Veröffentlicht am 03.03.2015 00:00

München-Nord · Einrichtung im Hasenbergl kümmert sich um minderjährige Flüchtlinge


Von red
Atisa Lunghammer, Leiterin der ZIO, und einige minderjährige Flüchtlinge, die vor dem Haus der Diakonie Hasenbergl Basketball spielen.	            (Foto: js)
Atisa Lunghammer, Leiterin der ZIO, und einige minderjährige Flüchtlinge, die vor dem Haus der Diakonie Hasenbergl Basketball spielen. (Foto: js)
Atisa Lunghammer, Leiterin der ZIO, und einige minderjährige Flüchtlinge, die vor dem Haus der Diakonie Hasenbergl Basketball spielen. (Foto: js)
Atisa Lunghammer, Leiterin der ZIO, und einige minderjährige Flüchtlinge, die vor dem Haus der Diakonie Hasenbergl Basketball spielen. (Foto: js)
Atisa Lunghammer, Leiterin der ZIO, und einige minderjährige Flüchtlinge, die vor dem Haus der Diakonie Hasenbergl Basketball spielen. (Foto: js)

München-Nord · Acht unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge haben kürzlich in der neuen Zent-ralen Inobhutnahmestelle (ZIO) der Diakonie Hasenbergl, in der Heidemannstraße 41 b, ein vorübergehendes Zuhause gefunden.

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Die 16- und 17-jährigen Jungen sollen dort zwei bis drei Monate bleiben und dann an Jugendhilfeeinrichtungen vermittelt werden. Einer von ihnen ist Fodey (Name von der Redaktion geändert). »Ich bin froh, dass ich hier bin«, sagt der 16-Jährige. Seine Flucht aus dem Senegal nach Deutschland hat etwa ein Jahr gedauert. Fodey wirkt erschöpft. Noch immer sieht man ihm die Strapazen der langen Reise an. »Es war Krieg. Hätte ich meine Heimat nicht verlassen, wäre ich gestorben«, sagt er. Als er sich ohne seine Familie völlig allein auf den Weg machte, war er gerade einmal 15 Jahre alt. Per Bus und auf den Ladeflächen von Pick-ups sei er zunächst nach Libyen gelangt, erinnert er sich. Dort habe er als Maurer auf dem Bau gearbeitet, um die Überfahrt mit dem Boot nach Italien bezahlen zu können. Wie lange er in Libyen geblieben sei wisse er nicht mehr: »Wenn der Alltag so hart ist, verliert man jedes Zeitgefühl.« Auch die Fahrt über das Meer nach Europa sei ein Wagnis auf Leben und Tod gewesen, erzählt Fodey leise. »Sein Schicksal ist typisch für unsere Jugendlichen«, erklärt Atisa Lunghammer, Leiterin der ZIO, die im Februar in einem unscheinbaren Einfamilienhaus inmitten des Gewerbegebiets an der Heidemannstraße eröffnet hat. Die Jugendlichen, die dort eingezogen sind, stammen größtenteils aus Afrika, etwa aus Gambia, Eritrea, Sierra Leone und Somalia. Wichtig sei nun, die Jungen an einen strukturierten Tagesablauf zu gewöhnen, sagt Lunghammer. Dies sei eine der grundlegenden Voraussetzungen, um sie an reguläre Jugendhilfeeinrichtungen vermitteln zu können: »Wer sich dort nicht an die Regeln hält, fliegt nämlich raus.«

In Massenunterkünften wie der Bayernkaserne gebe es jedoch keine festen Strukturen: »Das erschwert die Lage der Jugendlichen zusätzlich.« In der ZIO hingegen erleben sie einen geregelten Alltag. Um 6 Uhr morgens stehen die Jungen auf, duschen, frühstücken und machen sich auf den Weg zur Schule, wo sie auch Deutschunterricht erhalten. Abwechselnd übernehmen die Bewohner das Kochen und die Gartenarbeit auf der 4.000 Quadratmeter großen Freifläche der Einrichtung und sind jeweils für das Säubern und Aufräumen ihrer Zimmer zuständig. Außerdem würden die Jugendlichen mit dem Stadtleben vertraut gemacht: »Im Supermarkt einzukaufen kennen viele von ihnen gar nicht, und U-Bahn zu fahren macht ihnen Angst.« Bei guter Betreuung hätten die jungen Flüchtlinge in Deutschland jedoch gute Chancen, betont Lunghammer, die seit vielen Jahren in der Jugendhilfe tätig ist: »Sie betrachten es als große Chance, dass sie hier sein können, und strengen sich sehr an.« Einem Großteil gelinge es, in zwei bis drei Jahren den Hauptschulabschluss zu erwerben.

Dieses Ziel hat auch Fodey vor Augen. »Später möchte ich gern Konstrukteur werden«, sagt er. Mit der entsprechenden Unterstützung könnte dieser Berufswunsch in Erfüllung gehen. Auf die Mithilfe der Bevölkerung ist indes auch die ZIO angewiesen. »Durch Sachspenden von Bürgern können wir unseren Bewohnern vieles ermöglichen«, sagt Lunghammer. Für ein pädagogisches Projekt werden derzeit Digitalkameras gebraucht. Wer ein Gerät spenden möchte, kann es jederzeit in der Einrichtung abgeben.

Julia Stark

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