Mit aktuell 1.700 Mitgliedern gehört der TSV Trudering zu den mitgliederstärksten Vereinen im Münchner Osten. Im Mai feiert der Verein sein 90-jähriges Bestehen. Im Gespräch mit dem Münchner Samstagsblatt stellten die Vorstände Andreas Marklstorfer und Dirk Richter sowie Projektkoordinator Peter Kisters fest: Trotz seines Alters ist der TSV Trudering ein äußerst lebendiger Verein.
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»Bei der Vereinsgründung 1925 herrschte eine schwierige Zeit in Trudering«, erzählt Marklstorfer mit Blick auf die Historie des Vereins. »Trudering war damals eine ärmliche Gegend, die Eingemeindung nach München kam erst nach Gründung unseres Vereins.« Am 1. April wurde der TSV, damals als »Fußball-Club Trudering«, gegründet. 1929 folgte die Gründung des Turnvereins Trudering. »Beide Vereine fusionierten im Juli 1930 zum Sportverein Trudering«, sagt Marklstorfer. »Am 30. Juli 1947 war die Gründungsversammlung des heutigen TSV Trudering, der sich aus dem SV Trudering und TV Trudering zusammengesetzt hat.« Einen Meilenstein gab es 13 Jahre später: Am 11. Juni 1960 wurde die Bezirkssportanlage an der Feldbergstraße eröffnet. »Das war die wichtigste Entscheidung für alle Truderinger Vereine«, sagt Dirk Richter, zweiter Vorstand beim TSV. »Obwohl 2005 erweitert, ist die Bezirkssportanlage mittlerweile viel zu klein, einige Abteilungen können aktuell schon keine Mitglieder mehr aufnehmen.« Ab 1960 kamen weitere Sparten dazu. 1960 wurde die Handball-Abteilung gegründet, die in den 90er-Jahren große Erfolge feiern konnte und teilweise drittklassig spielte. Die Basketballer folgten 1963, die Stockschützen kamen 1983 dazu. »Wir sind ein lebendiger und moderner Sportverein«, sagt Marklstorfer. »Daher müssen wir auch mit unseren Abteilungen ständig in Bewegung bleiben und dürfen dabei den Blick auf die Zukunft nicht aus den Augen verlieren.«
Ein Meilenstein sei dabei die Gründung der Abteilung »KidsClub« gewesen. Peter Kisters ist Begründer des KidsClub, mittlerweile ist er als Projektkoordinator beim Verein angestellt. »Im KidsClub findet die Grundlagenausbildung statt«, erklärt Kisters, der selbst Vater von zwei Kindern ist. »Dabei geht es nicht um Leistungssport, sondern um eine erste sportliche Orientierung. Wenn die Kinder älter werden, veranstalten wir Probetrainings mit den anderen Abteilungen, um die Kinder dann gezielt und vereinsintern weiterzuvermitteln.« 250 Mitglieder umfasst der KidsClub aktuell, 50 potenzielle Mitglieder stehen auf der Warteliste. »Leider haben auch wir Probleme mit der Hallensituation«, bedauert Kisters. »Aber wir nutzen auch vermehrt andere Möglichkeiten. Wir gehen zu Kindergärten oder in Schwimmhallen.« Ein großes Problem bei der Unterbringung der Mitglieder stellt dabei der zunehmende Drang zu Ganztagsschulen dar. »Die Kinder stehen uns in der Regel erst ab 17 Uhr zur Verfügung«, erklärt Dirk Richter, der selbst Mitglied in der Handball-Abteilung ist. »Früher kamen die ersten Kinder schon um 15 Uhr ins Training. Und um 19 Uhr wollen die Eltern ihre Kinder dann wieder abholen.« 1.200 Mitglieder im Verein sind Jugendliche. Es gibt Lösungsansätze für die Problematik. »Die Zusammenarbeit mit der Stadt München ist sehr gut«, betont Richter. »Trotzdem ist es im Winter natürlich schwierig, wenn viele Sportarten in die Hallen gehen müssen.«
»Insgesamt ist die Situation ein zweischneidiges Schwert«, sagt Marklstorfer. »Wir sind aktuell in der Situation, dass wir vorsichtig Mitglieder aufnehmen. Wir wachsen in neuen Bereichen, die alteingesessenen Abteilungen bleiben allerdings konstant.« So wurde im Jahr 2011 die Abteilung Leichtathletik gegründet, die mittlerweile auf 100 Mitglieder gewachsen ist. 2013 kam die jüngste Abteilung Fechten dazu. »Im Bayerischen Landes-Sportverband geht man davon aus, dass Vereine mit weniger als 2.000 Mitgliedern Probleme haben werden, sich wirtschaftlich zu tragen«, sagt Marklstorfer. »Dieser Weckruf ist bei uns angekommen, wenngleich die Aussage natürlich sehr pauschal ist.