»Einen Karren Bier, zwei Metzen Getreide, einen Frischling, zwei Hühner und eine Gans« das war der Lehenszins, den Bischof Hitto von Diakon Huuezzi anno 815 für das Johanneskircherl verlagte.
1200 Jahre Johanneskirchen Themenseite zur ereignisreichen Historie des Viertels Rund um Feierlichkeiten
1200 Jahre ist es nun her, dass die kleine Kirche in Johanneskirchen erstmal urkundlich erwähnt wurde. Anlässlich dieses runden Geburtstages feierte der Pfarrverband bestehend aus St. Thomas und St. Lorenz am vergangenen Sonntag einen Festgottesdienst mit dem Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx.
Dieser eröffnete den Festgottesdienst direkt vor dem Johanneskircherl bei strahlendem Sonnenschein. Rund 500 Bogenhauser waren gekommen, um mit ihm und dem Pfarrverbandsleiter, Willi Huber den runden Geburtstag zu feiern. Nach ersten einleitenden Worten von Pfarrer Huber und einer liturgischen Eröffnung durch Kardinal Marx zog die Festgemeinde über die Johanneskirchner- und Nußstraße zum Schulzentrum für Gehörlose. Dort fand der Festgottesdienst statt, der von den Bläsern und Sängern aus St. Thomas musikalisch begleitet wurde. Kardinal Marx skizzierte in seiner Predigt die wechselhafte Geschichte des Christentums in den letzten 1200 Jahren, scheute sich aber auch nicht davor, die aktuelle Asylpolitik kritisch zu hinterfragen. Anschließend an den rund zweieinhalbstündigen Festgottesdienst fand ein großes Pfarrfest auf dem Schulgelände an der Musenbergstraße statt.
Für Groß und Klein war eine Menge Unterhaltung geboten. Wer sich noch genauer über die historischen Hintergründe des Johanneskircherls informieren wollte, konnte am späten Nachmittag die Historikerin Karin Bernst vor Ort befragen. Sie hat eigens zu diesem runden Geburtstag ein Buch zur Historie des Kircherls herausgebracht. Erstmals 815 urkundlich erwähnt, entstand der heutige Kirchenbau mit einem Chorturm im 13. Jahrhundert. Der spätromanische Bau war zugleich eine Wehranlage, deren ovale Mauer ursprünglich etwa doppelt so hoch war wie heute. Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche barock umgestaltet, ihr burgartiger Charakter ändert sich und die Ringmauer wurde auf die heutige Höhe abgetragen. Umfangreich renoviert wurde das Kircherl 1923 durch Kaplan J. Sellmaier von St. Lorenz. Weitere umfangreiche Restaurierungen fanden 1938/1939 sowie 1953 statt.
Anfang der 1970er-Jahre gingen die Restaurierungsarbeiten weiter und es stand eine Neugestaltung des Friedhofs an. Seit 1983 hat das Johanneskircherl auch zwei neue Glocken, 1992 wurde das feuchte Mauerwerk trockengelegt und ein Jahr darauf die neue Orgel eingeweiht. 2003 erhielt das Johanneskircherl einen Volksaltar, 2010 wurde die Sakristei saniert und das gesamte Mobiliar erneuert. Die Friedhofsmauer beschäftigte die Gemeinde im vergangenen und diesem Jahr erneut. Sie wurde ausgebessert und erhielt einen neuen Anstrich.
Pünktlich zum runden Geburtstag erstrahlte das kleine Kircherl nun in neuem Glanz.
Die Feierlichkeiten zum 1200-jährigen Bestehen von Johanneskirchen gehen noch bis in den Herbst hin weiter. Von 2. bis 5. Juli laden zunächst die Künstler der Wiedefabrik (Rambaldistraße 27) zu einer Sommerausstellung und öffnen ihre Ateliers und Werkstätten.
Die genauen Öffnungszeiten finden Sie unter www.wiede-fabrik.de
Eine Führung durch das Johanneskircherl findet am 3. Juli um 14 Uhr, sowie ein geführter Spaziergang entlang des Johanneskirchner Geschichtpfades am gleichen Tag von 15 bis 16 Uhr statt. Nach einer kurzen Sommerpause geht es dann im Herbst wieder weiter mit zahlreichen interessanten Veranstaltungen rund um »1200 Jahre Johanneskirchen«. Andrea Hinze