Allein am Samstag kamen wieder rund 13.000 Flüchtlinge am Münchner Hauptbahnhof an. München gerät an die Grenzen des Machbaren, Notunterkünfte werden aus dem Boden gestampft.
Es reicht nicht, am Samstag mussten bereits einige der angekommenen Asylbewerber am Hauptbahnhof, im besten Fall auf Isomatten, in Schlafsäcken die Nacht verbringen. An der Donnersberger Brücke wurde ein Zeltlager für rund 1.000 Menschen errichtet, auch die Olympiahalle ist als Notunterkunft im Gespräch.
Die Bahn setzte erstmals reguläre Züge zum Transport der Flüchtlinge ein, die Passagiere des ICE München-Berlin mussten am Wochenende auf andere Züge ausweichen.
Grenzkontrollen
sollen Erleichterung
bringen
Bundesinnenminister Thomas de Maizière gab Sonntagnachmittag bekannt, dass Deutschland vorrübergehend wieder Grenzkontrollen durchführen wird um mit dieser Maßnahme den großen Zustrom an Flüchtlingen zu begrenzen, und auch eine gerechte Verteilung und die Sicherheit im Schengenraum zu gewährleisten.
Auch der Zugverkehr zwischen Österreich und Deutschland wurde bis Montag eingestellt, nun fahren die Züge allerdings wieder. Die Bundesregierung reagiert nun endlich auf die aus dem Ruder gelaufene Situation, laut Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kam der Anstoß dazu aus München.
Die Weltstadt mit Herz hat ihre Grenzen nicht erreicht, sondern bereits überschritten. »Wir wissen nicht mehr, was wir mit den Flüchtlingen machen sollen«, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter am Wochenende.
In Passau wurden auf Grund der Kontrollen bereits einige Schlepper festgesetzt, und deren Fahrzeuge beschlagnahmt. Kilometerlange Staus sind eine Folge der Kontrollen, und das wird sich auch in den nächsten Tagen nicht ändern.
Am kommenden Wochenende beginnt das Oktoberfest , was München und auch die Deutsche Bahn vor eine zusätzliche Herausforderung stellen wird.
Die Hilfsbereitschaft der Münchner
ist ungebrochen
Der Münchner Wochenanzeiger war am Samstag vor Ort um sich ein Bild der Lage zu machen. Hochmotivierte Helfer freuen sich, wenn sie endlich an der Reihe sind um hinter der Absperrung die Flüchtlinge in Empfang zu nehmen. Ärzte arbeiten in 12 Stunden-Schichten, um die Erstuntersuchungen vorzunehmen. Menschen bringen ständig Getränke und Lebensmittel zum Bahnhof, und viele Münchner kommen, um das Geschehen vor Ort mitzuerleben und zu helfen. Ein Mann erzählt: »Ich bin mit meiner Frau hierhergekommen, weil mir die Kinder besonders leidtun. Ich habe meine Modellautos mitgebracht und unter den Kindern vom vorigen Zug verteilt. Sie haben sich alle so gefreut. Es geht jetzt darum, Menschlichkeit zu zeigen.« Nun hat er noch eine Box mit Schokoriegeln, die er an die Kinder verteilen möchte, aber vorerst hasten alle an den Absperrungen vorbei. Die Stadt zeigt Herz, allerdings wird auch hinterfragt, und kritische Stimmen werden lauter. Der Wille zu helfen ist ungebrochen, die Belastbarkeit der Stadt jedoch bereits überschritten. P. Soir