Auch der wohlhabende Landkreis Ebersberg ist zunehmend von dem Problem der »Altersarmut« betroffen.
Die Zahlen sind ernüchternd und sprechen eine deutliche Sprache: 418 Menschen erhielten im vergangenen Jahr im Landkreis eine Grundsicherung im Alter (»Alters-Hartz-IV«) oder bei Erwerbsminderung. Das sind doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Und auch eine Trendwende ist hier nicht in Sicht. Eher im Gegenteil. Immer mehr alten Menschen reicht die wenige Rente nicht mehr aus, um den Lebensalltag in Würde gestalten zu können. Und weil die Anzahl der bedürftigen älteren Menschen steigt, will das Landratsamt Ebersberg hier versuchen entgegenzusteuern.
Nach Planungen von Landrat Robert Niedergesäß soll das Spendenprojekt für Familien »Fördern und helfen« jetzt auch für bedürftige Senioren geöffnet werden. »Wenn Senioren in eine Notlage geraten, weil beispielsweise Extraausgaben notwendig werden etwa für eine neue Brille, für Zahnersatz oder ein neues Hörgerät etc., dann muss es eine Möglichkeit geben, sie schnell und unbürokratisch zu unterstützen«, so Niedergesäß. In den Jahren 2007 bis 2014 ist die Zahl der Menschen, die die sogenannte Grundsicherung im Alter beziehen, kontinuierlich von 253 auf 364 pro Jahr gestiegen. Reicht diese Unterstützung nicht aus, gibt es derzeit im Landkreis kaum Möglichkeiten finanzielle Hilfe zu erhalten.
»Wir müssen deshalb schnell und aktiv für die Senioren im Landkreis Unterstützungsmöglichkeiten schaffen. Die Erweiterung von »Fördern und helfen« ist ein erster Schritt«, erklärt der Landrat.
Besonders ein
Problem der Frauen
Besonders häufig erhalten Frauen die Grundsicherung im Alter. Sie haben öfter geringere Rentenansprüche als Männer. Das liegt natürlich auch an den oftmals unterbrochene »Erwerbsbiographien«. Wie im Demographie-Konzept des Landkreises zu lesen ist, wird die Zahl der älteren Menschen zunehmen, die auf einen Zuverdienst zu ihrer Rente angewiesen sind. Zudem gibt es eine unbekannte Anzahl von Senioren, die sich aus Scham, Unkenntnis, falschem Stolz oder anderen Gründen nicht an staatliche Stellen wenden, obwohl sie eigentlich Hilfe bräuchten. »Vielleicht können wir über das Spendenprojekt solche Menschen in geeignete Hilfesysteme oder Netzwerke eingliedern«, hofft Stefanie Geisler, Leiterin der Abteilung »Soziales, Bildung« im Landratsamt. »Neben der Unterstützung bei besonderen Ausgaben, wäre es sicher auch sehr hilfreich, wenn wir die Teilnahme bedürftiger Senioren am gesellschaftlichen Leben fördern könnten, beispielsweise einen Kurs an der VHS oder einen Theaterbesuch«, so Geisler.
Geplanter Start noch diesem Herbst
Geplanter Start für die Projekterweiterung ist noch in diesem Herbst. »Wir dürfen die Generation, die unser Land in der Nachkriegszeit aufgebaut hat, nicht im Regen stehen lassen. Gerade auch viele Frauen, die zuhause geblieben sind, um für die Kinder und Familien da zu sein und für die die Sozialsysteme noch nicht so ausgebaut waren, brauchen unsere Solidarität. Ich freue mich über erste positive Signale der Unterstützung unseres neuen Projektes. So hat bereits die »Clarissa und Michael Käfer Stiftung«, die sich auch für ältere Menschen einsetzt, eine erste Spende zugesagt«, so Landrat Niedergesäß.