Große Münchner Tunnel-Projekte entlang des Mittleren Rings sind abgeschlossen Andere dümpeln seit Jahren vor sich hin. Das könnte sich nun ändern. Bereits Mitte Oktober diesen Jahres will der Münchner Stadtrat die Zukunft weiterer Unterführungsbauten entscheidend bündeln.
In einer Art Endausscheidung des Wettstreits der Prioritäten sind drei Tunnelbaumaßnahmen besonders im Fokus: neben einer unterirdischen Trasse im Bereich Isarring / Englischer Garten und entlang der Landshuter Allee hat auch die Option Tegernseer Landstraße weiter Fahrt aufgenommen. Wenn es nach dem Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten geht, dann muss die Röhre entlang der Tegernseer Landstraße Priorität haben. Einstimmig und über alle Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg sprach sich das Stadtteilgremium in seiner jüngsten Sitzung für eine zeitnahe, notwendige und weitergehende Planung für den südöstlichen Mittleren Ring aus. Regional weitreichend soll die Planung für die Untertunnelung des Rings sein und von Candidbrücke über die Tegernseer Landstraße die Chiemgaustraße und den Innsbrucker Ring bis hin zum Leuchtenbergring führen.
Zwar sind Teile dieses gewünschten Unterführungskonstrukts gar nicht auf dem Terrain Obergiesing-Fasangartens befindlich. Doch eines Rückenwindes vonseiten der Nachbarn darf man sich wohl relativ sicher sein. Denn ein entsprechender Antrag fußt maßgeblich auf gemeinsamen Bestrebungen der Stadtteile Berg am Laim, Ramersdorf-Perlach, Untergiesing-Harlaching und eben Obergiesing-Fasangarten für eine konzertierte Ring-Offensive. Die Obergiesinger waren schlicht in Sachen Sitzungs-Termin zuerst dran durften also die erste Antragsduftmarke setzen. Davon machten sie im Sitzungslokal am Giesinger Bahnhof denn auch ausführlich Gebrauch. »Stellvertretend für 250.000 Münchner Bürger strebe man die nachhaltigen Verbesserungen am Mittleren Ring in diesem wichtigen Abschnitt an«, lautete der Tenor im Stadtteilgremium auch stellvertretend für die später tagenden Nachbar-Bezirksausschüsse.
Aber auch einmal mehr Verwunderung und Ärger über die Haltung der Stadt war bei den Obergiesinger Bürgervetretern spürbar. »Ewig muss man auf eine Machbarkeitsstudie zum Tunnel warten und jetzt wird die Sache plötzlich wie eine Sau durchs Dorf getrieben«, fand SPD-Fraktionssprecherin Birgit Knoblach deftige Worte für die plötzlich deutlich schnelleren Planungs-»Bohrungen« der Stadt. Für eine fundierte Stellungnahme des BA bleibe da keine Zeit mehr, monierte Knoblach im Chor mit weiteren BA-Mitgliedern wie etwa Grünen-Mandatar Joachim Lorenz. Er kritisierte das Procedere der Stadt. Der BA werde einmal mehr missachtet. Insgesamt haben die Bezirksausschüsse mit Blick auf die zahlreichen Problemfelder entlang der Ringtrasse klare Vorstellungen. »Weniger Lärm und Abgase, besserer Verkehrsfluss und ein Rückgewinn urbaner Räume«, davon träumt man nicht nur in Obergiesing-Fasangarten, sondern auch bei den Nachbarn. Die Realitäten freilich, so rügen die Stadtteilpolltiker, sähen vielerorts im beschriebenen Abschnitt düster aus.
Die Bevölkerung müsse in die Zukunftsperspektive eingebunden werden zumal eine weiter steigende Verkehrsbelastung in den kommenden Jahren unausweichlich sei. Für die gemeinsame Linie brauchen die Nachbar-Bezirksausschüsse aber auch Zeit für die Feinabstimmung untereinander. Der BA 17 nutzte seinen vergleichsweise frühen September-Sitzungstermin, die Stadt beim »Handlungsprogramm Mittlerer Ring« aufzufordern, auch den Nachbar-Gremien für deren Beratungen genug Zeit einzuräumen. Daraus leiteten die Obergiesinger die Forderung ab, der Stadtrat möge erst einen Monat später seine Weichen stellen. Die Ring-Planungen zu beschleunigen macht sicher nach Jahren des relativen Stillstands Sinn, mit Blick auf Stadt und Stadtteile sich allerdings gegenseitig planerisch zu überholen oder gar sinnvolle Zukunftswege abzuschneiden aber wohl kaum. Da liegt der BA 17 sicher richtig. HH