Ein verständlicher Sturm der Entrüstung ging durch die Gemeinden, als das Landratsamt am Jahresanfang ankündigte, womöglich schon im Februar wieder Turnhallen als Notunterkünfte heranziehen zu müssen.
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Landrat Christoph Göbel informierte die Bürgermeister von neun Gemeinden persönlich, dass ihre Hallen auf Tauglichkeit für die Zwecke der Unterbringung von Asylbewerbern geprüft würden.
Landratsamt gibt Entwarnung
Neben der Sichtung der Hallen arbeitete man im Landratsamt aber vor allem mit Hochdruck an der Realisierung weiterer Unterbringungskapazitäten, um das Notfallszenario nicht Wirklichkeit werden zu lassen. Mit Erfolg. Zum einen können die Feel Home Häuser in Taufkirchen, in denen mehr als 200 Menschen Platz finden, Mitte Februar, und damit früher als ursprünglich geplant, bezogen werden. Ebenfalls Mitte Februar wird die Traglufthalle Haar fertig gestellt, so dass auch die Turnhalle des Ernst-Mach-Gymnasiums zeitnah freigegeben werden kann.
Darüber hinaus haben sich kurzfristig neue, schnell zu realisierende Kapazitäten in Unterschleißheim und Unterhaching ergeben. Mit wenig Aufwand können auf dem ehemaligen Airbusgelände Bürocontainer in Unterkünfte verwandelt werden. Voraussichtlich ab Ende März werden dort dann 300 bis 400 Menschen vorübergehend ein Dach über dem Kopf finden. Auf dem Bundeswehrgelände in Unterhaching, auf dem der Landkreis bereits eine Traglufthalle betreibt, werden zwei weitere kleinere Traglufthallen, die an einen mittig stehenden Sanitärcontainerblock angeschlossen sind, errichtet werden. Bis Ende April werden dort weitere rund 400 Personen untergebracht werden können. Es handelt sich dabei um den Standort, an dem die Regierung von Oberbayern schon einmal Zelte als Not-Erstaufnahmeeinrichtung aufgestellt hatte, die aber nie zum Einsatz kamen. Zur rechten Zeit kommt überdies die Meldung der Regierung von Oberbayern, dass aufgrund der nun doch wohl saisonal geringer werdenden Flüchtlingsströme, die wöchentliche Unterbringungsquote für den Landkreis München reduziert wird. Die genaue Zuweisungszahl liegt dem Landratsamt bislang jedoch noch nicht vor.
In absehbarer Zeit werden also keine Turnhallen belegt, und die beiden noch genutzten Sporthallen in Haar und Unterschleißheim können schon bald wieder dem Schul- und Sportbetrieb zurückgegeben werden. Die frohe Nachricht konnte Landrat Christoph Göbel den Bürgermeistern an diesem Freitag gleich persönlich überbringen sie waren gerade zu ihrer Dienstbesprechung im Haus.
Göbel zeigte sich erleichtert, dass die Bemühungen auf allen Seiten Früchte getragen haben und Turnhallenschließungen zunächst einmal vom Tisch sind. »Es hat sich gelohnt, den unbequemen Weg der Alternativenprüfung und öffentlichen Diskussion zu gehen, denn die Belegung von Turnhallen ist denkbar schlechter als jede ordentliche Flüchtlingsunterbringung.« Allen, die in den vergangenen Wochen zur Lösung beigetragen haben, dankte der Landrat und verwies mit Blick auf die reduzierten Zuweisungszahlen darauf, dass alle Anstrengungen nun nicht nachlassen dürfen: »Ich rechne nicht damit, dass diese Entwicklung dauerhaft anhält. Die Flüchtlingszahlen werden wieder steigen und wir müssen weiter daran arbeiten, dass uns die dezentrale Unterbringung im Landkreis gelingt!«
Auch mittelfristig scheint Hallenschließung gebannt
Wenn die Bemühungen in den Kommunen aber weiterhin so erfolgreich sind, so darf man auch für die kommenden Monate davon ausgehen, nicht wieder mit der Belegung von Turnhallen rechnen zu müssen. Insbesondere die Gemeinden, die gemessen an ihrer Einwohnerzahl bislang vergleichsweise wenige Asylbewerber aufgenommen haben, ziehen Stück für Stück nach. Das Landratsamt rechnet damit, dass in den nächsten Wochen in fast allen Gemeinden konkrete Standorte für die Planung weiterer Unterkünften benannt werden.