Nachdem derzeit nur wenige neue Asylbewerber im Landkreis ankommen, kann man sich nun verstärkt der Integration der neuen Mitbürger widmen
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Die Frage der Unterbringung von Asylbewerbern und anerkannten Flüchtlingen ist längst nicht vom Tisch. Für die nur auf Zeit angemieteten Notunterkünfte muss Ersatz geschaffen werden, und mittelfristig kann man davon ausgehen, dass auch der Landkreis München wieder Neuzuweisungen bekommt. Der ganz große Druck, dass man von einem Tag zum anderen nicht weiß, wo man die Geflüchteten unterbringen soll, ist jedoch erst einmal vorbei. Darum verschiebt sich der Fokus im Geschäftsbereich Asyl von der alleinigen Unterbringung und Betreuung der Asylsuchenden hin zu Themen der Integration. Gerade entsteht dort ein Integrationsfahrplan zur Arbeitsmarktintegration (Arbeitstitel), der über Vermittlung von Sprache und Bildung schlussendlich zur Aufnahme einer qualifizierten Beschäftigung führen soll. Im Wesentlichen sollen die Asylbewerber nach Meinung der Fachleute insgesamt fünf bzw. sechs Stufen durchlaufen, angefangen von einem Erstorientierungskurs, der zumeist schon in der Erstaufnahmeeinrichtung stattfindet. Dann erfolgt ein Erstgespräch mit der Asylsozialbetreuung im Landkreis. Hier wird neben der Erfassung der persönlichen Daten und der Anmeldung bei der Bundesagentur für Arbeit auch ein Bildungsscreening durchgeführt, um zu wissen, »wo der Asylbewerber aktuell steht«. Sollte es nötig sein, folgt dann zunächst ein Alphabetisierungskurs. Meist handelt es sich dabei nicht um eine klassische Alphabetisierung, sondern um das Erlernen der lateinischen Schrift.
Danach folgen Schule oder Deutschkurse und eine Rechtsschulung. Der Kreisausschuss hat sich in seiner Oktobersitzung dafür ausgesprochen, Mittel in Höhe von 370.000 Euro im Jahr 2017 für Deutsch- und Alphabetisierungskurse bereitzustellen. Diese sollen denjenigen Asylbewerbern zu Gute kommen, die im Landkreis München wohnen, aber keine Möglichkeit haben, staatlich finanzierte Kurse zu besuchen.
Kompetenzanalyse für Flüchtlinge
Ein wichtiger Baustein im Arbeitsmarktintegrationskonzept stellt sodann eine Kompetenzanalyse dar, für die der Kreisausschuss ebenfalls die entsprechenden Mittel bereitgestellt hat. In einem wissenschaftlichen Verfahren, das das Arrive Institut im Auftrag des Landkreises durchführt, werden Bildungsstand und Fähigkeiten der Asylbewerber eruiert, anschließend werden die Ergebnisse ausgewertet und den Flüchtlingen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter vermittelt. Der in den Sprachen Deutsch, Arabisch, Persisch und Englisch verfügbare Test wurde speziell für Flüchtlinge entwickelt und setzt die Ergebnisse mit der Allgemeinbevölkerung ins Verhältnis. Flüchtlinge, die sich dieser Kompetenzanalyse unterziehen wollen, müssen sich mit ca. einem Drittel der Kosten von ca. 30 Euro selbst beteiligen.
Im Idealfall erfolgt dann eine Vermittlung der Flüchtlinge in entsprechende Arbeitsverhältnisse. Dafür kooperiert der Landkreis mit verschiedenen Initiativen wie Ibarus, Stay Welcome oder das Arrive Institute. »Ich freue mich sehr«, so Landrat Christoph Göbel in der Sitzung des Kreisausschusses, »dass die nach wie vor sehr mit den reinen Unterbringungsfragen in Anspruch genommenen Kolleginnen und Kollegen im Geschäftsbereich Asyl mittlerweile so viel Engagement in das so wichtige Thema der Integration investiert haben.«