Veröffentlicht am 16.01.2014 00:00

München · Philipp Obermaier unterstützt das Projekt »Fairplay München« ehrenamtlich


Von red
Herz für den Münchner Fußball: Philipp Obermaier ist Bayern-Fan und spielte früher beim ESV Freimann. 	 (F.: privat)
Herz für den Münchner Fußball: Philipp Obermaier ist Bayern-Fan und spielte früher beim ESV Freimann. (F.: privat)
Herz für den Münchner Fußball: Philipp Obermaier ist Bayern-Fan und spielte früher beim ESV Freimann. (F.: privat)
Herz für den Münchner Fußball: Philipp Obermaier ist Bayern-Fan und spielte früher beim ESV Freimann. (F.: privat)
Herz für den Münchner Fußball: Philipp Obermaier ist Bayern-Fan und spielte früher beim ESV Freimann. (F.: privat)

Während der Winterpause ist das Team »Fairplay München« um den stellvertretenden Kreisvorsitzenden des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) Bernhard Slawinski nicht untätig.

Fairplay München

»Fairplay München« - Gegen Gewalt auf Fußballplätzen Die Initiative des Bayerischen Fußball-Verbandes, einem Spiel der Woche und weiteren sportlichen Aktionen, werden von den Münchner Wochenanzeigern unterstützt

Im Gegenteil, unermüdlich werden mit Münchner Vereinen Sitzungen abgehalten, es wird diskutiert, strukturiert und optimiert. Zur im März beginnenden Rückrunde sollen weitere Maßnahmen umgesetzt werden, um Eskalationen auf Fußballplätzen zu verhindern und den Ballsport für Kinder, Jugendliche und Familien wieder attraktiv zu gestalten. Es meldeten sich auch weitere Helfer, die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement zur Verbesserung des Münchner Amateurfußballs beitragen möchten.

Einer von ihnen ist Philipp Obermaier, selbstständiger General Consultant und Mediator. In einem Gespräch mit den Münchner Wochenanzeigern erklärt er, was Mediation ist, inwiefern dessen Anwendung zu Verbesserungen führen kann und weshalb er sich für »Fairplay München« und den Münchner Amateurfußball einsetzt.

Was ist Mediation?

Philipp Obermaier ist ein angenehmer Gesprächspartner. Auf Fragen antwortet er aufgeschlossen, ruhig und stets mit einem freundlichen Lächeln, was ihn sofort sympathisch macht. Der 36-jährige ist Diplombetriebswirt und hat 2009 eine Weiterbildung zum Wirtschaftsmediator und Coach absolviert. Er weiß: »Vielen ist Mediation noch kein Begriff.« Dass sich dies durch seinen ehrenamtlichen Einsatz für das Projekt »Fairplay München« bald ändert, hofft er stark. Seit ein paar Wochen ist Obermaier mit BFV-Funktionär Slawinski in den Münchner Fußballvereinen unterwegs, um ihnen Mediation nahezubringen und die Vermittlung der Techniken als Dienstleistung anzubieten.

Was bei dieser Beschreibung nach einer Sekte klingen mag, ist in der Praxis eine effektive Art des Konfliktmanagements: »Mediation bedeutet ‘Vermittlung’ und ist ein Verfahren, das zwei Konfliktparteien dazu befähigt, gemeinsam eine Lösung zu finden, die die Bedürfnisse und Interessen beider Parteien berücksichtigt«, fasst der Münchner knapp zusammen. »Das Ziel ist also, den Konflikt so zu lösen, dass anschließend alle wieder nachhaltig gut miteinander können.« Besonders zwischen Mannschaften, die sich bei einem hitzigen Fußballspiel bereits in die Haare gekriegt haben, ist ein solcher Lösungsansatz zur Annäherung und Aussöhnung wichtig, denn im Laufe einer Saison treffen sie öfter aufeinander. Werden die Probleme nicht kommuniziert und sinnvoll aufgearbeitet, können sich die Fronten bis hin zur Feindschaft verhärten.

Mediation als Praxis der außergerichtlichen Konfliktregelung soll mit Philipp Obermaiers Hilfe nun in die Vereine und insbesondere zu den Schiedsrichtern getragen werden – nicht zuletzt in der Hoffnung, dass weniger Streitfälle vor dem Sportgericht landen.

