Zur Jahrtausendwende zählte der 13. Bezirk knapp 70.000 Einwohner, heute sind es bereits mehr als 80.000.
Mit diesem enormen und anhaltenden Wachstum nahmen die vielfältigen und zugleich unterschiedlichen Probleme und Wünsche der Bewohner in den acht Stadtteilen kontinuierlich zu. Das wurde jetzt wieder bei der Bürgerversammlung deutlich, zu der mit rund 150 Besuchern allerdings weit weniger als in der Vergangenheit in die Helen-Keller-Realschule gekommen waren. Neue Wohngebiete und damit mehr Verkehr sowie nicht ausreichende infrastrukturelle Einrichtungen machen den Bogenhausern Sorgen.
Michael Schramm, Vorsitzender der Bürgerinitiative aus dem Wagner-Viertel erhielt fast einhellige Unterstützung. Die Initiative hat eine Normenkontrollklage gegen die Verkehrsmaßnahmen der Stadt in diesem Quartier angestrengt. Es geht um den Bau des gegenüberliegenden Prinz-Eugen-Parks für mehr als 3.500 Menschen. »Es entstehen immer wieder neue Wohnanlagen. Ich kann mich aber nicht entsinnen, dass auch neue Straßen, neue Schulen gebaut wurden. Gäbe es die Schule im Prinz-Eugen-Park, wäre die schon voll, auch ohne das neue Wohngebiet. Die Stadt soll erst planen und dann bauen«, erklärte Schramm. Die Grundschule an der Oberföhringer Straße beispielsweise bezeichnete er als »eine Schande«. Sein Antrag, »die Stadt darf im Nordosten keine neuen Baugebiete ausweisen und genehmigen, ohne ein Infrastrukturkonzept für Bogenhausen vorzulegen«, erhielt breite Unterstützung. Einstimmig verabschiedet wurde das Ansinnen von Gerhard Pollath: Verlängerung der U4 zum S-Bahnhof Englschalking eine seit Jahren von Lokalpolitikern und Bürgern geforderte Maßnahme. Doch »frühestens 2023/24 könnte das realisiert werden«, so Stephan Rosteck von der Münchner Verkehrsgesellschaft, weil es von »der Tie-ferlegung der S8, den Plänen, die S-Bahn in einen Tunnel zu verlegen, abhängt«.
Barbara Müller, die gegenüber dem Cosimabad wohnt, monierte die Beleuchtung an der Englschalkinger Straße. Mit dem Bau der Tramlinie wurden die Lichtmasten von der Straßenmitte »da war alles gut ausgeleuchtet« an den Gehweg »zur Straßenmitte hin« verlegt. »Die Lampen hängen sehr hoch, leuchten die Bäume aus, es ist jetzt, im Herbst, rabenschwarz, entgegenkommende Fußgänger sieht man nicht mehr«, klagte Müller.
Die Sanierung der Zufahrt und einen barrierefreien Zugang zur S-Bahnstation Johanneskirchen verlangte Kurt Horz aus der Freischützstraße. »Das ist nicht mehr zumutbar«, meinte er. Wenn die Deutsche Bahn nichts unternimmt, um die Zugänglichkeit zu verbessern, müsse die Stadt München aktiv werden, zumindest die Zufahrt asphaltieren.
Einen »Umbau mit Einfädelspur« von der Weltenburger Straße in die A 94 unweit des Vogelweideplatzes beantragte Jutta Zedelmaier und bekam einhellige Zustimmung. Denn dort sei es gefährlich: »Ich erlebe im Durchschnitt wöchentlich zwei Unfälle, das ist eindeutig zu viel«. Zedelmaier hatte sich erkundigt und war initiativ: »Laut Autobahndirektion ist die Stadt dafür zuständig, aber ich warte seit Mai auf eine Antwort vom Kreisverwaltungsreferat.«
Wolfgang Henselmann-Weiß sprach sich für eine Verlängerung des Parkverbots an der Lohengrin- bis zur Elsastraße aus, forderte Poller auf dem Gehweg vor dem dortigen Konsulat, um das Parken zu verhindern die Bürgerversammlung lehnte aber ab.
Eine knappe Mehrheit hingegen bekam Wolfgang Simler für seinen Vorschlag, die Bushaltestelle samt Wartehäuschen an der Ecke Friedrich-Eckart-/Eggenfeldener Straße aus Sicherheitsgründen für Kinder, Fußgänger und Radler zu versetzen. »Hinter der Haltestelle ist Platz, die Stadt soll mit dem Grundstücksbesitzer, einem Reifengeschäft, zwecks Ankauf verhandeln«.
»Von 22 bis 6 Uhr nur Tempo 50 für die Tram St. Emmeram , lärmschonendes Bremsen und Anfahren« der Wunsch von Günther Scharf wurde bei Stimmengleichheit abgelehnt. Ein Nein gabs auch für den Antrag von Peter Enders, wegen schlechter Übersicht an der Ecke Ismaninger-/Cuvilliesstraße eine Ampel zu installieren. Ebenso abgelehnt wurde die Forderung von Constanze Wegener: Die Stadt übernimmt die laufenden Kosten für den Betrieb des Tierheims an der Riemer Straße.
Positiv beurteilt wurde der Antrag von Birgit Schneider: Zwischen Tramstopp, U-Bahneingang, Taxistand und dem Klinikum, »die Müllhalde zu beseitigen und große Abfallkörbe aufzustellen«. Die Idee des bewilligten Antrags von Isolde von Wittgenstein: Einen Boule-Platz in den Maximilian-Grünanlagen an der Ecke Höchl-/Maria-Theresia-Straße. Dies wäre ein »unglaublich gutes Kommunikationszentrum für vereinsamte Menschen, die Stelle ist nur 150 Meter von der Straßenbahnhaltestelle entfernt, mit Rollstuhl oder Gehwagerl gut zu erreichen«.
Die Stadt soll prüfen, ob für das Verwaltungsgebäude einer Baugesellschaft an der Denninger Straße, an deren Stelle ein Neubau mit mehr als 100 Wohnungen geplant ist, »nicht eine alternative öffentliche Nutzung möglich wäre, wie beispielsweise eine Dependance für das überfüllte Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium« , beantragte Klaus Pflüger. Das Ansinnen des Anliegersprechers wurde mit fünf Stimmen Mehrheit gutgeheißen.
Helmut G. Blessing