Veröffentlicht am 06.08.2014 00:00

Ebersberg · Warm und sauber: Geothermie


Von red

Wärme im Erdinneren ist quasi unendlich und zu jeder Zeit verfügbar, unabhängig von Wetter und Jahreszeit. Umweltfreundliches Heizen, sauberer Strom: Erdwärme macht es möglich. Im Landkreis Ebersberg profitiert bisher aber nur eine Gemeinde von Geothermie.

Energie für die Zukunft

München und Landkreise Münchens setzen auf Geothermie

Der 3. Dezember 2012 war ein bedeutender Tag für Poing, zugleich auch für den gesamten Landkreis Ebersberg: Nach vier Jahren Bau- und Probezeit konnte E.on sein Geothermie-Projekt trotz mehrerer Rückschläge erfolgreich abschließen. Die Gemeinde Poing nimmt mit der landkreisweit einzigen umgesetzten Erdwärme-Versorgung die Vorreiterrolle im Landkreis Ebersberg ein. Mit der Förderrate von rund 100 Litern pro Sekunde wird eine geothermische Leistung von bis zu 10 Megawatt gewonnen.

Nach Angaben des Betreibers Bayernwerk Natur GmbH über den Ausbaustand des Fernwärmenetzes rund um Poing verfügt das Trassennetz über eine Länge von nunmehr 21 Kilometern, die nutzbare Wärmeabgabe beträgt etwa 40 Megawatt und versorgt 600 Kunden aus Gewerbe, sowie öffentliche- und Wohngebäude. Somit besteht nahezu eine Unabhängigkeit von konventionellen Brennstoffen bei der Sicherstellung des eigenen Wärmebedarfs. Die Investitionskosten in Höhe von rund 31 Millionen Euro wurden dabei alleine vom Energiekonzern E.on getragen. Die Gemeinde war somit finanziell nicht an den Ausgaben für die Inbetriebnahme beteiligt.

Beste Bedingungen im Raum München

Laut Auskunft des Betreibers beträgt die Wassertemperatur in Poing um die 76 Grad, ein Wert, der sich aus der geografischen Nähe zum Münchner Raum erklären lässt. Schließlich sind rund um die bayerische Landeshauptstadt die Voraussetzungen für eine energetische Nutzung der Erdwärme so gut wie sonst fast nirgends in Deutschland. In einer Tiefe von 2.000 bis 3.000 Metern befindet sich heißes Wasser, mit Temperaturen von 80 Grad Celsius im Münchner Norden bis über 140 Grad Celsius im südlichen Umland. Im Bereich ihres Fernwärmenetzes sehen die Stadtwerke München ein Potenzial von bis zu 16 neuen Anlagen.

Von diesen hervorragenden thermischen Vorbedingungen profitieren zunächst nur die Gemeinden im nördlichen Ebersberger Gebiet. Nach Auskunft des Klimaschutzmanagers im Landratsamt Ebersberg, Hans Gröbmayr, ist die durchschnittliche Temperatur des Thermalwassers im Landkreis mit »nur« um die 60 bis 70 Grad Celsius signifikant niedriger, als im Münchner Raum. Allein die Nutzung der Geothermie zur Stromerzeugung wird dadurch wesentlich erschwert.

Ein weiteres Hauptproblem für die Realisierung von Geothermie-Projekten ist für alle Gemeinden der Aspekt, die Wirtschaftlichkeit sowie die logistische Herausforderung des Netzausbaus. Dies waren auch die Gründe dafür, weshalb das ambitionierte interkommunale Geothermie-Projekt der Gemeinden Vaterstetten, Zorneding und Grasbrunn schon seit Längerem ins Stocken geraten ist. Dem hinzu gibt es nach der erfolgreich abgeschlossenen Investorensuche nach wie vor gravierende Probleme, eine Ausfallversicherung für die anfallenden Bohrungen abzuschließen.

Als weiteres Hindernis stellte sich die Ungewissheit hinsichtlich der Abnehmerzahlen der Erdwärme in den verschiedenen Gemeinden heraus. Dies gilt besonders für die energie-effizienten privaten Haushalte. Seitdem halten sich die Verantwortlichen aus Vaterstetten, Zorneding und Grasbrunn bedeckt mit konkreten Aussagen, über den gegenwärtigen Stand des Projektes. Von der endgültigen Aufgabe des Erdwärme-Vorhabens ist bislang jedoch keine Rede.

Bewegung in

Markt Schwaben

Neue Bewegung hingegen gibt es wieder in Markt Schwaben. Die Überlegungen in der Gemeinde zur Nutzung der geothermischen Energie reichen zwar bereits bis in die 1990er-Jahre zurück. Dennoch zeigt sich die »Interessengemeinschaft Pro Geothermie« in Markt Schwaben mehr als optimistisch, dass heuer der Einstieg der Marktgemeinde in die Geothermie gelingen könnte. Die infrastrukturellen Gegebenheiten, sowie eine große Anzahl potenzieller Abnehmer wären hier vorhanden.

Desweiteren sind die Probebohrungen und geothermischen Untersuchungen bereits in vollem Gange. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die nächsten Erfolgsmeldungen zur Inbetriebnahme eines Wärmenetzes im Markt Schwaben zu verzeichnen sind. bs, sd

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