Olympische Spiele werden 2022 stattfinden - mit uns oder ohne uns. Aber nur wenn wir uns beteiligen, können wir der Welt zeigen, dass die Spiele nachhaltig machbar sind! Hans-Ulrich Hesse vom Bayerischen Landes-Sportverband will ein Zeichen für vernünftige Spiele setzen: München wäre eben nicht Sotschi!
Beim Olympia-Stammtisch, zu dem die Münchner Wochenanzeiger in den Augustiner in der Fußgängerzone eingeladen hatten, begeistert sich Hesse für ein solches Signal und ruft die Kritiker einer Olympia-Bewerbung zum Mitmachen auf: Nur wenn man sich beteiligt, kann man etwas ändern! Wir sollten Mitspieler sein!
Alles ist schon da
Viele der Argumente, die gegen eine Münchner Bewerbung um die Winterspiele 2022 ins Feld geführt werden, kann ich nicht nachvollziehen, meint Olympiasieger Markus Wasmeier. Die Menschen verstehen nicht, dass fast alle Sportstätten, die wir brauchen, schon da sind! Lediglich eine Fläche von 0,3 Hektar (weniger als ein halbes Fußballfeld) würde für die Spiele dauerhaft neu versiegelt, fügt Thomas Muderlak (Tourismus Initiative München) an. Daher ist Nachhaltigkeit für ihn das wichtigste Argumente für die Münchner Bewerbung.
Das gilt auch für die finanzielle Seite, meint Hans-Ulrich Hesse: Das IOC garantiert, die Durchführung der Spiele mit den Erlösen aus Tickets, Übertragungsrechten und Sponsorengeldern zu finanzieren. Er freut sich über die Zusage der Landesregierung, dass die Fördermittel für den Sport im Zuge der Olympia-Bewerbung nicht angetastet werden. Daher sei die Zustimmung in den Sportvereinen inzwischen sehr groß: 95 Prozent der Vereine haben zugesagt, die Bewerbung zu unterstützen!
Die 1,8 Milliarden Euro, die Wirtschaft und öffentliche Hand ihrerseits aufbringen müssten, kämen indes der Infrastruktur im ganzen Land zugute. Das ist der entscheidende Punkt, unterstreicht Jannik Inselkammer (Augustiner): Ohne Olympia kommt vieles an Infrastruktur gar nicht! Stadtrat Michael Mattar nennt konkrete Projekte, die Olympia anschieben könnte: Eine bessere Bahnverbindung nach Garmisch, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Flughafenanbindung: Dafür wird zusätzlicher Druck entstehen!
Es gibt viele solcher Projekte, ergänzt Thomas Muderlak und verweist auf die fehlende Umgehungsstraße für das enorm belastete Nadelöhr Oberau. Ich habe jedesmal ein schlechtes Gewissen, wenn ich durch den Ort durchfahren muss. Ohne Olympia werde die Entlastungsroute aber weitere Jahrzehnte auf sich warten lassen.
Wir werden mehr Wohnungen haben
Dass Olympia die Mietspirale weiter anheizt, wie Gegner der Münchner Bewerbung befürchten, glaubt Peter Kammerer (IHK) nicht: Meine These ist andersherum: In den nächsten 17 Jahren werden etwa 250.000 Menschen nach München kommen - mit oder ohne Olympia. Olympia würde uns allerdings helfen, Lösungen für die Infrastruktur und den Wohnungsbau zu finden. Nutzen wir den Rückenwind, um wie 1972 München fit zu machen! Rudolf Stürzer (Haus+Grund) sieht in Olympia vor allem die Chance, dass Wohnungen schneller geplant und gebaut werden. Alles muss rechtzeitig fertig werden: Auf einen Schlag würden tausende Wohnungen fertig! ist auch Jannik Inselkammer überzeugt. Seine Olympia-Bilanz ist einfach: 2023 würde München mehr Wohnungen haben als vor der Olympiade!
Großereignisse wie Olympia leisten ihren Beitrag zur Entwicklung einer Stadt, so Kammerer. Karl Hofmeister pflichtet ihm bei: Er war 1972 im Olympia-Organisationskomitee und verweist auf die Impulse, die die Spiele 1972 für München brachten: Etwas Besseres als Olympia konnte der Stadt 1972 nicht passieren. Was wäre zum Beispiel aus dem Olympiapark ohne die Spiele geworden? Bauhyänen hätten sich das Areal unter den Nagel gerissen! Verleger Adam Jürgen Bergmaier sieht es ähnlich: Ohne die Olympiade 1972 hätten wir in München vieles nicht, meint er und weist auf den Image-Gewinn hin, mit dem sich die Sommerspiele 1972 für München auszahlten: Erst seit damals nimmt man uns in Deutschland richtig wahr.
Es geht nicht darum, ständig zu wachsen, sondern darum, die Region interessant in der Welt zu machen, sagt Peter Kammerer und betont: Alleine von der Bewerbung profitiert München, das schafft Aufmerksamkeit. Thomas Muderlak beziffert den Effekt mit dem Beispiel der Bewerbung um die Spiele 2018: Die Bewerbung hat damals 30 Millionen Euro gekostet, aber das Zehnfache an Werbewert für München erbracht. Das erwartet Thomas Muderlak auch für den Fall, dass München die Spiele 2022 bekommt: Wir können in München damit Geld verdienen, erklärt er. Diese Chance werde kaum wahrgenommen. Es kommt auch Geld herein!