Die Tegernseer Landstraße ist Obergiesings Hauptschlagader, der Tegernseer Platz ohne Übertreibung die Herzkammer des Stadtteils. Doch an beiden wichtigen Organen wurde in den vergangenen Jahren zwar herumgedoktert, doch die wahre OP am offenen Herzen steht noch aus.
Tegernseer Platz
Giesing · Verkehrsberuhigung für den Tegernseer Platz Bezirksausschuss stellte sich 2014 weitgehend hinter Bürgerforderungen
Grund: Die schwierigen und intensiven Verkerhsbeziehungen vor Ort machen Eingriffe schwierig. Es soll eine schlüssige Langfristlösung her. Darin sind sich Stadt und Stadtteil einig. Der Tegernseer Platz soll dabei offensichtlich künftig zur Tempo-20-Zone werden. Dem Mix von stark reduzierter Fahrgeschwindigkeit und gleichzeitig partiell ansteigender Aufenthaltsqualität allerdings muss der Stadtrat im Oktober erst noch zustimmen. Im Rathaus hat man das letzte Wort. Gefragt ist aber auch eine dezidierte Stellungnahme aus dem Stadtteil Obergiesing-Fasangarten. Die gab es im Rahmen der jüngsten Sitzung des Gremiums. Es wurde ein knapper Mehrheitsentscheid. Denn die gesamte Fraktion der CSU stimmte im Chor mit Kerstin Wehmeyer (Freie Wähler) und Heribert Wagner (FDP) gegen die Tempo-20-Regelung. Unstrittig im Stadtteilgremium war dagegen die städtische Konzeption zur verkehrlichen Neuordnung der Tegernseer Landstraße. Dieser wurde einstimmig entsprochen.
Für und Wider einer Temporeduzierung
gründlich abwägen
Beim Tegernseer Platz und dessen langfristig-zukunftssicherer Planung freilich tun sich die Mandatare aus Obergiesing-Fasangarten traditionell schwer. Kein Wunder. Denn keine der avisierten Varianten bietet alles, Kompromisse sind gefragt. Nach den Ergebnissen einer vonseiten der Stadt in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie war zunächst gar eine Totalsperrung des Platzes für den motorisierten Inidividualverkehr angedacht. Einer von der Stadt zunächst propagierten Lösung, wonach auf dem Tegernseer Platz künftig nur noch Busse und Tram verkehren sollten, hatte neben dem Bezirksausschuss bei Bürgerversammlungen auch eine breite Front der Anwohnerschaft zugestimmt.
Dort allerdings war vonseiten der Bewohner von Anrainerstraßen früh auch die Befürchtung laut geworden, bei einer Komplettsperrung würden zweifelsohne die umliegenden Trassen deutlich mehr an Verkehr abbekommen. Der jetzt geschaffene Tempo-20-«Kompromiss« soll die Bedenken wenigstens abfedern. Aus Sicht der örtlichen CSU ist der Kompromiss aber kein wirklicher, weil sich etwa aus Sicht der BA-Vize-Vorsitzenden Cornelia Denk der Schleichwegverkehr »besonders durch die Martin-Luther-Straße« auch bei einer bloßen Geschwindigkeitsreduzierung zahlenstark entwickeln werde.
Verkehrshemmnisse sind schlecht fürs Geschäft
CSU-Kollege Thomas Krieger befürchtete angesichts der geplanten Temporeduzierung samt des weiteren Verlustes von Parkflächen eine »Fortsetzung der eklatanten Probleme« für die Geschwäftswelt vor Ort. Grünen-Mandatar Joachim Lorenz widersprach. Durch die geplante Neuregelung werde sich das Verkehrsaufkommen im Umfeld deutlich reduzieren lassen. »Die Vorteile überwiegen«, verwies der Grüne mit West-Blick auf das bestehende Positivbeispiel im Pasinger Zentrum. Die schwer wiegende These vom weiteren Verkehrsanstieg entlang der ohnehin hoch frequentierten Martin-Luther-Straße mochte Lorenz nicht gelten lassen. Dort seien die möglichen Verkehrssteigerungen bereits ausgereizt.
Der Widerstreit mündete in einen weiteren Kompromissvorschlag dieses Mal aus der Feder der örtlichen SPD. Nach den Worten von SPD-Vertreter Roland Geres sollte die bestehende Forderung des BA, wonach die Zustimmung zu Tempo 20 am Platz ohnehin an eine zweijährige Probelauf- und »Monitoring«-Phase gekoppelt sei, noch erweitert werden. Explizit sollten in dieser Phase auch die Beobachtungen zum Schleichwegverkehr eingearbeitet werden. Sein Vorschlag bekam die Mehrheit im Gremium. Entschieden wird, wie gesagt, ohnehin seitens der Stadt.