Veröffentlicht am 27.08.2016 00:00

Mini-München und die Wechselwirkungen der Gesellschaft


Von red
Vor Mini-München sind alle eins. In der Spielstadt selbst müssen die Kinder mit allen Arten von gesellschaftlichen Konflikten zurechtkommen.	 (Foto: Albert Kapfhammer)
Vor Mini-München sind alle eins. In der Spielstadt selbst müssen die Kinder mit allen Arten von gesellschaftlichen Konflikten zurechtkommen. (Foto: Albert Kapfhammer)
Vor Mini-München sind alle eins. In der Spielstadt selbst müssen die Kinder mit allen Arten von gesellschaftlichen Konflikten zurechtkommen. (Foto: Albert Kapfhammer)
Vor Mini-München sind alle eins. In der Spielstadt selbst müssen die Kinder mit allen Arten von gesellschaftlichen Konflikten zurechtkommen. (Foto: Albert Kapfhammer)
Vor Mini-München sind alle eins. In der Spielstadt selbst müssen die Kinder mit allen Arten von gesellschaftlichen Konflikten zurechtkommen. (Foto: Albert Kapfhammer)

Wie München möglicherweise aussehen würde, wenn die Geschicke der Stadt in Kinderhand lägen, haben die Teilnehmer von Mini-München auf dem Zenith-Gelände in Freimann gezeigt.

Mini-München: Die Spielstadt für Kinder Kinder sind Akteure und Macher in dem kulturpädagogischen Ferienprogramm

Etwa 32.000 Besuche konnte die Spielstadt diesmal verzeichnen. Schwerpunkt war unter anderem das Thema Klimaschutz, erstmals vertreten war außerdem das Stadtjugendamt. Der renommierte Filmemacher und Grimmepreisträger Reinhard Kahl hat den kleinen Bürgern drei Wochen lang mit der Kamera über die Schulter geschaut.

Zum 18. Mal ist in der vergangenen Woche das Planspiel Mini-München zu Ende gegangen. »Die Besucherzahlen lagen in etwa auf dem Niveau wie beim letzten Mal«, berichtet Sprecherin Dagmar Baginski vom Verein Kultur und Spielraum e.V., der die Veranstaltung organisiert. Sehr viel größer dürfte der Andrang allerdings auch nicht sein. Meistens standen die Kinder schon zwei Stunden vor dem Einlass um 10 Uhr vor den Toren der Spielstadt Schlange.

Was das Planspiel so beliebt macht? Kinder im Altern zwischen sieben und 15 Jahren finden hier eine nahezu elternfreie Zone vor, in der sie ihre ganz eigenen Vorstellungen von Gesellschaft gestalten dürfen. Doch wer glaubt, dass hier nur im Internet gesurft wird und Süßigkeiten ge­nascht werden, der irrt sich gewaltig. In Mini-München wird gearbeitet und studiert, geforscht und bezuschusst, gewählt und Politik gemacht.

Zu den Schwerpunktthemen zählte in diesem Jahr der Klimaschutz. »Wir haben den Kindern zum Beispiel gezeigt, wie eine Jeans produziert wird«, sagt Steffi Kreuzinger vom Verein Mobilspiel e.V., der das Klimaschutzprojekt der Spielstadt durchgeführt hat. An einer Weltkugel mit einem Durchmesser von 1,5 Metern konnten die Teilnehmer die einzelnen Orte des Produktionsprozesses sehen und auf einem Tablet jeweils kurze Filme dazu abspielen. So wurde gezeigt, dass die Baumwolle für die Jeans zwar in Pakistan geerntet, der Stoff aber in Bang­ladesch genäht werde. »Dabei wurde auch klar, dass es den Menschen, die diese Jeans herstellen, oft nicht besonders gut geht«, erklärt Kreuzinger. Die Lösung der Kinder: tauschen statt kaufen und recyceln statt wegwerfen. So wurden zum Beispiel aus Altpapier Tüten hergestellt und an das Kino geliefert, das darin Popcorn servierte. »Unser Ziel war es, den Kindern auch zu zeigen, wie man im Alltag mit einfachen Mitteln einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann«, so Kreuzinger.

Tauschen statt kaufen, ­recyceln statt wegwerfen

Neu eröffnet haben die kleinen Mini-Münchner in diesem Jahr auch ihr eigenes Jugendamt. Unterstützt wurden sie dabei von Mitarbeitern des Stadtjugendamts München, die unter anderem die Themen Kinderschutz und Kinderrechte besprachen. »Gefragt wurde zum Beispiel, ob man ohne seine Eltern in den Urlaub fahren darf oder inwieweit Kinder geschäftsfähig sind«, erzählt Baginski.

Was die kleinen Bürger in ihrer Stadt alles erlebt haben, wurde heuer außerdem zum ersten Mal im großen Stil filmisch festgehalten. Zu Gast war der Hamburger Filmemacher und Autor Reinhard Kahl, der in den 1980er Jahren mit dem Grimmepreis ausgezeichnet worden war und nun einen umfangreichen Dokumentarfilm über das Planspiel gedreht hat. »Von Mini-München war ich wirklich überwältigt«, schwärmt er. Es sei »unglaublich gewesen«, wie freudvoll und gleichzeitig diszipliniert die Kinder bei der Sache gewesen seien: »Im Spiel wurden Freude und Ernst eins.« Diese besondere Atmosphäre habe ihn und seine Mitarbeiter zutiefst berührt: »Manchmal musste man schon schlucken, damit die Tränen nach innen und nicht nach außen flossen.«

Live erleben können Kinder aus München und Umgebung die Spielstadt wieder in zwei Jahren. Welchen Schwerpunkt Mini-München in den Sommerferien 2018 haben wird und wo die Veranstaltung stattfinden soll, steht derzeit jedoch noch nicht fest. Von Julia Stark

north