»Es spielten sich zum Teil kleine Dramen ab.« Mit diesen Worten musste Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller den Gemeinderäten einen Engpass in der Betreuungssituation für Kinder melden. Doch zumindest im Hortbereich gelang es mittels einer schnellen Maßnahme, den Bedarf in letzter Minute zu decken.
32 Krippenplätze fehlen, 23 Kinder bekommen keinen Kindergartenplatz und über 40 Schulkinder wurden bei der Anmeldung im Hortbereich auf eine Warteliste gesetzt. »Wir hatten wirklich großzügig geplant, aber der Bedarf ist in allen Bereichen rasant gestiegen«, erklärte Gabriele Müller diese Situation. In den Kindergärten haben zumindest alle Kinder, die bis September drei Jahre alt werden, einen Platz bekommen. Für die Kinder, die während des Betreuungsjahres drei werden, sieht es jedoch derzeit schlecht aus. Gekämpft wird mit der personellen Besetzung und das bei allen Trägern.
Kindergarten in München
Kindergärten und Kindertagesstätten in Münchens Umgebung Neueröffnungen und Konzepte geplanter und bestehender Kitas
Im Hortbereich kam der Einbruch vor allem durch den plötzlichen Wegfall von 25 Hortplätzen bei den »Naturindianern«, die in ihrem Zelt am Wieselweg die Auflagen
des Bayerischen Kinderbildungs- und betreuungsgesetzes (BayKiBiG) nicht mehr
erfüllten. »Gerade für die Eltern der neuen Schulkinder ist das besonders bitter, denn die hatten ja bislang ihre Kinder in den Kitas gut und lange betreut«, bedauerte Müller. Die Eltern seien deshalb oft auch in Vollzeit in ihre Berufe zurückgekehrt und stehen nun vor einer äußerst schwierigen Situation, wenn das Schulkind schon mittags nach Hause kommt. Zudem ist die Mittagsbetreuung an der Jagdfeldschule mit derzeit 110 Kindern an ihrer Kapazitätsgrenze angekommen.
Schnelle Lösung dank VHS
Es ist schließlich dem spontanen Einspringen der Haarer Volkshochschule zu verdanken, dass zumindest die Hortsituation mittlerweile wieder entspannt ist: Die VHS bildet mit ihren Kursleitern drei neue Nachmittagsbetreuungsgruppen für Grundschüler in der Jagdfeldschule. Die Räume für das VHS-Grundschulkolleg, so der offizielle Name des neuen Angebots, werden demnächst frei, denn die VHS-Geschäftststelle sowie die Musikschule ziehen in den nächsten Wochen in den
neuen Poststadl am Bürgerhaus um. Diese Entwicklung nahmen nicht nur die betroffenen Eltern mit Erleichterung auf, sondern auch die Bürgermeisterin ist über die Partnerschaft mit der VHS froh schließlich soll die auch später bei den Ganztagsklassen an der Jagdfeldschule eingebunden sein.
Kampagne gegen den Erziehermangel
Um dem allgemeinen Erziehermangel im Kita-Bereich entgegenzutreten, hat die Gemeinde Haar mittlerweile eine Kampagne gestartet, die Pädagogen nach Haar bringen soll. Der Markt an Erziehern ist derzeit komplett abgegrast. Die trägerübergreifende Kampagne, die neben Anzeigen und Internetauftritt auch einen Kino- und Radiospot sowie eine Gratispostkartenaktion in Münchner Szenelokalen, Kinos und Fitnesscentern beinhaltet, ist gerade angelaufen.
Wie dringend die Betreuung gerade bei den Schulkindern ist, zeigt auch die Tatsache, dass die Sommerferienbetreuung durch die Nachbarschaftshilfe ebenfalls aufgestockt werden muss: Zum einen gibt es deutlich mehr Anmeldungen und zum anderen bräuchten die Eltern der Grundschulkinder mehr als die bislang angebotenen drei Wochen Betreuung.
Mehr staatliche
Mittel gefordert
»Seit vielen Jahren bemüht sich die Gemeinde Haar wie andere Kommunen auch die unzureichenden staatlichen Maßnahmen zur Ganztagesbetreuung mit eigenen Mitteln und Ideen zu ergänzen«, sagt Bürgermeisterin Müller. »Gerade wir Gemeinden im Raum München sind jetzt am Ende unserer Möglichkeiten angelangt. Die bayerische Regierung ist dringend gefordert, ein pädagogisch sinvolles Ganztagsmodell für die Schulen auf den Weg zu bringen, das die Bedürfnisse von Lehrern und Kindern, aber auch der zunehmend berufstätigen Eltern besser
berücksichtigt.«