Veröffentlicht am 09.12.2013 00:00

München · Münchens einzige Spielleitung im Frauenfußball


Von red
Karin Mayr wird unter den BFV-Funktionären »Platzerl-Karin« genannt.	 (Foto: E.S.)
Karin Mayr wird unter den BFV-Funktionären »Platzerl-Karin« genannt. (Foto: E.S.)
Karin Mayr wird unter den BFV-Funktionären »Platzerl-Karin« genannt. (Foto: E.S.)
Karin Mayr wird unter den BFV-Funktionären »Platzerl-Karin« genannt. (Foto: E.S.)
Karin Mayr wird unter den BFV-Funktionären »Platzerl-Karin« genannt. (Foto: E.S.)

München – Trotz frisch operierter Hand empfängt Karin Mayr die Münchner Wochenanzeiger strahlend zum Gespräch bei sich zu Hause in Neuried. Gastfreundlich erkundigt sie sich sofort, ob sie etwas zu trinken anbieten kann und weist in Richtung des Wohnzimmers. Dort sind auf einem Teller bereits viele Sorten köstlich aussehender Plätzchen angerichtet.

Fairplay München

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Im Interview soll es auch um die beliebten Weihnachtsgebäcke gehen, doch Karin Mayr ist im Amateurfußball nicht nur für ihre feinen Platzerl bekannt: Sie ist eine von fünf weiblichen Spielleitungen im Bezirk Oberbayern und für den Frauenfußball im Kreis München zuständig – alleine. Ein Ehrenamt, das viel Zeit in Anspruch nimmt, aber auch sehr glücklich macht, wie die 45-jährige Münchnerin schildert.

Eine Vorreiterin?

Wenn Frauen sich für Amateurfußball begeistern, stellt sich zwangsläufig die Frage, wann und wie sie zum ersten Mal mit diesem Ballsport in Kontakt kamen – schließlich gilt Fußball heute noch als Männerdomäne. Karin Mayr zuckt nur leicht mit den Schultern: »Mein Bruder hat natürlich vor mir Fußball gespielt, aber das war mir ziemlich egal. Im Jahr 1984 war mein Onkel Platzwart bei Sentilo Blumenau und der Sportverein hatte kurz zuvor eine Frauenmannschaft gegründet. Ich habe den Mädels beim Training zugesehen und dachte mir: So wie die das machen, kann ich es auch. Also bin ich der Mannschaft beigetreten.«

Karin Mayr fand solch großen Gefallen daran, dass sie bis vor sechs Jahren aktiv im Verein spielte, zuletzt beim TSV Neuried. »Ich war schon immer gern im Verein unterwegs, für mich ist das eine große Familie. Es ist immer jemand da, mit dem man ein bisschen ratschen kann – auch heute noch habe ich gute Freunde von damals«, erinnert sich die Münchnerin, die später auch als Abteilungsleiterin für Frauen Juniorinnen beim TSV sowie zwölf Jahre als Trainerin männlicher und weiblicher Mannschaften tätig war. 2008 wurde sie dann beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) aktiv und übernahm die Funktion »Spielleitung Frauen und Juniorinnen« im Kreis München. »Mit dieser Aufgabe bin ich in München alleine.

Es gibt außer mir keine weiteren Frauen in dieser Funktion«, erklärt sie ein wenig traurig, aber auch ein bisschen stolz. Zurecht kann Karin Mayr wohl als eine Vorreiterin im Münchner Frauenfußball bezeichnet werden.

Erfüllendes Ehrenamt

Was genau sind aber die Aufgaben einer Spielleitung? Diese Frage bringt Karin Mayr zum Lachen: »Um ehrlich zu sein, ist das nirgends genau definiert, weshalb wir wahrscheinlich alle ein bisschen zu viel machen. Im Grunde genommen kümmert sich die Spielleitung um einen reibungslosen Ablauf des Spielbetriebs der Frauen, plant und erstellt die Spielpläne, organisiert Hallenmeisterschaften, plant Veranstaltungen und Turniere für ganz Oberbayern, hält Lehrgänge für Trainer ab und führt am Jahresende die Meisterehrungen durch.« Doch dies sei nur ein Teil des großen Ganzen, nebenbei helfe man hier und da aus. Da bleibt schon mal wenig Zeit für andere Dinge, aber die engagierte Frau, die hauptberuflich Schulungen für IV-Systeme bei der Telekom durchführt, ist bestens organisiert. Obwohl sie zu Hochphasen der Saisonvorbereitungen auch mal drei bis vier Urlaubstage am Stück in das Ehrenamt investiert und zu ruhigeren Phasen täglich mindestens eine Stunde damit zu tun hat, hat sie immer noch Zeit anderen Hobbys wie Lesen und Motorradfahren nachzugehen.

»Die Tätigkeit als Spielleitung erfüllt mein Leben und jeden Tag mache ich tolle Erfahrungen«, freut sich Karin Mayr. »Die meisten Spieler begrüßen mich mit Händedruck, die Mädchen umarmen mich. Einmal habe ich von einem Mädchen eine Mail bekommen, in der es mir mitgeteilt hat, dass ich sein Leben positiv geprägt habe. Dieses Schreiben habe ich heute noch. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man weiß, wofür man das alles macht.«

Wieso so wenig Frauen?

