Untergiesing wird als Wohnquartier inmitten der hochpreisigen Landeshauptstadt immer attraktiver. Die Gespenster der Zeit in Form von Luxussanierungen, Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen und die Gentrifizierung insgesamt haben längst auch auf die Flaucher nahen Gebiete übergegriffen.
Untergiesing-Harlaching hat man die für viele angestammte Bewohner bedrohlichen Zeichen der Zeit längst erkannt. Jüngstes Beispiel ist die Oefelestraße 15 inmitten des Quartiers. Dort fürchten die 22 Mietparteien, nach dem Verkauf des Gebäudes umfangreiche Mietsteigerungen sowie eine großflächige Umwandlung vieler Wohneinheiten in Eigenheime. Hilfesuchend hatte sich deshalb zuletzt der Sprecher der dortigen Mieter, Hans Lauer, an den BA gewandt. Die deutliche Mehrheit des Gremiums verständigte sich auf eine Unterstützung im engen Rahmen der Möglichkeiten des Stadtteilgremiums. Dabei gingen die Stadtteilpolitiker baulich und technisch in »medias res«. So sprach sich der BA gegen eine geplante Vergrößerung der Balkone an der Oefelestraße 15 aus. Zum einen böte diese einen weiteren Steilpass zur Erhöhung des Mietzinses für die Bewohner. Zum anderen würden jeweils darunter liegende Wohnungen stark verschattet. Auch der vom Erwerber offenbar geplanten energetischen Sanierung wollte der BA so nicht zustimmen.
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Über deren Wirtschaftlichkeit müsse erst in Form eines unabhängigen Gutachtens Nachweis geführt werden, lautete der Tenor im Gremium. Auch stellte sich der BA hinter die Forderung der Hausbewohner, energetische Einsparungen müssten dann auch zum Ausgleich der zu erwartenden Mietsteigerungen angerechnet werden. »Andernfalls würden Umlagen für die energetische Sanierung und gesetzlich mögliche Mieterhöhungen um bis zu 15 Prozent alle drei Jahre für viele Mieter ihre Wohnungen unbezahlbar werden lassen«, argumentierte Lauer. Beim BA traf er mit seiner Einschätzung zumindest bei der Mehrheit auf offene Ohren. Als »eigentlich sehr gut in Schuss« beurteilte unter anderem SPD-Fraktionssprecherin Christa Knappik nach einem Ortstermin zuvor den Zustand des Anwesens aus den 1950er Jahren. Als Segen und Fluch gleichzeitig wurde freilich der ebenfalls geplante Einbau eines Aufzuges gesehen.
Während die Mieter hier einen weiteren Aufhänger für mögliche Mietsteigerungen erkennen wollen und Mietersprecher Lauer auch die ungünstige Lage des Lifts kritisierte (»direkt in meinem Eingangsbereich da muss ich dann künftig mit der Leiter in meine Wohnung steigen«), wollte CSU-BA-Mandatar Konrad Engl nicht nur Nachteile erkennen: »Der Einbau eines Lifts kann durchaus positiv sein schließlich werden die Leute auch immer älter.« Bleibt nur zu hoffen, dass das angestammte Bewohnerklientel angesichts wirtschaftlich erhöhter Belastungen auch wirklich noch in den Genuss der Aufzugsfahrten kommt. Harald Hettich