Es wird fast nichts mehr so sein wie vorher: Ardeo-Eiszeit und Christkindlmarkt in Erding werden zusammengelegt. Das hat der Stadtrat jetzt beschlossen.
Rumort hatte es im Hintergrund schon eine ganze Weile: Der Christkindlmarkt wurde kritisiert, weil es zu wenig Kultur und zu viel Buden mit etwas zu Essen gebe. Um hier mehr bieten zu können wird der Markt auch in der Fläche breiter aufgestellt: Schrannenplatz, Kleiner Platz, und Bräuhausgasse werden einbezogen.
Adventsmärkte Weihnachtsmärkte Christkindlmärkte
Weihnachtsmärkte in München und Umland Übersicht der Münchner Christkindlmärkte und Umgebung
Die Stadt hat darüber hinaus ein Auge darauf, wer den Markt beschicken darf.
So sollen vor allem einheimische Anbieter und soziale Verbände zum Zuge kommen. Die Zusammenlegung hat aber auch einen weiteren Effekt: Die Eiszeit ist wegen der dort so beliebten Partystimmung auch mit Lärm verbunden, was die Anwohner nicht immer gutgeheißen haben. Jetzt wird es vergleichsweise konzentriert, und dann kann auch wieder Ruhe sein. Konkret heißt das: Vom ersten Advent bis Heilig Abend ist diese Doppelattraktion für die Erdinger und ihre Gäste zu genießen.
Die Neuorientierung hat aber auch einen recht harten wirtschaftlichen Hintergrund: War die Eiszeit bisher schon im November, konnten die Macher immer wieder erleben, dass es einfach noch zu warm war. Damit stieg der Energieaufwand für die Herstellung der Eisfläche gewaltig an. In der Tat konnte man zuletzt beobachten, dass nur ein Teil der Eisfläche zur Verfügung stand.
Für Ardeo, die für die Eiszeit zuständig bleibt und dem Verschönerungsverein, der den Christkindlmarkt betreibt, bedeutet diese überraschend breite Mehrheitsentscheidung im Stadtrat eine Herausforderung. Und zwar auch in kultureller Hinsicht: Partymusik auf dem Eis, weihnachtliche Klänge zwischen den Buden des Christkindlmarktes, das wird schwierig zu vereinbaren sein. Gleichwohl hat der Christkindlmarkt durch seine größere Flächenausdehnung hier mehr Möglichkeiten, sein Programm auszuweiten. Eine weitere Herausforderung wird sein, dass sich der Markt vor den Weihnachtstagen nicht schnell genug wird abbauen lassen.
Die Gefahr einer verwaisten Budenstadt mitten in der Stadt an beiden Feiertagen wurde im Stadtrat prompt angesprochen. Aber die Öffnungszeiten des Marktes bleiben ein Entgegenkommen auch an die Anwohner und stellen einen gesunden Kompromiss dar: Normalerweise bis 20 Uhr, am Donnerstag bis 21 Uhr. Die ganze Entscheidung des Stadtrates stellt überhaupt den Versuch dar, zwischen allen berechtigten Interessen einen vernünftigen Mittelweg zu finden.
Der Wunsch von Ardeo etwa, auch schon vor dem ersten Advent ein attraktives Angebot zu machen, um Frequenz in die Innenstadt zu bekommen, ist dieser Suche nach einem Kompromiss erst einmal zum Opfer gefallen. Statt dessen gibt es jetzt eine konzentrierte echte Attraktion, aus der sich eine Menge machen lassen kann.
kw