Veröffentlicht am 29.09.2015 00:00

Waldperlach/Neubiberg · Der AlbTraum geht weiter


Von red

Fast 2.000 Bäume und Büsche werden Ende des Jahres den Kettensägen im Südosten Münchens zum Opfer gefallen sein. Wegen des kleinen, bissigen Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB), der vor rund zehn Jahren aus Asien eingeschleppt wurde.

Im Münchner Umland aufgetaucht: Asiatischer Laubholzbockkäfer Themenseite zum meldepflichtigen Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis, Abk.: ALB)

Die nach offizieller Zählung dritte ALB-Fällaktion in Neubiberg ist nötig, weil sich in fünf der 550 Gehölze, die bei den letzten Fällungen Anfang Juli in Neubiberg fielen, ALB-Spuren fanden. Damit wurde seit Herbst 2014 insgesamt bei rund 65 Laubgehölzen – vorwiegend Ahorn und Rosskastanie – in Neubiberg ALB-Befall festgestellt. Die deutlich geringere Zahl an Befallsmerkmalen lasse den Schluss zu, »dass die bisher erfolgten Maßnahmen zur Ausrottung des ALB erfolgreich zu bewerten sind«, betont die zuständige Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) nachdrücklich. Und sieht sich mit ihrem radikalen Abholzen von erneut 180 Gehölzen auf dem richtigen Weg, den Baumschädling auszurotten.

Ob es allerdings richtig ist, EU-Verordnungen zu Bundesgesetzen zu machen und jetzt 16 Baumgattungen statt bisher acht, zu fällen, ist fraglich. Was dabei herauskommt, kann man in Waldperlach am Ostende der Rübezahlstraße sehen. Wo einst der Seemann-Wald bis an die Stollstraße heran reichte, tut sich nun eine Fläche auf, die einem Schlachtfeld gleicht. 2,5 Hektar Wald fielen hier den Kettensägen zum Opfer. In Neubiberg wird gerade im Bereich Kaiser- und Tannenstraße sowie in der Haupt- und Josef-Kyrein-Straße auf 32 Privatgrundstücken und auf öffentlichem Grund gefällt.

Nachdem vier Bürger in der Kaiserstraße große weiße Kreuze an 18 Bäume gehängt und Grablichter vor ihnen angezündet hatten, stellte Tobias Thalhammer (FDP) im Gemeinderat letzte Woche den Dringlichkeitsantrag, die Gemeinde solle den Fällauftrag auf tatsächlich befallene Bäume beschränken. Das wurde mit 11:10-Stimmen abgelehnt, nachdem Bürgermeister Günter Heyland betonte, dass das für die Gemeinde wesentlich teurer werden könnte als die jetzt kalkulierten rund 60.000 Euro.

Doch die Bürger erwirkten einen Fällaufschub für zwei Linden. Eine an der Kaiserstraße und eine in der Josef-Kyrein-Straße. Ihre Eigentümer wollen sie als »ortsbildprägend« erhalten. Das unterstützt die Gemeinde inzwischen gegenüber der LfL. Erkennt die LfL das an, müssen die Eigentümer die Kosten für das Monitoring – grob 10.000 Euro pro Jahr – zahlen. Sie können bei der Gemeinde einen Zuschuss dafür beantragen, über den der Gemeinderat aber noch entscheiden muss. Boschert

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