Kurze Zeit glaubte ich ja, der Ruf unseres OBs sei falsch.
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Schon kurz nach der Wahl hieß es ja, er träfe sich um elf Uhr vormittags mit einer kleinen Gruppierung, die immerhin genug Vertrauen von den Wählern und damit Stimmen für einen Sitz im Rathaus sammeln konnte, die sich dann aber beim Treffen mit dem noch ungekürten Reiter angeblich mitansehen durfte, wie er sich zuallererst laut rufend ein Weißbier bestellt haben soll und die Vertreter dann sinngemäß gefragt haben soll, was sie eigentlich wollten, sie kleinen Würschterln.
Ich glaube so etwas freilich nicht, ein im Münchner Rathaus großgewordener Verwaltungsbeamter und da längst Speerspitze der Sozialdemokraten und So-etwas-wie-ein-halber-Wahlsieger und mittlerweile Oberbürgermeister der Weltstadt mit Herz, ein so einer bestellt sich doch kein Weißbier an einem Wochentag noch vor Mittag und ein so einer ist doch auch nicht arrogant zu anderen Demokraten, die eben auch gewählt wurden. Nein, der Reiter hat doch keine Mia-san-mia-Mentalität, die hat ein Horst aus Ingolstadt vielleicht, genannt Ministerpräsident des Freistaats Bayern, Nachname Seehofer.
Schlimme Ungezogene sprechen gar von Weißbierlädschn, der heute dies und morgen das sagt, aber Hauptsache der Schaum fällt nicht zusammen. Bei derlei Lied mitzusingen vermied ich schon immer, dafür mag ich das Weißbier zu gern und möchte es nicht in eine solche Ecke mit Gschmäckle gedrängt sehen.
Der Reiter jedenfalls machte große Sympathiepunkte mit seinem Engagement, als die Problematik mit der Not der geflüchteten Menschen für diese bedrohlich wurde, weil die Bedingungen für einen Menschen wohl schlicht unerträglich waren. Reiter hatte gar ein Ohr für Initiativen wie die von Ude einst so verhasste Gruppe Goldgrund, die sich aktiv um Münchner Leerstand kümmert. Da dachte sich der interessierte Bürger in der Haidhauser Altbauwohnung: Oha, da haben wir uns in dem Kleinbürger im Amtszimmer wohl getäuscht.
Pfiffkas. Mit voller Breitseite kehrt nun der Dumpfsinn in Ehe mit dem Modelllokomotivführer aus der Staatskanzlei zurück. Klassische Konzerte sind in München ungebrochen erfolgreich und stets ausverkauft, München hat drei Orchester mit Weltruf, die Stadt an der Isar ist in den Augen etlicher Kenner eine Weltkulturstadt. Dass wir eben aber auch in Kleingeisthausen wohnen, zeigt die Entscheidung von Reiter und Seehofer, die nach Weißbierfahne riecht. Nein, wir bekommen kein Konzerthaus in der Stadt, das architektonisch glänzt und den hochkulturellen Tatsachen entspricht.
Wir stecken lieber 300 Millionen, aus denen am Ende sicher 500 werden, in das Wahrzeichen der Scheußlichkeit am Rosenheimer Berg, »entkernen« und hängen einen neuen Saal hinein, anstatt die Philharmonie dort günstig zu sanieren, akustisch zu verbessern und andernorts der Kunst und der Musik ein Denkmal zu setzen. Aber dafür reicht der Weißbierhorizont leider nicht.