Endlich geht bei der Münchner S-Bahn mal was weiter. Nach all den Jahren dröger Verbote von Bier, Skaten, Musizieren und sonst allem was Spaß macht in und um die roten Waggons. Jetzt scheint das Blatt sich zu wenden.
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Die S-Bahner schicken säuselnde Werbebotschaften durch ihre knarzenden Lautsprecher.
Bejubelt wird in den Botschaften aber weder eine neue nahverkehrstaugliche Alk-frei-Sorte noch ein neues Mittelchen, um lästige Kaugummis zu entfernen, die mit dem fahrgastlichen Hosenboden eine Einheit eingingen, nachdem sie auf einem Sitzpolster stundenlang einsam zwischen Erding und
Petershausen gependelt waren.
Tataa! Die S-Bahner machen, neutral wie sie sind, Werbung für den Volksentscheid zur Olympiade. Eine Angelegenheit, die man nicht genug loben könnte, denn wenn es schon was zum Wählen gibt, soll sich der Mensch gefälligst auch beteiligen, damit sich nachher keiner beschwert, dass wir keine große Koalition bekommen haben. Bei der Wahl am kommenden Sonntag freilich geht es nicht direkt um Parteipolitik, der gemeine Münchner Grantler darf sich zwischen Ja und Nein für eine
Riesengaudi im Winter Zweitausendirgendwas entscheiden.
Und hier bekommt die Werbegaudi in der S-Bahn ein Gschmäckle. Den lieben Fahrgästen wird klar und deutlich empfohlen, für was sie denn stimmen sollen. Für das große, fette Ja nämlich, weil so eine Olympiade ja immer auch der S-Bahn und dem Nahverkehr und dem Großraum und überhaupt allem zugute kommt.
Schließlich hat schon die Olympiade 1972 das segensreiche
S-Bahnnetz samt vieler Glanzleistungen sportlicher Verspätungen gebracht. Und weil ja ohne so ein Ereignis nichts geht, eine zweite Stammstrecke offenbar schon gleich gar nicht, ist die Stoßrichtung beim Entscheid fast schon Bürgerpflicht: Mit der S-Bahn ins Wahllokal, auch wenns ein Umweg sein könnte, und ein dickes Kreuzerl mit dem Filzstift, mit dem Sie sonst ihren Namen kunstvoll als Tags in die S-Bahnen schreiben, auf das Ja.
Nein, dass ich das noch erleben darf, jetzt ist meine Vorfreude kaum mehr zu bändigen auf weitere Werbedurchsagen. Vielleicht für die Grünen beim anstehenden OB-Wahlkampf?