Veröffentlicht am 19.08.2015 00:00

München · Perspektivenwechsel


Von red

Liebe Münchnerinnen und Münchner! einmal jährlich räumen wir unsere Stühle im Plenarsaal des Deutschen Bundestages für die jüngere Generation, die versucht im Planspiel »Jugend und Parlament« unsere Arbeit als Abgeordnete nachzuvollziehen.

Aktuelle Kolumne von Claudia Tausend (SPD) Bundestagsabgeordnete Wahlkreis München Ost

Dieses Jahr konnte ich dem Schüler Ferdinand Scholz aus München die Teilnahme ermöglichen. Dies war nicht nur ein spannender Einblick für ihn, sondern auch eine interessante Erfahrung für mich. Denn ich bekam unseren parlamentarischen Alltag mal aus einem anderen Blickwinkel gespiegelt.

Vier Tage widmete er sich zusammen mit den anderen jugendlichen Teilnehmern Arbeitskreis-, Fraktions- und Ausschusssitzungen an den Originalschauplätzen des Bundestags, was besonders beeindruckend auf die Nachwuchsparlamentarier wirkte. Für das Planspiel bekam Ferdinand eine neue Identität und das Los entschied, dass er um 45 Jahre alterte, vor seiner »parlamentarischen Tätigkeit« als Gewerkschaftssekretär aktiv war und als Abgeordneter der APD, der fiktiven Arbeitnehmerpartei Deutschlands, angehörte. Er durfte sich als Mitglied des Innenausschusses an ein hochaktuelles ­Thema wagen und an der Ausarbeitung eines Einwanderungsgesetzes mitwirken. Dabei konnte er sogleich hautnah erleben, wie schwierig die Aushandlungsprozesse im Parlament gerade bei so kontroversen Themen sind. Weil er am Ende das Gefühl hatte, seine APD sei vor dem fiktiven Koalitionspartner CVP zu stark eingeknickt, sah er sich in der Schlussabstimmung zur Enthaltung gezwungen. Wie die echte Sitzungswoche auch fand das Planspiel in der Plenarsitzung seinen Höhepunkt. Schon allein die Möglichkeit, im Plenarsaal Platz zu nehmen, war für meinen Gast eine besondere Ehre.

Als Fazit hob Ferdinand hervor, dass er überrascht war, wie zeitaufwändig die Arbeit im Bundestag tatsächlich ist. Das wurde schon daran deutlich, dass die Teilnehmenden des Planspiels ihre Abend nicht mit Partys und Feiern verbrachten sondern mit intensiver Lesearbeit und Vorbereitung, wie er mir versicherte.

Mir ist es sehr wichtig, einen Einblick in meine Arbeit zu geben. Ich lade daher regelmäßig Schulklassen nach Berlin den Bundestag zu besuchen oder komme zu Diskussionsrunden in die Münchner Schulen. Politische Bildung möglichst anschaulich zu gestalten empfinde ich als einen wichtigen Beitrag zur Demokratie.

Ihre

Claudia Tausend

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