Veröffentlicht am 21.01.2015 00:00

München-Nord · Denkmal für Attentatsopfer im Olympiapark: Bürger befürchten Überwachung


Von red
Von links nach rechts: Bernhard Götz, Pfarrer der ev. Olympiakirche, Mona Bergmann, die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Waldmann, Till von Feilitzsch, die EIG-Vorsitzende Manuela Feese-Zolotnitski und Alfred Hummel-Haslauer, Vorsitzender des BA 11.  (F: js)
Von links nach rechts: Bernhard Götz, Pfarrer der ev. Olympiakirche, Mona Bergmann, die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Waldmann, Till von Feilitzsch, die EIG-Vorsitzende Manuela Feese-Zolotnitski und Alfred Hummel-Haslauer, Vorsitzender des BA 11. (F: js)
Von links nach rechts: Bernhard Götz, Pfarrer der ev. Olympiakirche, Mona Bergmann, die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Waldmann, Till von Feilitzsch, die EIG-Vorsitzende Manuela Feese-Zolotnitski und Alfred Hummel-Haslauer, Vorsitzender des BA 11. (F: js)
Von links nach rechts: Bernhard Götz, Pfarrer der ev. Olympiakirche, Mona Bergmann, die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Waldmann, Till von Feilitzsch, die EIG-Vorsitzende Manuela Feese-Zolotnitski und Alfred Hummel-Haslauer, Vorsitzender des BA 11. (F: js)
Von links nach rechts: Bernhard Götz, Pfarrer der ev. Olympiakirche, Mona Bergmann, die SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Waldmann, Till von Feilitzsch, die EIG-Vorsitzende Manuela Feese-Zolotnitski und Alfred Hummel-Haslauer, Vorsitzender des BA 11. (F: js)

München-Olympiadorf-Milbertshofen · Der Widerstand der Anwohner gegen das Denkmal, das die bayerische Staatsregierung für die Attentatsopfer der Olympiade von 1972 am Olympiapark errichten will, ist ungebrochen.

In Gedenken an die Opfer des Olympia-Attentats 1972 Themenseite zur Entwicklung der Gedenkstätte im Olympiapark München

Auf der Einwohnerversammlung, die kürzlich in der Olympiakirche stattfand, stand Kultusminister Ludwig Spaenle den Bürgern Rede und Antwort und erntete dafür mehrfach Buhrufe. Die Bewohner fürchten unter anderem den Verlust von Freiflächen und Einschränkungen ihrer Privatsphäre aufgrund der Überwachung der Gedenkstätte.

Wie sehr das Thema den Bürgern auf den Nägeln brennt, zeigte bereits der überfüllte Saal. Gekommen sind zu der Versammlung mehrere Hundert Besucher. Nicht jeder konnte einen Sitzplatz ergattern, die Menschenmenge reichte bis in die Gänge. »Ich freue mich über das überwältigende Interesse an dem Denkmal«, sagte Spaenle. Durch die Anschläge in Paris habe die Terrorgefahr wieder »unheilvolle Aktualität« erhalten. Die geplante Gedenkstätte solle über den internationalen Terrorismus der damaligen Zeit informieren und gleichzeitig den Opfern ein Gesicht geben. »Dabei wollen wir aber nur wenig in das Gelände eingreifen«, versicherte der Minister.

Doch genau diesen Eingriff – so gering er auch sein mag – lehnen die Anwohner ab. Das Olympiadorf sei ein städtebauliches Experiment, erklärte Christoph Rothe von der sogenannten Connollyberg-Gruppe, einer Gruppierung von Bewohnern, die sich im vergangenen Jahr mit Unterschriftensammlungen gegen die Errichtung des Denkmals am Conollyberg eingesetzt hatte.

Mit 6.000 Menschen auf 2.500 Quadratmetern sei die Einwohnerdichte in dem Wohngebiet fünfmal so hoch wie der stadtweite Durchschnitt. Dennoch zähle das Quartier zu den beliebtesten Vierteln Münchens. Zu verdanken sei dies vor allem den umliegenden Grünflächen: »Das Olympiadorf funktioniert nur, wenn man seine Struktur unangetastet lässt.« Seiner Forderung, keine Bebauung östlich des Kusocinskidamms und nördlich des Kolehmainenwegs zuzulassen, stimmten die Versammlungsteilnehmer mit großer Mehrheit zu.

Auch den Hügel neben den von Studenten bewohnten Bungalows, der derzeit bei der Staatsregierung als Alternative zum Connollyberg zur Debatte steht, wollen die Anwohner nicht opfern. Da die Wohnverhältnisse in den Häuschen sehr beengt seien, werde die Wiese dringend als Erholungsfläche gebraucht, sagte Mona Bergmann, Haussprecherin des Studentenwohnheims.

Die Sicherheitsmaßnahmen für die Gedenkstätte seien zudem nicht mit der Privatsphäre der Studenten vereinbar: »Die Überwachungskameras filmen uns dann direkt in die Schlafzimmer.«

Vorstellen können sich die Anwohner indes einen Informationsbereich zum Olympiaattentat auf der Fläche des ehemaligen Busbahnhofs am U-Bahn-Ausgang an der Lerchenauer Straße. Unterstützt von der breiten Mehrheit der Versammlungsteilnehmer beantragten dies sowohl Till von Feilitzsch von der Eigentümer-Interessen-Gemeinschaft Olympisches Dorf e. V. (EIG), als auch Constanze Lindner-Schädlich, Vorsitzende des SPD-Ortsverbands München-Milbertshofen.

Befürwortet haben die Anwohner auch die Forderung mehrerer Bürger, die bestehenden Erinnerungsorte besser zu würdigen. In der Connollystraße gibt es nämlich bereits eine Gedenktafel,

an der Hanns-Braun-Brücke wurde zu Ehren der Opfer des Anschlags von dem Künstler Fritz Koenig 1995 der sogenannte Klagebalken errichtet.

Auf Ablehnung stieß indes Spaenles Angebot, die Anwohner in einem Workshop in die Konzeption der neuen Gedenkstätte mit einzubinden. Eine derartige Veranstaltung sei nicht im Sinne der Bewohner, da kein weiteres Denkmal gewünscht werde, erklärte eine Bürgerin. Sein Versprechen, die von den Studenten genutzte Wiese werde frei bleiben und die Gedenkstätte neben dem Erholungsbereich errichtet, quittierten die Versammlungsbesucher mit Buh-Rufen.

Nicht hinnehmbar sei außerdem, dass es kein geregeltes Verfahren dazu gebe, welche Anwohner an der Veranstaltung teilnehmen dürften und welche nicht, rügten mehrere Bürger. Spaenle zog daraufhin seinen Vorschlag eines gemeinsamen Workshops zurück. Über die auf der Einwohnerversammlung beschlossenen Anträge muss nun der Bezirksauschuss Milbertshofen-Am Hart (BA 11) entscheiden. Werden die Forderungen auch vom Stadtteilparlament befürwortet, werden sie zur Beschlussfassung an die Stadt weitergeleitet. Julia Stark

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