Veröffentlicht am 26.05.2015 00:00

Giesing/Harlaching · Überplanung des Osram-Geländes steht in den Startlöchern


Von red
Auch über den Erhalt, die Renovierung und die mögliche Nutzung des denkmalgeschützten Osram-Gebäudes wurde nachhaltig diskutiert.	 (Foto: HH)
Auch über den Erhalt, die Renovierung und die mögliche Nutzung des denkmalgeschützten Osram-Gebäudes wurde nachhaltig diskutiert. (Foto: HH)
Auch über den Erhalt, die Renovierung und die mögliche Nutzung des denkmalgeschützten Osram-Gebäudes wurde nachhaltig diskutiert. (Foto: HH)
Auch über den Erhalt, die Renovierung und die mögliche Nutzung des denkmalgeschützten Osram-Gebäudes wurde nachhaltig diskutiert. (Foto: HH)
Auch über den Erhalt, die Renovierung und die mögliche Nutzung des denkmalgeschützten Osram-Gebäudes wurde nachhaltig diskutiert. (Foto: HH)

Es ist eines der wirklich großen, städtebaulichen Entwicklungsgebiete im pulsierenden, aber auch von latenter Wohnraumknappheit gekennzeichneten Untergiesing: …

Wohnen statt Industrie

Auf dem Osram-Gelände in Giesing/Harlaching sollen 370 Wohnungen entstehen Themenseite

Die Planungen für das neue Wohnquartier auf dem ehemaligen Osram-Gelände am Saum der Isarauen wollen Investoren, Stadt- und Stadtteilpolitik im engen Kontext mit den Bürgern vorantreiben. Was das im Detail bedeutet, wurde bei der eigens zum wichtigen Zukunftsthema anberaumten Einwohnerversammlung vor Wochenfrist deutlich. Die Bürger wollen ein starkes Wort bei der Überplanung mitreden. Dabei erwiesen sich gleich drei Themenfelder als klare Kristallationspunkte: Es soll in bekannt schwieriger Münchner Gemengelage möglichst reichlich bezahlbarer Wohnraum geschaffen und zudem die diffizile verkehrliche Problemstellung vor Ort mit sensiblen Isarauen und unverückbarem Ring-Strom weiter nördlich sinnvoll aufgedröselt werden. Damit nicht genug: Auch über die Zukunft oder Nicht-Zukunft des denkmalgeschützten Osram-Hauses im Zentralbereich des Areals wurde intensiv und durchaus kontrovers diskutiert.

Noch firmiert die zentrale Immobilie im Planungsgebiet als Hinweisgeber auf frühere Eigentumsverhältnisse: Doch das rund 32.000 Quadratmeter große Sahne-Areal befindet sich seit dem Vorjahr in neuen Besitzerhänden: Ausgeschrieben liest sich das neue Eigentümerkonglomerat fast so lang wie die Bürgerwünsche für das Gelände. »ABG, Allgemeine Bauträgergesellschaft mbH & Co. Objekt Hellabrunn KG« lautet der Lindwurm im Grundbuch, den es für Mitarbeiter wie Interessenten der künftigen Vor-Ort-Einheiten bestmöglich auswendig zu lernen gilt. Doch die Projektentwicklung wird nicht von der ABG alleine, sondern im Zusammenwirken mit der »Park Immobilien Bauträger GmbH & Co. KG« gestemmt – einem Unternehmen der bekannten Büschl Unternehmensgruppe, die zuletzt auch den Agfa Park fast nebenan auf Obergiesings Höhen aus dem Boden gestampft hatte.

Auf dem Gelände in isarnahem Terrain haben die Macher viel vor in den kommenden Jahren. Hier sollen neben fast 400 Wohnungen auch reichlich weitere Infrastrukturanstrengungen Raum greifen: Platz fürs Gewerbe ist geplant, ein Nahversorger, Kindertageseinrichtungen und ein grüner Anschluss an die Isarauen.

