Immer piept und klingelt es irgendwo, Musik ertönt unvermittelt, um mitten im Takt abgebrochen zu werden: Das Handy meldet sich. Seit seiner Einführung steht der Mobilfunk im Verdacht, den Menschen gesundheitlich zu beeinträchtigen oder zu belasten.
Die anfängliche Hysterie ist verschwunden, doch die Skepsis ist nach wie vor da. Für Klaus Scheidsteger, selbst Skeptiker, Grund genug einen Dokumentarfilm zu dem Thema zu drehen. In der vergangenen Woche wurde nun dieser Film mit dem ironischen Titel »Thank you for Calling« (Danke für den Anruf) im Kinocafé Taufkirchen gezeigt. Eingeladen hatte die KAB, der Filmemacher sowie rund 40 Interessierte waren dieser Einladung gefolgt.
Beim KAB-Kinoabend in Taufkirchen ergab sich nach der Vorführung ein langes Filmgespräch mit dem Verein für Elektrosensible und Mobilfunkgeschädigte e.V. Über eine Stunde wurde interessiert diskutiert und gefragt. Auch noch hinterher blieben einige Interessierte eine weitere halbe Stunde beim Informationsstand, bei dem viele aktuelle Materialien und wissenschaftlichen Studienreviews von Diagnose Funk auslagen, der größten Umwelt- und Verbraucherorganisation zum Schutz vor elektromagnetischer Strahlung.
Der Journalist Klaus Scheidsteger begab sich auf eine umfangreiche Recherchereise, nachdem ihm ein aus seiner Sicht brisantes Dokument zugespielt worden sei. Im sogenannten »War Game Memo« seien der Mobilfunkindustrie bereits 1994 Regieanweisungen für den weltweiten Umgang mit kritischer Wissenschaft gegeben worden. Es enthalte eine Strategie, den aktuellen Forschungsstand gezielt zu beschönigen und Erkenntnisse zu verharmlosen.
Scheidsteger traf in Washington auf einen seiner Protagonisten: Dr. George Carlo. Dessen Auftraggeber sei einst der mächtige weltweite Industrieverband der Mobilfunkbranche, der CTIA (Cellular Telecommunications Industry Association) gewesen. Carlo habe 25 Millionen Dollar für die Finanzierung eines großen Forschungsprojekts erhalten, das die gesundheitliche Unbedenklichkeit der Handynutzung endgültig nachweisen sollte. Doch Carlo und sein Team fanden nicht die gewünschten Ergebnisse, sondern besorgniserregende Effekte, unter anderem Zellreaktionen, die zu Krebs führen können.
Der Film zeigt einen Kampf David gegen Goliath, wonach die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse verhindert worden sei. Der Doku-Krimi will mit seiner Recherche die Machenschaften großer Konzerne und deren Lobbyisten aufdecken. Letztlich muss der Zuschauer sich mit größtmöglicher Neutralität ein eigenes Bild schaffen und selbst entscheiden, welchen veröffentlichten Fakten er vertraut.
Die KAB geht mit dem Thema Mobilfunk durchaus kritisch um. So fordert die Vereinigung von der Bundesregierung auf Grundlage der Forschungsergebnisse von Dr. George Carlo ein wirksames Vorsorgekonzept zu erarbeiten, wie es in Frankreich und Israel bereits umgesetzt worden sei. Unterdessen plant die KAB weitere Filmvorführungen von »Thank you for Calling«.
Informationen gibt es im KAB-Büro in Freising, Untere Hauptstraße 1 oder telefonisch unter 0 81 61/2 13 29.