Veröffentlicht am 25.11.2015 00:00

Zentrum · 40 Jahre evangelische Schwangerschaftsberatung des ebz


Von red

Dieses Jahr feiert die evangelische Einrichtung ihr Jubiläum. 1976 wurde nach jahrelangen Debatten quer durch alle Gesellschaftsschichten, innerhalb und außerhalb der Kirchen der Paragraph 218 Strafgesetzbuch erneut reformiert.

Zu diesem Zeitpunkt gehörte die »Beratungsstelle für Sexual- und Schwangerschaftsfragen im Evangelischen Beratungszentrum München (ebz)» bereits zu einer der acht bayerischen Modelleinrichtungen. Schon seit 1975 bot sie die dann später vorgeschriebene psychosoziale Beratung bei Schwangerschaftskonflikten an. Das Projekt wurde Anfang Dezember 1975 fester Bestandteil des Evangelischen Beratungszentrums in München. An die staatlich anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen können sich Frauen und Männer in allen Fragen rund um Sexualität, Familienplanung und Schwangerschaft wenden.

Bei ungewollten Schwangerschaften bietet sie Menschen die Möglichkeit, sich vertraulich und ohne Angst vor Strafverfolgung nicht nur an Ärzte, sondern auch an psychosoziale Fachkräfte zu wenden. Schon im Gründungsjahr berieten die Mitarbeitenden der Schwangerschaftsberatung im ebz München 130 Personen. Heute werden mehr als 2.600 Beratungen pro Jahr durchgeführt. Darüber hinaus werden über 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene durch sexualpädagogische Workshops erreicht. Die ebz-Beratungsstelle ist so im Laufe der letzten 40 Jahre zur größten bayerischen Schwangerschaftsberatungsstelle in evangelischer Trägerschaft geworden.

Sabine Simon ist seit 16 Jahren mit an Bord, seit 10 Jahren leitet Simon die Einrichtung. Nehmen auch viele Männer das Angebot wahr? »Ja, knapp 24 Prozent der Ratsuchenden sind Männer, die entweder in Begleitung der Partnerin oder auch allein kommen. An den Infoabenden »Eltern werden- viel zu wissen und zu erledigen« für werdende Eltern nehmen genauso viele Männer wie Frauen teil. In der sexualpädagogischen Präventionsarbeit mit Jugendlichen erreichen wir sogar eher mehr Jungen als Mädchen«, erklärt Sabine Simon.

Bei den Themenschwerpunkten unterscheidet sich die Schwangerschaftskonfliktberatung und die allgemeine Schwangerschaftsberatung. Bei der Konfliktberatung sind häufig Schock, Mutlosigkeit, der Ablauf eines Abbruchs, mangelnder Wohnraum oder Angst vor Verantwortung ein Thema, bei der allgemeinen Beratung geht es oft um finanzielle Absicherung, Beratung zu Leistungen, Partnerschaft und Lebensfragen, Wohnraum und Geburtsvorbereitung, um nur einige zu nennen. »Bei der allgemeinen Schwangerschaftsberatung und der nachgehenden Beratung können sich Frauen und Männer bei uns zu allen, wirklich allen Fragen einer Schwangerschaft beraten lassen, auch noch in den ersten Jahren nach der Geburt. Egal ob die Schwangerschaft geplant war oder nicht Und das tun sie auch!«, erklärt Sabine Simon. »Bis heute hatten wir in diesem Jahr insgesamt 2.429 Beratungskontakte mit über 1.670 Ratsuchenden.«

Viele Migranten

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Asylbewerber in München und im Landkreis

Auch die Migration ist ein großes Thema innerhalb der Beratungsstelle: »Fast 60 Prozent aller Ratsuchenden in der allgemeinen Schwangerschaftsberatung haben einen Migrationshintergrund, zu einem großen Teil sind es Asylbewerber oder Asylberechtigte aus z.B. Afghanistan, Irak , Syrien , Somalia, Eritrea aber auch viele Menschen aus Südosteuropa und Südostasien. In diesen Beratungen geht es manchmal zusätzlich darum, das deutsche Gesundheits- und Sozialsystem und gesetzliche Regelungen zu erläutern und einfach zu helfen sich zurechtzufinden oder etwas zu übersetzen.

Für die Beratung und Begleitung bedarf es hoher interkulturelle Kompetenz bei den Beratungsfachkräfte und einfach Freude und Neugier sich darauf einzulassen. Zum Glück können wir bei Bedarf zu den Beratungen auch qualifizierte Dolmetscher hinzuziehen, die vom städtischen Referat für Gesundheit und Umwelt bzw. vom Sozialministerium bezahlt werden«, erläutert Simon weiter. Mit den Beratungen und Workshops werden seit 1975 stets alle sozialen Schichten erreicht.

Die jeweiligen Anliegen der Klientinnen und Klienten spiegeln immer auch die jeweiligen aktuellen gesellschaftlichen Diskurse im Kontext von Sexualität, Schwangerschaft und Familie wider.

Von Beginn an mit weiblichen wie männlichen sozialpädagogischen Fachkräften besetzt hat die Beratungsstelle ihre Angebote stets auf beide Geschlechter ausgerichtet.

So wurden Themen wie Verhütung und Schwangerschaft nie als reine Frauensache betrachtet.

»Frühe und professionelle Sexualpädagogik sowie ein offener Umgang mit dem Thema Sexualität ist außerordentlich wichtig, das zeigen auch die Zahlen der Schwangerschaftsabbrüche, die seit den 70er Jahren stetig zurückgehen«, sagt Sabine Simon. Neue Herausforderungen in der Beratung stellen in den letzten Jahren die weitreichenden medizinischen Neuerungen in der pränatalen Diagnostik und in der Kinderwunschbehandlung dar.

Viele Frauen und Männer sind dadurch sehr verunsichert und werden nicht selten vor schwere Entscheidungen gestellt.

Die Schwangerschaftsberatung wird gemeinsam vom bayerischen Sozialministerium, der Landeshauptstadt München und vom Diakonischen Werk und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern finanziert. peso

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