Doch Karin Mayr ist nicht nur als Spielleitung eine Seltenheit: Schon seit längerem beklagt sich der BFV über zu wenige Frauen im Fußball – sei es als Spielerinnen, Trainerinnen, Schiedsrichterinnen oder als aktive Mütter, die im Verein mit anpacken. Über die Gründe hierfür kann auch Karin Mayr nur mutmaßen, denn als Frau in einem Männersport sei sie so gut wie nur mit Vorurteilen konfrontiert worden: »Ich denke, dass das Sportangebot der Vereine allgemein sehr groß ist und sich Mädchen von anderen Angeboten mehr angesprochen fühlen. Es mag auch daran liegen, dass sich für Mädchenmannschaften nur sehr schwer Trainer finden lassen, denn oftmals geht es diesen immer noch zu sehr um den Erfolg. Was die Mütter anbelangt, so lässt sich die Mithilfe im Verein oft schlecht mit Beruf und Familie vereinbaren, insbesondere, wenn man mehrere

Kinder hat und diese zu verschiedenen Aktivitäten begleiten muss. Gerade hier müssen aber die Vereine auf die Mütter zugehen und sie direkt ansprechen.« Aktuell arbeite der BFV daran, mehr Mädchen und Frauen an den Ballsport heranzuführen, wie Karin Mayr erklärt: »Lehrerinnen werden dazu angehalten und ausgebildet, mit den Mädchen im Schulunterricht auch mal Fußball zu spielen und einige Vereine bieten kostenlose Schnupperkurse oder Mädchentage an, bei denen es darum geht, denjenigen, die noch nicht im Verein spielen, Spaß und Freude an diesem Sport zu vermitteln.«

Erste Schritte werden also schon unternommen, doch dies genügt der aufgeweckten Funktionärin noch nicht: »Wichtig ist auch, dass der Erfolgsgedanke nicht überhand nimmt. Trainer müssen von Anfang an Werte vermitteln. Fußball bedeutet gegenseitiger Respekt, Fairness, Gemeinschaft und Freude an der Bewegung. Fairplay sollte im Mittelpunkt stehen und alle müssen sich so verhalten, dass man sich nach dem Match die Hand reichen, in die Augen sehen und sogar zusammen etwas trinken gehen kann.«

Und was ist mit den Plätzchen?

Als das Gespräch auf die Plätzchen gelenkt wird, schüttelt Karin Mayr leicht ungläubig den Kopf: »Das ist so klischeehaft – Frau macht Plätzchen für die Männer«, lacht sie. »So war das nicht geplant.«

Tatsächlich hatte Bernhard Slawinski, BFV-Funktionär und Leiter der Initiative »Fairplay München«, den Münchner Wochenanzeigern vorgeschlagen, einen Bericht über die engagierte Fußballfrau zu schreiben. Als Aufhänger zur Adventszeit hatte er die letztjährige Plätzchen-Story genannt, die Karin Mayr amüsiert schildert: »Ich habe den Fehler gemacht, dass ich beim Jahresabschlussfest der Schiedsrichtergruppe München Bernhard Slawinski eine große Dose voller Plätzchen mitgebracht habe. Da es so viele waren, sollte er auch den anderen welche anbieten. Es durfte sich jeder ein Platzerl rausnehmen, den Rest hat er wieder eingesteckt. Die Dose habe ich dann mit der Nachricht ›nächstes Jahr gerne wieder befüllt an mich‹ zurückbekommen.« So blieb die Geschichte an ihr hängen, beim BFV heißt sie seitdem Platzerl-Karin. Möglicherweise dürfen sich die Funktionäre auch dieses Jahr wieder auf Plätzchengenuss freuen. Zusammen mit ihrer Schwester hat sie bislang 18 Sorten gebacken: »Wir ba­cken in großen Mengen und tauschen sie dann untereinander aus. So gibt es eine größere Auswahl. Was überbleibt, nehme ich auf die Münchner Stadtmeisterschaft mit. So haben wieder alle was davon«, so die Bäckerin.

Sie selbst isst am liebsten Aprikosen-Mandel-Keske: »Die verschenke ich recht ungern, weil sie so lecker sind«, scherzt sie. Damit sie aber jeder zu Hause nachbacken kann, verrät sie den unseren Leserinnen und Lesern exklusiv das Rezept und wünscht viel Spaß in der Weihnachtsbäckerei. E.S

Katrin Mayrs Aprikosen-Mandel-Kekse

Zutaten für zirka 65 Stück://

- 100 g getrocknete Aprikosen

- 1 Ei

- 120 g Zucker

- 1 Päckchen Vanillezucker

- 120 g Mehl

- 50 g Speisestärke

- 1 TL Backpulver

- 100 g Butterschmalz

- 100 g Aprikosenkonfitüre

- 50 g gehobelte Mandeln

- 1 Schuss Wasser

Zubereitung: Als erstes die Aprikosen in kleine gleichmäßige Stücke zerkleinern. Butterschmalz, Zucker und Vanillezucker in eine Rührschüssel geben, das Ei dazu schlagen und dann Speisestärke und löffelweise das Mehl und Backpulver dazugeben, verrühren und am Ende die Aprikosenwürfel einstreuen und nochmals mixen.

Den Teig am besten mit zwei Teelöffeln auf ein Blech mit Backpapier geben. Nicht zu eng setzen, denn die Kekse gehen im Ofen auf und würden sonst zusammenkleben. Man sollte kleine Haufen setzen, der Teig wird ganz flach!

Die Plätzchen 15 Minuten lang bei 150 Grad backen und anschließend abkühlen lassen. In der Zwischenzeit gehackte Mandeln in einer Pfanne anrösten und die Aprikosenkonfitüre mit einem Schuss Wasser in einem Topf erwärmen. Die warme Konfitüre auf die Kekse streichen und mit den Mandeln bestreuen.

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