Wenn Nepo, 17 Jahre alt, und Tim, 13, auf ihren Brettern unterwegs sind, dann sind sie in ihrem Element. Manchmal, wenn sie mit besonders viel Schwung auf der Halfpipe nach oben donnern, sieht es fast so aus, als würden sie gleich abheben.
Die Begeisterung fürs Skateboarden teilen die beiden Jungs mit rund 2000 Gleichgesinnten in Stadt und Landkreis München. Und alle, die in Schwabing daheim sind, können sich jetzt schon auf einen so genannten Street-Skatepark im eigenen Viertel freuen. Er soll an der Trambahn-Wendeschleife Schwere-Reiter-Straße/Ecke Ackermannstraße entstehen, auch unter dem Namen »Olympiaschleife« bekannt. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen. Laut Baureferat soll die Eröffnung unmittelbar nach der Fertigstellung erfolgen, also etwa ab Mitte Oktober 2013.
»Es gibt genug Jugendliche, die wollen das lernen, und die, die es schon können, brauchen genauso einen Platz«, sagt Walter Klein (SPD), Chef des Bezirksausschusses Schwabing-West (BA 4). Dort, in Schwabing-West, kam denn auch der Impuls für das Bauprojekt her, im Jahr 2009 nach einer Bürgerversammlung. Gemäß der ursprünglichen Idee sollte der Skatepark im Wohngebiet am Ackermannbogen entstehen. Doch aus Lärmschutzgründen wurde nichts daraus. »Mit der Alternative, die vom Baureferat festgelegt wurde, sind wir mehr als zufrieden«, so Klein. »Wir wollen, dass Jugendliche sich in unserem Viertel wohl fühlen können, das ist ein Beitrag dazu.« Der BA 4 hat deshalb nicht nur dem Vorhaben zugestimmt, sondern aus seinem Etat 8000 Euro beigesteuert. Die Gesamtkosten liegen bei 60.000 Euro. Auch die Vertreter des BA 9, Neuhausen-Nymphenburg, des benachbarten Viertels, begrüßen das Projekt, wie sich auch bei einem gemeinsamen Ortstermin im Mai mit den Schwabinger Kollegen zeigte.
In Sachen Planung und Gestaltung hat das Baureferat Profis zu Rate gezogen. »Wir sind sehr froh, dass das Baureferat uns nach jahrelangen Fehlplanungen und nicht sehr benutzerfreundlichen Skateparks in der Stadt inzwischen seit 2007 in die Planung von solchen Anlagen mit einbezieht«, sagt Martin Suchanek vom Verein Skateboarding München. Der Leiter der Arbeitsgruppe »Skateparks in München« erklärt, dass sich die Anlage an der Olympiaschleife für so genanntes Streetskating eignen wird. Die Elemente werden ein »manual pad«, ein »rail«, eine »bank/hip combination« und eine »bank/ledge combination« sein.
So lautet der Fachjargon oder, anders ausgedrückt: Die geplante Skateanlage wird aus vier unterschiedlichen Hindernissen mit einer Maximalhöhe von 71 Zentimetern bestehen. Sie ist an die Stadtarchitektur angelehnt: Es gibt dort Bänke, Kanten und Geländer. Der Untergrund ist eine Asphaltfläche. »Die Anlage ist für Anfänger geeignet, bietet aber auch Herausforderungen für geübte Skater«, so Suchanek. Auch mit der anfangs noch skeptischen Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) habe man sich einigen können: Um die Gehwege der Trambahn-Fahrgäste von dem Bereich der Skater abzutrennen, wird entlang des Bahnsteigs eine 22 Meter lange Barriere durch ein 90 Zentimeter hohes Geländer errichtet, das von den Skatern auch als Sitzgelegenheit genutzt werden kann. Und Suchanek und seine Kollegen sind bereits in die nächsten Planungen involviert. Die künftigen Skateparks werden in Trudering, auf der Theresienwiese und in Pasing entstehen.
Bereits heute gibt es münchenweit über 30 Anlagen für Skater, unter anderem im Feierwerk und am Hirschgarten. »Was uns jetzt noch fehlt ist eine Halle, und die brauchen wir mehr als dringend«, so der langjährige Skater Andreas, 21 Jahre alt. Denn in der frostigen Jahreszeit wollen die Boarder auf keinen Fall einen Winterschlaf einlegen. »Weil wir keine andere Wahl haben, müssen wir im Winter auf Tiefgaragen und U-Bahnhöfe zurückgreifen, und das ist alles andere als optimal«, erzählt Andreas. Im besten Fall werde man geduldet, in der Regel aber vertrieben. »Ich frage mich schon, warum eine Stadt wie München uns da keine Lösung anbietet, etwa leer stehende Hallen, davon gibt es doch genug«, ärgert sich Andreas, der sich in dieser Angelegenheit bereits mehrfach an Oberbürgermeister Christian Ude gewandt hat. Bislang ohne Erfolg. Aber möglicherweise besteht doch eine kleine Hoffnung. »Es finden derzeit Gespräche statt, Konkretes kann aber noch nicht gesagt werden«, so Suchanek.
Sylvie-Sophie Schindler