Veröffentlicht am 14.08.2015 00:00

München · Sommergespräch: Vielen fehlt das Gefühl für Geld


Von red

Gehört Schuldenmachen heute zum guten Ton? Gibt es »gute« und »schlechte« Schulden? Gibt es überhaupt noch den Begriff »Ehrenschulden« oder ist es viel mehr »schick«, Schulden zu machen?

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Und was gibt es für Präventionsmöglichkeiten, um gar nicht erst in die Schuldenfalle zu geraten? Bei unserem Sommergespräch haben wir Menschen an einen Tisch gebracht, die täglich mit dem Thema Geld und Schulden konfrontiert sind.

Lebhaft diskutierten die Vertreter der Wirtschaft, der Politik, der Schuldnerberatungs- und Präventionsstellen, aber auch eine Vertreterin eines Inkassobüros. Einig war sich die Runde, dass Schulden keineswegs schick seien. Was allerdings die jeweiligen Schuldner und die Gründe für das Verschulden betraf, so gab es unterschiedliche Meinungen.

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Vielen Bürgern fehle heute das Gefühl für Geld, hat Kajetan Brandstätter (Business Club Bavaria, ein Netzwerk von kooperierenden Geschäftsleuten) festgestellt. Das fängt im Kleinen an, wenn ein Bürger einen Dispokredit nach dem anderen aufnimmt oder ausgiebig im Internet bestellt, und hört im Großen auf, wenn bei Themen wie »Griechenland« oder »Flughafen Berlin« nur so mit den fehlenden Milliardensummen jongliert wird.

Im Elternhaus werde gar nicht über Geld gesprochen, kritisierte Torsten Sowa vom Verein H-Team e.V., ein Verein, der ambulante Hilfsdienste für bedürftige Mitbürger anbietet. »Die Kinder wissen nicht, was die Eltern verdienen und wo das Geld herkommt«. Das sei »typisch deutsch«: Über Geld spricht man nicht.

Erschüttert über die große Unwissenheit, die bei der Jugend bei Themen wie Geld, Schulden und Verträge bestehe, zeigte sich Melina Welscher, Leiterin der Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle beim H-Team. »Der Handyvertrag ist der Klassiker«, so Welscher. Bei ihren Schulveranstaltungen trifft sie immer wieder auf junge Menschen, die überhaupt keine Ahnung von Vertragsgestaltung haben. »Die wissen nicht, wie lange ihr Handyvertrag läuft oder dass man ihn kündigen muss.«

»Schulden per se sind meines Erachtens nicht schlimm. Es kommt aber darauf an, wofür«, so Reinhard Andres, Vorstand der Raiffeisenbank München-Süd. Der Verbraucher müsse überlegen: »Welche Schulden kann ich mir leisten? Welche nicht? Und für welche Verwendungszwecke nehme ich die Schulden auf?«

Eine eigene Wohnung oder ein neues Auto, das seien langfristige Investitionsgüter. »Wenn ich Geld für Konsum verwende, um beispielsweise in den Urlaub zu fahren, dann sollte lieber vorher gespart werden.«

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