Er ist hoch. Wie hoch genau, das wollten weder der Bürgermeister von Weiler-Simmerberg, Karl-Heinz Rudolph, noch der Münchner Referent für Arbeit und Wirtschaft, Josef Schmid, sagen. Warum sich die beiden Politiker so bedeckt hielten, dazu später mehr.
Adventsmärkte Weihnachtsmärkte Christkindlmärkte
Die Rede ist vom Münchner Christbaum auf dem Marienplatz, der am Mittwoch im Bodenloch vor dem Neuen Rathaus verankert wurde. Rund fünf Tonnen schwer, 70 Jahre alt, kerzengerade gewachsen die stolze Weißtanne ist der erste Münchner Christbaum aus dem Allgäu. Nicht minder stolz sind die Weiler-Simmerberger darüber. Vor allem, weil dem Baum das traurige Schicksal der Fällung nicht hätte erspart werden können. Weil die Tanne zu nah an einem Wohnhaus stand, hätte sie bald entfernt werden müssen. Die 96-jährige Bewohnerin erklärte sich damit einverstanden, dass die Gemeinde den Baum der Stadt München als Christbaum anbietet. Der bereits verstorbene Ehemann der 96-Jährigen hatte den Baum selbst gepflanzt. Jetzt fiel die Wahl tatsächlich auf den stattlichen Nadelbaum. Im Morgengrauen rückte am Mittwoch der Tross auf dem Marienplatz an, nachdem bereits am Montag, 7. November, die Fachleute dem Baum mit schwerem Gerät zuleibe gerückt waren und ihn umgelegt hatten. Ein Schwertransporter rollte mitsamt Baum auf den Marienplatz, dazu die Münchner Feuerwehr, die die Tanne an Ort und Stelle setzte mit aller gebotenen Erfahrung, denn wenn der Baum beim Stellen gebrochen wäre nicht auszudenken. »Das ist uns aber noch nie passiert«, berichtet Florian Hörhammer, Pressesprecher der Münchner Feuerwehr.
So gesehen hätten auch die Floriansjünger ein dickes Lob verdient, aber der Allgäuer Brauch des Christbaumlobens beschränkte sich dann doch auf die Weißtanne. Wobei das Lob traditionell von anderen kommt, in diesem Fall von den Beschenkten. Bevor Rudolph mit Schmid auf den Baum anstoßen konnte, musste dieser noch ein paar Worte des Lobes über den Baum sagen. Vielleicht war es die politische Diplomatie, weshalb sich der Münchner Bürgermeister zunächst in höflicher Zurückhaltung übte. Als sein Amtskollege aus dem Allgäu ihn ermunterte, den Baum doch würdig zu preisen, fand Schmid ganz offensichtlich die passenden Worte jedenfalls zeigte sich Rudolph in der launigen Zeremonie angetan und stieß gerne mit Schmid an. Zwei Wochen vor Beginn des Christkindlmarktes auf dem Marienplatz und passenderweise mit den ersten Schneeflocken der Saison, die immerhin bis in den Morgen hinein liegenblieben, hat in München die Adventszeit inoffiziell begonnen. Die Mitarbeiter des städtischen Baureferats, Abteilung Straßenbeleuchtung, schmücken den Baum mit rund 3.000 Lichtern. Wenn die Weihnachtszeit hochoffiziell vorüber ist, wird der Baum am 8. Januar, also in acht Wochen, wieder abgebaut. Doch damit ist dessen ruhmvolle »Karriere« noch nicht vorbei. Er soll künftig als Maibaum die Menschen auch im Sommer erfreuen. Interessenten für den Baum können sich ab sofort beim Direktorium der Stadt München unter Telefon 0 89/2 23-9 25 65 melden.
Dann werden die neuen Eigentümer auch wissen, wie hoch der Baum nun tatsächlich ist. Die Höhe hat das Landesvermessungsamt festgestellt. Die Besucher des Münchner Christkindlmarktes sollen die genaue Höhe des Baumes bis auf den Zentimeter schätzen. Wer die Höhe richtig errät, kann attraktive Preise gewinnen. Hauptpreise sind jeweils Aufenthalte für zwei Personen im Sport- und Wellnesshotel Tannenhof in Weiler im Allgäu. Zudem werden noch 300 Skitage und 100 Brotzeitbrettle verlost.
Für Josef Schmid ist es gar nicht mal so wichtig, wie hoch der Baum ist. Entscheidend ist für ihn eines: »Der Baum steht genau vor meinem Büro im Rathaus.« Damit nimmt die Tanne ihm zwar ein wenig Licht, dafür aber schaut er in der Adventszeit immer ins Grüne, wenn er aus dem Fenster blickt. Auch nicht schlecht für einen, der sein Büro mitten in der Münchner Innenstadt hat. Von Carsten Clever-Rott
Hintergrundinfo
Seit 1977 kommt die Landeshauptstadt München in den Genuss einer Christbaumspende. Die Warteliste der Gemeinden, die sich als Spender anbieten, ist lang. Als Dank für den Christbaum dürfen die Ortschaften aus dem In- und Ausland (Österreich, Italien) während des Münchner Christkindlmarktes im Prunkhof des Rathauses Glühwein ausschenken und sich als touristische Destination präsentieren.
Der Münchner Christkindlmarkt auf dem Marienplatz wird am Freitag, 25. November, um 17 Uhr von Oberbürgermeister Dieter Reiter eröffnet. Zu Ende gehen wird er an Heiligabend. Um 14 Uhr werden an diesem Samstag vor dem Weihnachtsfest die Stände schließen. Bis dahin finden in München zahlreiche weitere Advents-, Weihnachts- und Christkindlmärkte und Basare statt. Aktuelle Termine finden Sie hier: www.wochenanzeiger.de/christkindlmarkt