Wer dieser Tage am Münchner Hauptbahnhof ist, bekommt einen Eindruck davon, wie viele Menschen derzeit täglich in die Landeshauptstadt kommen. Der Bahnhofsvorplatz an der Arnulfstraße ist komplett abgesperrt.
Überall stehen Einsatzfahrzeuge der Bundespolizei, Schaulustige, Helfer, Fotografen und Fernsehteams. Am Starnberger Flügelbahnhof rollen im Stundentakt die Züge mit den Flüchtlingen aus Österreich und Ungarn an. In der dortigen Schalterhalle erhalten die Ankömmlinge ihre erste Verpflegung und eine medizinische Untersuchung, bevor es weiter in die Erstaufnahme- und Notunterkunftsstellen geht. Alleine am Wochenende und zum Wochenanfang registrierten die Behörden über 30.000 Ankünfte.
Auch am Montagnachmittag warteten im Hauptbahnhof rund 70 Bundespolizisten auf die Ankunft der Züge aus Österreich. »Um 14.30 Uhr waren es etwa 200, um 16.30 Uhr kommen wieder etwa 200 Flüchtlinge hier an«, berichtete Simon Hegewald, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Bundespolizeiinspektion München, dieser Zeitung. Er rechne damit, dass weitere Züge mit Flüchtlingen bis in den späten Abend ankommen. »Ein Ende ist noch nicht abzusehen«, sagt er. Wenn die Züge eintreffen, werden diese zunächst von den Bundespolizisten kontrolliert, danach werden die Flüchtlinge auf verschiedene Stellen im Hauptbahnhof verteilt. Das Problem am Montagnachmittag: Aufgrund der vielen Ankommenden musste die Registrierung am Hauptbahnhof abgebrochen werden. Die bayerischen Behörden konnten die Registrierung neuer Flüchtlinge nicht mehr bewältigen.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) forderte mehr Unterstützung von anderen Bundesländern. »Was wir jetzt brauchen, ist eine uneingeschränkte Solidarität«, sagte er. Die Verteilung der Menschen sei noch nicht ausreichend koordiniert.
Seit Sonntag neigen sich nun die Bettenkapazitäten in der bayerischen Landeshauptstadt dem Ende zu, weshalb eine Verteilung auf alle Bundesländer nach dem Königsteiner Schlüssel im Vordergrund stehe, heißt es aus dem Polizeipräsidium München. »Unsere Kapazitäten schwinden. Wir kommen an unsere Grenzen und zwar sehr deutlich«, betont Simone Hilgers, Sprecherin der Regierung Oberbayern.
Eine Entlastung könnte das geplante Verteilzentrum in Leipzig sein. Dort könnten etwa 4000 bis 5000 Flüchtlinge aus München aufgenommen werden, berichtet der MDR.
Trotz des starken Zustroms ist die Solidarität vieler Münchner groß. Ankommende Flüchtlinge wurden von Münchnern, Helfern und auch den Einsatzkräften mit Applaus begrüßt, die Kinder mit Stofftieren empfangen. sd/ch