Problem: Freiwilligkeit

Generell unterscheidet man zwischen Präventions- und Konfliktlösungstechniken: »Bei der Prävention steht die Vermittlung von gewaltfreier Kommunikation und Reaktion im Mittelpunkt«, beschreibt der junge Mediator. In heiklen Situationen sei die Wortwahl sowie die Körpersprache von großer Bedeutung. Hier bietet Philipp Obermaier Individuen oder ganzen Gruppen an, die Umsetzung zu üben: »Zwischen zwei Mannschaften wird beispielsweise eine Streitsituation inszeniert und im Anschluss gemeinsam analysiert, wie man besser hätte kommunizieren und reagieren können.«

Um hingegen bereits bestehende Konflikte zu lösen, sei es notwendig hinzuhören und das eigentliche Problem zu verstehen, ohne dabei über den Sachverhalt zu urteilen. »Nach einem Streit fungiert ein Mediator also als dritte, allparteiliche Person, leitet das Verfahren, trifft aber keine Entscheidungen bezüglich des Konfliktes.«

Bei der Umsetzung in Sportvereinen sieht Obermaier jedoch eine Schwachstelle: »Mediation basiert auf Freiwilligkeit. Die Parteien müssen beide gewillt sein, den Konflikt konstruktiv beizulegen.« Zwar würden viele Vereine Interesse zeigen, doch die tatsächliche Freiwilligkeit könne erst in einer Konfliktsituation unter Beweis gestellt werden. Bei vielen Vereinen sei dies bislang nicht der Fall, im Ernstfall werde zu sehr auf die eigene Meinung und das eigene Recht gepocht. »An dieser Einstellung müssen wir arbeiten, wobei noch nicht jeder Verein über das neue Angebot Bescheid weiß. Aktuell gehen Bernhard Slawinski und ich auf die Vereine zu, aber für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Vereine bei Streitigkeiten auf uns zukommen, dieses Engagement nutzen oder auch öfter die Konfliktlotsen des BFV anfordern. Einfach vors Sportgericht zu ziehen ist keine nachhaltige Lösung.«

Wird Mediation auch in den eigenen vier Wänden angewendet? Philipp Obermaier muss lachen und gibt zu: »Die Techniken theoretisch schon. Aber wenn man emotional involviert ist, wird es sehr schwierig. In diesem Fall kann man nicht in die Rolle des Mediators schlüpfen, denn dafür ist Neutralität Voraussetzung. Im Job und in der Kommunikation ist diese Haltung jedoch sehr hilfreich.«

Auch mit der Frage, ob es dann doch ab und an mal Streit zu Hause gebe, lässt sich der Experte nicht ködern. Schmunzelnd und mit gewählten Worten antwortet er: »Ich habe manchmal Konflikte, aber ich streite nicht.«

Und warum genau setzt sich Philipp Obermaier in seiner Freizeit für den Münchner Amateurfußball ein? Zum einen ist da die tiefe Verbundenheit zu diesem Sport, wie der zweifache Familienvater gesteht: »Bereits als kleiner Bub ging ich mit meinem Vater zu den Spielen des FC Bayern. Ich wollte schon damals selbst Fußball spielen, meine Mutter hat mich allerdings immer mit dem Vorwand, die Familie habe an Wochenenden was vor, davon abgehalten. Im B-Jugend-Alter ist es ihr nicht mehr geglückt. Zunächst war ich beim ESV Freimann, schließlich bei Eintracht Karlsfeld aktiv. Heute spiele ich nur noch Hobbyfußball.«

An diese Zeiten erinnert er sich gerne zurück, denn mit dem Vereinsleben verbindet er positive Emotionen, Kameradschaft und Zugehörigkeit. Bei der Bedeutung von Fairplay kennt er keine Kompromisse: »Ich habe immer hart, aber fair gespielt und nach dem Spiel war der Wettkampf vorbei. Für mich bedeutet Fairplay Ehrlichkeit, Offenheit, Gerechtigkeit und klassisch-sportliche Leistung.«

»Hessen und Berlin sind uns voraus«

Auf das Projekt »Fairplay München« wurde Obermaier von einem Kollegen aufmerksam gemacht, der ihn mit Bernhard Slawinski vernetzte. »Ich möchte das Fairplay-Team unterstützen, weil Mediation mir Spaß macht, ich Fußball liebe und ich mich auf diese Weise sinnvoll für eine gute Sache einbringen kann. Was Konfliktmanagement im Fußball anbelangt, sind uns Hessen und Berlin voraus. Bayern, speziell München, zieht gerade mit ganz großen Schritten nach!« E.S.

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