Nachdem der Münchner Stadtrat auch nach massiven Beschwerden der Anwohner der Harlachinger Heimagsiedlung entlang der Säbener- und Ehlersstraße beschlossen hatte, das Traditionsquartier nahe des Perlacher Forstes entgegen früherer Abrisspläne langfristig im Bestand zu sichern, rudert auch die Wohnungsbaugesellschaft Heimag kräftig zurück und versucht dieser Tage, das erschütterte Vertrauen vieler Bürger vor Ort zurückzugewinnen.
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Vor Wochenfrist hatte die Heimag-Konzernmutter Gewofag die Mieter in die eigene Konzernzentrale in Ramersdorf eingeladen. Eine Delegation von 50 Mietern war der Einladung prompt gefolgt. Gewofag-Geschäftsführerin Gordona Sommer ergriff die Gelegenheit, sich bei den Mietern für die »missverständlichen Äußerungen« der eigenen Konzerntochter zu entschuldigen. Sommer betonte, entsprechende Abrisspläne hätten explizit niemals existiert. Allerdings räumte die Gewofag-Chefin auch ein, eine entsprechende »Ideenskizze« habe es hinsichtlich dieser Ausrichtung gegeben. Kein Wunder, dass die Mieter wie zuletzt im örtlichen Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching zu beobachten, immer noch verunsichert sind. Auch Heimag-Geschäftsführer Urs Friedrich versprach bei der weiteren Sanierungsplanung der Harlachinger Heimag-Immobilien einen »offenen Dialog« mit den meist langjährigen Bewohnern von insgesamt 133 Wohnungen. Doch deren Sorgen konnte ein einziger Einladungstermin gepaart mit einem verstärkten Dialog-Angebot noch längst nicht zerstreuen.
Die Mieter bleiben auf der Hut
Noch zu heftig klingen bei den Mietern in diesen Tagen wohl die einstigen Ankündigungen aus dem Sommer des letzten Jahres nach, als Heimag-Chef Friedrich im örtlichen Bezirksausschuss von einer Projektrealisierung möglicher Abrissmaßnahmen der 1955 erbauten Gebäudetrakte im zweijährigen Turnus ab 2018 berichtete und gleichzeitig Umsiedlungsmaßnahmen für die Mieterschaft angekündigt hatte. Die Menschen vor Ort versetzte das drohende Damoklesschwert eines Verlustes ihrer angestammten Heimstätten in helle Aufregung. Doch aus der Aufregung von einst erwuchsen schnell kollektiver Zorn, Wut über eine sparsame Öffentlichkeitsarbeit der Stadt und entschlossener Widerstand: die Bewohner gründeten eine Mietergemeinschaft, der besonders auch in Vorwahlzeiten schnell Parteipolitiker unterschiedlicher Couleuer helfend beisprangen. Nach einem klaren Bekenntnis der Spitzenkandidaten für die kommenden Oberbürgermeister-Wahlen wurde der Protest noch schärfer und in den Stadtrat getragen. Dort führte das konzertierte Vorgehen der Mieter und ihrer Unterstützer nicht nur zu einer klaren Absichtserklärung in Richtung eines langfristigen Erhaltes der Immobilien auch Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) beeilte sich, als Vorsitzender des Gewofag-Aufsichtsrates den Schulterschluss mit den Mietern zu vollziehen und sich bei diesen zu entschuldigen.
»Es gab eine Bauvoranfrage bei der städtischen Lokalbaukommission (LBK), die ausdrücklich auch Abrisspläne zum Thema hatte«, betonen freilich Hermann Gilbhard und Renate Cullmann vom Vorstand der Mietergemeinschaft kritisch. Wichtiger noch aus ihrer Sicht sei der Umstand zu bewerten, dass durch den Stadtratsbeschluss ein Erhalt der Siedlung auf Jahrzehnte gesichert sei.
Den wichtigsten Satz sprach die Gewofag-Geschäftsführerin wohl am Ende der Veranstaltung: »Wir werden die Siedlung nicht anrühren!« Harald Hettich