Nix geht derzeit auf Münchens Straßen. Wer meinte, er könne gerade in der Ferienzeit bequem und schneller mit dem Auto in die Arbeit flutschen, sieht sich mit dem Gegenteil konfrontiert.
Weiteres zum Thema
Nach dem Baustellen-Chaos tritt langsam wieder der Alltag ein Artikel vom 28.09.2016: Ende der Stau-Saison?
München/Schwabing · »Ein Englischer Garten« Themenseite: Süd- und Nordteil des Englischen Gartens zusammenwachsen lassen könnte
München/Bogenhausen · Endlich freie Fahrt am Isarring? Themenseite zur Verkehrs-Optimierung am Isarring
Denn die Stadt nutzt den bis zu 15 Prozent reduzierten Verkehr während der Urlaubsphase traditionell für Bauarbeiten. Und die haben es in diesem August in sich: An Brennpunkten wie der Sonnenstraße, dem Mittleren- und Frankfurter Ring oder der Einsteinstraße scheint gerade in Stoßzeiten nix vor- und nix rückwärts zu gehen. Für viele Münchner bedeutet dies noch länger im Stau zu stehen, als ohnehin gewohnt. Doch laut Richard Bartl, Münchens oberstem Baustellenkoordinator, sind das eher »gefühlte Probleme«. Denn die Anzahl der Baustellen bewegten sich auch in diesem Jahr wieder im normalen Bereich. »Man empfindet die Hindernisse nur als präsenter, weil das Hauptstraßennetz betroffen ist«, so der Planer.
Da mag er ja Recht haben, aber im Hauptstraßennetz fahren nun mal die meisten Autos. Etwa auf dem Isarring in Richtung Schwabing beim Nadelöhr Ifflandstraße runde 95.000 täglich. Doch andere Wege über die Isar sind so rar, dass sich dort nun ebenfalls die Autos stauen. Das gilt auch für die Route über den Föhringer Ring, wo sich der Rückstau wegen des Straßenbaus am Frankfurter Ring zeitweise bis zur Cosimastraße bildet. Dass viele Radler an Regentagen dann doch lieber ins Auto steigen, spitzt die Lage zusätzlich zu. Und besonders ärgerlich, wenn Radwege, für die Straßenspuren geopfert wurden, dann auch noch leer stehen, wie etwa in der ohnehin schon überlasteten Einsteinstraße. Ab Stachus wird wiederum »Münchens meistbefahrene Gleisstrecke umgebaut«, wie Richard Bartl stolz betont. Deshalb muss die Sonnenstraße bis zum 4. September in Richtung Süden gesperrt bleiben.
Dabei sieht er schon wieder Licht am Ende des Tunnels: »Straßenbauarbeiten sind stets auf sechs bis zehn Wochen angelegt«, so der Koordinator. Angeblich soll der Spuk damit zum Schulanfang schon wieder zuende sein. Was aber nicht für den Isarring gelten dürfte, wo Schilder schon darauf hinweisen, dass die Obergrenze voll ausgeschöpft wird.
Durch intensive Nachtarbeit lässt sich die Spanne jedenfalls nicht wesentlich verkürzen. Aus Lärmschutzgründen müssen die Maschinen nämlich zwischen 22 und 7 Uhr schweigen.
Da sich viele Bauaktivitäten aber überschneiden oder die zehn Wochen auf rätselhafte Weise übertreffen, bleibt wohl zumindest das »gefühlte Chaos« groß. Wer weder auf Rad oder Schiene umsteigen will oder kann, hat keine Wahl und muss da im wahrsten Sinne durch. Oder man macht es so wie Bartl, der täglich selber mit dem Auto in die Arbeit fährt. »Und zwar um sechs Uhr Früh«, wie er erzählt, »um mir die Staus zu ersparen.«