die einer anderen oder keiner Glaubensrichtung angehören bzw. für die keine Angaben vorliegen. Mit 24,4 Prozent hat sich deren Anteil seit der letzten Volkszählung 1987 verdreifacht.

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