Unterföhring ist ein sehr bedeutender Medienstandort.
Unterföhring hat seit kurzem eine zweite Geothermie-Dublette. Und: Unterföhring ist die kleinste deutsche Gemeinde mit einem Rugby-Verein.
Der Rugby-Club (RC) Unterföhring gründete sich im Juni 2012. Bis er echte Heimspiele austragen konnte, hat es jedoch über zwei Jahre gedauert.
Vor dreieinhalb Wochen feierte der RC Unterföhring sein Debüt auf dem Platz am Etzweg. Im Spiel der Regionalliga Bayern war die zweite Mannschaft des München RFC zu Gast und verlor beim kleinen Nachbarn mit 7:15. »Ein Derby zu gewinnen, ist immer etwas besonderes«, sagt Frank Oettl vom RC Unterföhring. In den
ersten zwei Spielzeiten ihrer noch jungen Vereinsgeschichte hatten die Unterföhringer ihre Heimspiele in Fürstenfeldbruck absolviert, mit dem dortigen Verein bilden sie nach wie vor eine Spielgemeinschaft. »Aber wenn 95 Prozent der Mannschaft vom RC Unterföhring kommen, dann freut man sich, nicht mehr 40 Kilometer zum Heimspiel fahren zu müssen«, sagt Oettl. Der Gemeinde verdanke man sehr vieles. »In Unterföhring wurde und wird eine ganze Menge für die Vereine getan. Das ist keine Selbstverständlichkeit«, meint Frank Oettl. Am Anfang habe sein Verein aber mit einigen »Kinderkrankheiten« zu kämpfen gehabt etwa mit dem laut Oettl falschen Vorurteil, dass das Ball- und Kampfspiel Rugby schlecht für den Rasen wäre.
Der Mannschaftssport ist vor allem auf den britischen Inseln, in Neuseeland, Australien oder Südafrika populär, in den USA hat sich daraus American Football entwickelt. In der populärsten Variante, Rugby Union, versuchen zwei Mannschaften mit je 15 Spielern, den ellipsenförmigen Ball am Gegner vorbei zu tragen und so Punkte zu erzielen. Ab 2016 wird Rugby in einer Variante mit nur sieben Spielern erstmals seit 1924 wieder bei den Olympischen Spielen vertreten sein. Dank dieser Entscheidung sei die Sportart in Deutschland klar im Wachsen, besonders in Bayern, erklärt Frank Oettl. »Davon konnten auch wir profitieren.«
Dabei gibt es in der nahen Landeshauptstadt mit dem München RFC und dem SV Studentenstadt (kurz: StuSta Rugby) bereits zwei etablierte Vereine. Viele Gründungsmitglieder des RC Unterföhring waren zuvor bei StuSta Rugby aktiv, erzählt Oettl. Der Club sei jedoch sehr studentisch geprägt. »Wir hatten den Traum, Rugby vor allem im Breitensport zu etablieren.« Im Juni 2012 wurde der RC Unterföhring aus der Taufe gehoben, inzwischen hat der Verein fast 90 Mitglieder. »Die meisten der heutigen Spieler haben erst bei uns Rugby kennengelernt«, sagt Oettl. Der RC Unterföhring hat also quasi bei Null angefangen. Ungewöhnlich ist, dass die zwei Mannschaften sich fast nur aus Einheimischen zusammensetzen: Die Spieler kommen zum Großteil aus Unterföhring, Ismaning oder dem Münchner Nordosten. »Aber auch bei den angehenden Bierbrauern der Hochschule Freising scheinen wir mit gleich fünf Studenten einen Stein im Brett zu haben«, meint Oettl. Eine Jugendmannschaft kann der Verein bisher noch nicht stellen. Jeden Donnerstag um 18 Uhr jagen Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 15 dem Rugby-Ball hinterher ohne Leistungsdruck. Mit Stefan Gottbrecht hat bereits das erste Eigengewächs den Sprung in den Herrenbereich geschafft.
Neue Mitspieler
stets willkommen
In der Regionalliga Bayern, in der acht Mannschaften um Punkte kämpfen, hat sich der RC Unterföhring das Ziel Klassenerhalt gesetzt. »Ansonsten hoffen wir, unsere Spielerbasis verbreitern zu können und freuen uns über jeden neuen Mitspieler«, sagt Oettl. Trainiert wird immer dienstags und donnerstags um 18.30 Uhr am Etzweg. Das nächste Punktspiel auf dem neuen Platz im Unterföhringer Osten findet am Samstag, 8. November, um 14.30 Uhr statt. Die zweite Mannschaft tritt in der Verbandsliga Bayern Süd gegen Allgäu Rugby Kempten an.
Bis die erste Mannschaft wieder am Etzweg spielt, vergehen noch einige Monate: Das nächste Duell auf Unterföhringer Boden gegen den RFC Bad Reichenhall ist erst für den 11. April 2015 angesetzt. Zuvor geht es unter anderem nach Würzburg und am 22. November zum Derby in die Studentenstadt. Der Grund für die lange Heimspielpause ist der Rückzug der Mannschaft aus
Illesheim, die sich ausschließlich aus einer US-amerikanischen Airbase rekrutiert. Die mittelfränkische Gemeinde Illesheim hat weniger als 1000 Einwohner das örtliche Rugbyteam gehört jedoch keinem Verein an und ist nicht auf deutschem Boden beheimatet. Das macht Unterföhring zur kleinsten deutschen Gemeinde mit Rugby-Verein. »Darauf kann man durchaus stolz sein«, sagt Frank Oettl. »Aber noch stolzer wären wir, wenn der Sport so weiter wächst, dass wir es irgendwann mit weitem Abstand nicht mehr sind.« Benjamin Schuldt