Die Angst geht um in Untergiesing vor den Gespenstern der Zeit in Sachen Gentrifizierung, Luxussanierungen oder Umwandlungen von angestammten Mietwohnungen in Eigenheime.
An der Oefelestraße 15 werden diese Gespenster moderner Stadtentwicklung auf dem Rücken vieler Alteingesessener einmal mehr deutlicher sichtbar. Insgesamt 22 Mietparteien fürchteten nach dem Weiterverkauf des Hauses an eine
Immobiliengesellschaft vor allem die großflächige Umwandlung in Eigenheime, aufwändige Renovierungen und für die verbleibenden Bewohner eine deutliche Mietzinserhöhung. Der Sprecher der Mietergemeinschaft, Hans Lauer, hatte sich deshalb hilfesuchend an den örtlichen Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching gewandt. Vor allem eine deutliche Vergrößerung der Balkone durch den Neueigentümer sollte verhindert werden laut Lauer »ein Steilpass zur Erhöhung des Mietzinses« durch Attraktivitätssteigerung. Zudem sah die Mietergemeinschaft eine großangelegte energetische Sanierung kritisch. Diese müsse erst auf ihren tatsächlichen Nutzen für die Bewohnerschaft abgeklopft werden. Der BA versprach den verunsicherten Mietern Unterstützung »im Rahmen der eigenen Möglichkeiten«.
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Diese Möglichkeiten und jene der Stadt, in der wichtigen Frage echten Einfluss zu nehmen, sind aber offenbar mehr als begrenzt. Die energetische Sanierung des Bauwerks bedarf keiner Zustimmung der Bauaufsicht, lautet der entscheidende Satz aus der Feder des städtischen Baureferates, das sich auf Antrag des BA mit der umstrittenen Modernisierung befasst hatte. »Der Stadt sind die Hände gebunden«, lautete folgerichtig der Tenor im Bezirksausschuss. »Der BA sieht keine rechtlichen Möglichkeiten mehr«, mußte der Gremiums-Vorsitzende Clemens Baumgärtner den Mietern ins Stammbuch schreiben. Auch die Vergrößerungen der Balkone seien laut Sicht der Stadt rechtens. »Die Anträge sind gescheitert«, pflichtete auch SPD-Fraktionssprecherin Christa Knappik bei.
Mieter Hans Lauer sprach von einer »bedenklichen Entwicklung«. Man habe schließlich beantragt, die Wirtschaftlichkeit der energetischen Maßnahme zu prüfen. Dies sei seitens der Stadt nicht erfolgt. »Es wäre in Sachen Baurecht eine Gesetzesänderung notwendig doch die Wahlen sind ja gelaufen«, lautete ihr Seitenhieb auf die CSU. »Schuld sind immer die anderen«, gab Baumgärtner im nur kurz aufflackernden Fraktionen-Gezänk zurück. Mieter wie Hans Lauer haben von gegenseitigen Schuldzuweisungen ohnehin wenig. Bei einer mittlerweile in München dramatischen Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt zahlen sie immer mehr die Zeche nicht ausreichend gestalteter gesetzlicher Rahmenbedingungen zum Schutz der »kleinen Leute«. In Untergiesing und anderswo. Harald Hettich