Seit 2008 werden in München in der Reptilienauffangstation Exoten von Markus Baur, Leiter der Station, und seinem Team versorgt. Viele der Tiere stammen aus illegaler Haltung und wurden von der Polizei beschlagnahmt.
Tiere in München
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Die Auffangstation ist hoffnungslos überfüllt, die Räumlichkeiten der Ludwig-Maximilian-Universität müssen in absehbarer Zeit wegen Eigenbedarfs geräumt werden. Es gab einen Hoffnungsschimmer: ein Baugrundstück direkt an der Bundesstraße B11 zwischen Dietersheim und Mintraching, mit einer Fläche von rund 20.000 Quadratmetern.
Der Tierschutzverein Freising e.V. wird auf dem angrenzenden Grundstück ein Tierheim bauen, beide Vereine sollten also von der gemeinsamen Lage profitieren, ein »regionales Tierschutzzentrum« entstehen. Doch nun sieht es so aus, als ob diese Pläne nicht realisiert werden können, sogar die Insolvenz der Reptilienauffangstation steht im Raum. Das Problem: Das Vorhaben der Reptilienauffangstation wird im Bayerischen Nachtragshaushalt 2016 nicht berücksichtigt, der Verein ist aber auf die öffentlichen Gelder angewiesen. »Wir haben bei den Gesprächen sowohl gegenüber den verschiedenen Mitgliedern des Landtags als auch im Bayerischen Umweltministerium stets offen angesprochen, dass wir bei einem Neubau auf die finanzielle Unterstützung des Freistaates angewiesen sind. Schließlich dürfen wir als gemeinnütziger Verein gar keine Rücklagen aufbauen schon gar nicht in dieser Größenordnung«, erläutert Stationsleiter Markus Baur.
»Nachdem unser Konzept für eine neue Station für gut befunden wurde, hatte man uns sogar dazu ermutigt, ein geeignetes Baugrundstück zu suchen, auf dem das Projekt realisiert werden könne. Dieser Aufforderung sind wir nachgekommen und sind hierfür auch finanzielle Verpflichtungen eingegangen. Das uns die Staatsregierung nun dermaßen im Stich lässt, hatten wir wirklich nicht erwartet. Auf gut Deutsch gesagt fühlen wir uns verraten und verkauft«, sagt Baur weiter.
»Bei einem Landeshaushalt 2015/2016 von rund 100 Milliarden Euro kann es nicht wirklich am Geld liegen. Vielmehr haben wir den Eindruck, dass es hier ganz klar an politischem Willen mangelt. Vielleicht liegt die plötzliche Kehrtwende auch an den hohen Ausgaben für die Flüchtlinge, wie so mancher vermutet. Da wir aber kaum über Mittel verfügen, um die drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden, könnte dies das Ende unseres Vereins bedeuten. Sollten wir bis zum Zahltag die notwendige Summer für die Erschließung nicht anderweitig aufbringen können, beispielsweise durch Spenden, werden wir die rund 1.000 Tiere in unserem Bestand dann wohl oder übel dem Freistaat übereigenen müssen«, sorgt sich Baur. Was dieser mit den Tieren dann anfangen würde steht in den Sternen. Auf Anfrage erreichte uns eine Stellungnahme aus dem Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.
Pressesprecherin Christina Center-Horn betont: »Die Reptilienauffangstation leistet eine wichtige Aufgabe bei der Versorgung und Unterbringung von Fundtieren. Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten erhält die Reptilienauffangstation in München vom Umwelt- und Innenministerium gemeinsam seit 2009 einen freiwilligen jährlichen Zuschuss von derzeit 331.000 Euro.
Diese Unterstützung soll auch in Zukunft weitergeführt werden. In früheren Gesprächen mit dem Trägerverein der Auffangstation wurde stets klargestellt, dass das Umweltministerium aus rechtlichen Gründen kein Bauvorhaben für Dritte durchführen kann, sondern unter Umständen das Bauvorhaben staatlich gefördert werden kann. Im Frühjahr haben sich Abgeordnete der im Landtag vertretenen Fraktionen für einen Neubau ausgesprochen. Dabei war von deutlich geringeren Kosten ausgegangen worden. Die Verhandlungen über den Nachtragshaushalt sind abgeschlossen.
Ein Titel für die Förderung eines solchen Bauvorhabens ist darin auch wegen zahlreicher klärungsbedürftiger Fragen nicht aufgenommen worden. Dem Trägerverein wurde zu keinem Zeitpunkt eine Förderung des beabsichtigten Bauvorhabens in Aussicht gestellt. Das Thema kann bei den Beratungen des Doppelhaushalts 2017/2018 erneut eine Rolle spielen. Um die aktuelle Situation in der Reptilienauffangstation zu verbessern, sucht das Umweltministerium auch nach längerfristigen Unterbringunsmöglichkeiten in Zoos und anderen Einrichtungen.«
Auf Spenden
angewiesen
Bei rund 1.000 Tieren wird das ein unmögliches Unterfangen werden, eine alternative Unterbringung der Tiere wurde laut Patrick Boncourt, Öffentlichkeitsarbeit der Reptilienauffangstation, nicht mit dem verein besprochen.
Die Kosten für den Neubau wurden laut Auffangstation mit insgesamt rund 25 Millionen Euro veranschlagt. Die Kosten für das Baugrundstück könnte der Verein dank einer zweckgebundenen Erbschaft selbst aufbringen, darüber hinaus stehen aber keine eigenen Mittel zur Verfügung, um das Bauvorhaben durchzuführen. Da die Erschließungsarbeiten in den kommenden Monaten in Angriff genommen werden, wird die »Auffangstation für Reptilien München e.V.« voraussichtlich im Frühjahr 2016 Zahlungsunfähigkeit anmelden müssen, sofern der fällige Betrag nicht anderweitig akquiriert werden kann und Spenden fließen. peso