36 junge Männer kamen im vergangenen Sommer aus Eritrea, Uganda, Sierra Leone und aus Nigeria im Landkreis Ebersberg an. In der Grafinger Notunterkunft teilten sie sich fortan einen Raum zu zehnt. Am Dienstag haben sie nun ihre neue »Heimat« an der Bahnhofstraße in Zorneding bezogen. Hier stehen ihnen 25 Wohnräume mit zwei Gesellschaftszimmern, zwei voll ausgestatteten Küchen und zwei Sanitärbereichen zur Verfügung.
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Die gesamten Baukosten für die auf 50 Personen ausgelegte Containerunterkunft am Zornedinger
S-Bahnhof belaufen sich nach Angaben von Stefanie Geisler, Leiterin der Abteilung »Soziales und Bildung« im Ebersberger Landratsamt, auf etwa 985.000 Euro. Die reine Bauzeit betrug drei Monate.
Ursprünglich seien die meisten Räume als Familienzimmer ausgelegt, teilt Marion Wollinsky, die Leiterin der Sozialhilfeverwaltung im Landratsamt mit. Auf die Zuweisungen habe man allerdings keinen Einfluss. Herzlich begrüßt wurden die Neuankömmlinge in einer kleinen Willkommensrunde von Mitgliedern des Zornedinger Helferkreises: Deren Vorsitzende Angelika Burwick kann sich über die Unterstützung von insgesamt 115 ehrenamtlichen Aktiven freuen. Mit vielfältigen Angeboten und Initiativen, soll die Integration der Asylsuchenden »auf Augenhöhe« erfolgen. So soll unter anderem das Zornedinger Bürgerfest als eine Art »Integrationsfest« gefeiert werden.
Mit solchen Aktionen leisten die Ehrenamtler eine nicht zu unterschätzende Hilfe für die Gemeinde: »Das ehrenamtliche Engagement ist wirklich klasse. Hut ab vor der Leistung unseres Helferkreises«, zeigt sich Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) beeindruckt. Auch Burwick selbst zeigt sich sichtlich zufrieden, und lobt ausdrücklich die »super Zusammenarbeit« mit der Gemeinde und dem Landratsamt. Neben finanzieller und organisatorischer Unterstützung habe man im Rathaus »immer ein offenes Ohr« für sämtliche Anliegen des Helferkreises. So hat man in der Gemeinde Zorneding die komfortable Situation, dass pro Asylbewerber gleich zwei Helfer zur Verfügung stehen. Landkreisweit engagieren sich heuer bereits über 400 Ehrenamtler im Helferkreisen. Und das tut Not: Denn die Unterbringungssituation im Kreis Ebersberg muss als äußerst angespannt bezeichnet werden: »Die Zeit nach Jahresbeginn war so etwas, wie die Ruhe vor dem Sturm«, führt Landrat Robert Niedergesäß (CSU) aus. »Allein letzte Woche hat der Landkreis 100 neue Asylbewerber zugewiesen bekommen. Im Landkreis haben wir derzeit nahezu alles an Reserven zur Verfügung gestellt«.
Stand Ende Februar sind im Landkreis 535 Flüchtlinge untergebracht. Als Unterkunft für den Winternotfallplan steht nur noch die Turnhalle des Humboldtgymnasiums in Vaterstetten und der frei gewordene Platz in Grafing zur Verfügung. Im Falle eines Anrufs des Regierungspräsidenten muss die Halle innerhalb von 24 Stunden bezugsfertig sein. »Im Härtefall haben wir lediglich sechs bis acht Stunden Zeit zu reagieren«, teilt der Landrat mit. Schätzungen des Ebersberger Landratsamtes gehen von einem weiteren Zustrom von etwa 300 bis 500 Asylbewerbern bis zum Jahresende aus. Die Fertigstellung der Flüchtlingsunterkunft für 100 Personen in Vaterstetten soll hierbei für eine weitere Entlastung sorgen. Bis spätestens Herbst soll diese bezugsfertig sein. Die momentan noch 14 freien Betten in Zorneding werden freilich auch zeitnahe gefüllt werden.
Von Stefan Dohl