Rainer Sticken als geschäftsführender ABG-Mitgesellschafter war bei der Versammlung bemüht, auch den Ansprüchen der Bürger zu genügen. Nicht nur die Interessen der Investoren, sondern auch der Menschen vor Ort und der potentiell künftigen Bewohner des Gebietes würden in die Planungen mit einfließen. Erster Härtetest auf diesem Weg: Was passiert mit dem alten Osram-Verwaltungsgebäude?

Seitens des örtlichen Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching glaubt man nach intensiven Abwägungen eine zukunftsfähige Lösung erarbeitet zu haben. »Es sollte Platz geschaffen werden für ein qualitativ hochwertiges Gebäude«, machte BA-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) aus der Intention seines Gremiums pro Abriss der bislang das Terrain prägenden Immobilie kein Geheimnis. Allerdings: Es gibt gerade seitens des Denkmalschutzes entschiedene Stimmen, die vehement für einen Erhalt der Immobilie eintreten. So gehört das jahrzehntelang den Mitarbeitern des Leuchtenriesen bestens vertraute Ensemble zu den frühesten Großraumbüro-Arrangements des »Wirtschafts wundernden Deutschland – zudem verfügt der heute von außen seltsam schmucklos anmutende Kubus über eine offenbar in Fachkreisen ganz besonders faszinierende Form der Vorhang-Fassade aus Aluminium und Glas. Die Stadt will hier offenbar bewusst einen Spagat wagen.

Im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs soll erwogen werden, »ob und gegebenenfalls in welcher Form dieses Haus erhalten werden kann«, mochte Anina Bühler vonseiten des städtischen Planungsreferates auch einen Erhalt nicht von der Hand weisen. Doch auch ein möglicher Erhalt des offensichtlichen Architektur-Monuments birgt nach Expertensicht Risiken: Wie Joseph Mittertrainer vom Architekturbüro »bgsm« zu bedenken gab, sei eine Fassadensanierung und -Erneuerung im Falle eines Erhalts dieses Denkmals deutscher Industriegeschichte unausweichlich. Erst dann sei eine harmonische Integration ins neue Viertel und eine künftige Nutzung als Büro- oder Hotelarrangement realisierbar. Vor allem mit der Perspektive Hotel aber stieß Mittertrainer auf wenig Gegenliebe. In den eigens anberaumten Diskussionsrunden und Fachgremien am gleichen Abend sprachen sich viele Bürger gegen ein Hotel vor Ort aus.

Wünsche der Bürger aufgelistet

Apropos klare Forderungen. Die Bürger aus Untergiesing und der Umgebung sparten nicht an der Formulierung klarer Eigen-Vorstellungen bei der Realisierung eines städtebaulich durchaus Chancen bietenden Quartiers. Im Kern müsse die Verkehrsproblematik gelöst werden, war als klarer Themen-Tenor zu vernehmen. In sensibler städtebaulicher Gemengelage müsse vor allem der auch durch die Baumaßnahmen entscheidend wachsende Parkdruck kanalisiert werden. Unbedingt sei das neue Stadtquartier an den übergeordneten Verkehr direkt anzubinden – will heißen, das neue Viertel soll an den Mittleren Ring angeschlossen werden. Damit nicht genug: Die benachbarten Wohnstrukturen sollten ans neue Quartier harmonisch angebunden sein, dem Zuwachs auch an sehr junger Bevölkerung müsse mit Kita- und Schulplanungen Rechnung getragen werden. Der Spagat wurde noch erweitert. Im neuen Quartier müsse sich auch die bestehende Sozialstruktur des Stadtteils widerspiegeln und das neue Quartier unterschiedlichen Einkommensgruppen zugänglich gemacht werden. Abschottung gegen die Immissionen des Mittleren Rings und echte Frischluftschneisen von der Isar her soll das neue Quartier bieten.

Ein städtebaulicher Wettbewerb mit internationaler Ausrichtung soll den Königsweg erlebbar machen: Gegen Ende des Jahres sollen dann nach einer Entscheidung des Preisgerichtes deutliche Konturen sichtbar werden. HH

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