« Trudering selbst sei ein stark wachsender Stadtteil, sagt Richter. »Gerade junge Familien ziehen nach Trudering«, so Richter. »Wir haben daher kein Nachwuchsproblem, sondern eher die Sorge, den Nachwuchs bei uns unterzubringen.« Ein entscheidender Baustein war dabei die Beitragserhöhung, die im vergangenen Jahr beschlossen wurde. »Wir werden in allen Abteilungen in qualitativ gute Trainer investieren«, betont Richter. Projektkoordinator Kisters ergänzt: »Die Eltern schicken ihre Kinder dorthin, wo die Qualität stimmt. Wir als Verein brauchen das Know-How unserer Betreuer und natürlich die Mundpropaganda unserer Mitglieder. Unsere Eltern wollen einen Trainer und gleichzeitig einen Betreuer. Teilweise können wir beides in einer Person bieten, teilweise sind eben ein Trainer und ein Betreuer bei den Kindern dabei.« Vor allem die konstant hohen Mitgliederzahlen beim KidsClub belegen diese Aussage. Auch die Fitness- und Gymnastikabteilung startet ab Mai mit dieser Idee im Erwachsenenbereich. »Während die Kleinkinder in einem Spielzimmer betreut werden, können Mama oder Papa in der sich nebenan befindlichen Turnhalle ihrem Sport bei Pilates und Zumba nachgehen«, sagt Kisters. »Diesen Trendsportarten haben wir uns im Erwachsenensport ebenso geöffnet wie der Beteiligung beim Lauf10.«
Trotz allem wird beim TSV auch Tradition gelebt, gerade im Jubiläumsjahr. »Nicht nur bei Vereinsveranstaltungen präsentieren wir unsere Vereinsfahne«, sagt Marklstorfer, der selbst der Fahnenabordnung des Vereins angehört. »Wir sind oft als einziger Sportverein auch bei kirchlichen Festen und anderen Vereinsveranstaltungen mit unserer Vereinsfahne vertreten.« So wird die Fahne unter anderem im Rahmen der Truderinger Festwoche beim Einzug der Vereine präsentiert, kommt aber auch beim Vereinsjubiläum der Truderinger Böllerschützen und bei der Fronleichnamsprozession der Kirche St. Peter und Paul zum Einsatz. »Die Fahne ist zweigeteilt«, erklärt Marklstorfer. »Die Rückseite ist noch die originale Fahne vom TV Trudering und in Rot gehalten. 1975 gab es eine neue Fahne, die von Pfarrer Herbert Kellermann geweiht wurde.« Beim feierlichen Festabend am 30. April in der Aula des neuen Truderinger Gymnasiums (81827 München, Friedenspromenade 64) wird das neue Fahnenband geweiht. »Wir sind sehr stolz, dass unser Hochwürden Herbert Kellermann dieses Band weihen wird«, freut sich Marklstorfer auf diesen historischen Moment. »Er hatte damals mit der Fahnenweihe 1975 eine seiner ersten Amtshandlungen vorgenommen und in diesem Jahr schließt sich der Kreis.« Kellermann wird in der zweiten Jahreshälfte in den Ruhestand gehen. »Er ist eine wichtige Truderinger Persönlichkeit und eng mit dem TSV verbunden«, sagt Marklstorfer. Neben dem Festabend am 30. April, bei dem als Stargast der Comedian Chris Böttcher auftreten und sein Programm »Spielbetrieb« präsentieren wird, veranstaltet der TSV am 1. Mai ein Sportfest, bei dem alle Abteilungen teilnehmen werden. »Das wird eine tolle Veranstaltung«, freut sich Marklstorfer. »Damit wird auch der Zusammenhalt innerhalb der Abteilungen präsentiert.«
Der TSV Trudering geht also ohne Sorgen in die Zukunft. »Wir sind ein gesunder Verein«, betont Richter. »Finanziell haben wir keine Probleme und lassen als einer der wenigen Sportvereine auf freiwilliger Basis jedes Jahr eine Bilanz erstellen. Aber auch innerhalb des Vorstands haben wir umstrukturiert, um die Tradition wahren zu können, ohne dabei den Blick auf die Zukunft zu verlieren.« So gibt es beispielsweise seit diesem Jahr ein Mitglied im Vorstand, der für die Neuen Medien sowie die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. »Wir im Vorstand haben andere Aufgaben wie früher«, sagt Marklstorfer. »Wir sind Problemlöser und keine Patriarchen. Unsere Aufgabe ist es, alle Entwicklungen zu begleiten und innerhalb des Vereins zu organisieren. Alle Neuentwicklungen kommen direkt aus den Abteilungen heraus.«
Für die Fest-Veranstaltung am 30. April gibt es noch Restkarten zum Preis von 20 Euro. Die Karten können am Montag, 27. April, von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr auf der Geschäftsstelle des TSV Trudering (81825 München, Feldbergstraße 65) erworben werden.
Von Sebastian Weber