Veröffentlicht am 14.02.2017 00:00

München · Verein zum Erhalt des Viktualienmarktes gegründet


Von red
Die »Freunde des Viktualienmarktes« mit dem Vorsitzenden Dr. Wolfgang Stefinger (4.v.l.)	 (Foto: VFDV)
Die »Freunde des Viktualienmarktes« mit dem Vorsitzenden Dr. Wolfgang Stefinger (4.v.l.) (Foto: VFDV)
Die »Freunde des Viktualienmarktes« mit dem Vorsitzenden Dr. Wolfgang Stefinger (4.v.l.) (Foto: VFDV)
Die »Freunde des Viktualienmarktes« mit dem Vorsitzenden Dr. Wolfgang Stefinger (4.v.l.) (Foto: VFDV)
Die »Freunde des Viktualienmarktes« mit dem Vorsitzenden Dr. Wolfgang Stefinger (4.v.l.) (Foto: VFDV)

München wird umgebaut. Ob Isartor, Hauptbahnhof, Mittlerer Ring, Marienplatz, Sendlinger Tor, oder, oder, oder: In der aktuellen Neu- und Umbau-Orgie möchte man sich fast fragen, wie ein angenehmes Leben in dieser Stadt bislang überhaupt möglich war.

Münchner Viktualienmarkt in der Altstadt Themenseite über den bei Münchnern sowie Gästen beliebten Markt im Herzen Münchens

Zu Denken geben könnte allerdings, dass viele Bürger so manche der Maßnahmen gar nicht so begrüßen. Paradebeispiel sind die traditionellen Münchner Marktplätze, bei denen selbst manch stillem Zeitgenossen die Hutschnur riss. Denn auch sie – so sagen die Stadt-Oberen – bedürften einer umfassenden Modernisierung. Was im Falle des Marktes am Wiener Platz so viel Widerstand hervorrief, dass Oberbürgermeister Dieter Reiter die Pläne höchstpersönlich kassierte.

Nach dem Elisabethmarkt, um dessen Neugestaltung noch heftig gerungen wird , soll es sogar ans »Eingemachte« gehen: Den Viktualienmarkt, der im Gegensatz zu den beiden anderen ja auch ein weltberühmtes Münchner Markenzeichen ist. Laut Handwerkskammer-Präsident und Stadtrat Georg Schlagbauer (43, CSU), soll hier spätestens in fünf Jahren die Abrissbirne kommen. Er beklagt, dass überall gegen Hygiene-Bestimmungen, den Brandschutz und sonstige Vorschriften der EU verstoßen werde. Als Metzgerei-Besitzer gibt er auch zu bedenken, dass in der Metzger-Zeile nicht mal Umkleide-Räume vorhanden seien. Da gäbe es enormen Umbaubedarf.

Doch genau dagegen hat sich nun ein neuer Verein formiert: »Die Freunde des Viktualienmarktes«, wie er sich nennt, ist eine Schöpfung des Münchner Bundestagsabgeordneten Wolfgang Stefinger, die er vornehmlich mit Parteifreunden ins Leben rief. Sie soll aber allen Bürgerinnen und Bürgern offen stehen, was bereits reichlich Früchte trage. Laut CSU-Mann Dr. Stefinger kämen über die vereinseigene Internet-Seite bereits jede Menge Mitgliedsanträge herein.

Dabei wehre er sich gar nicht grundsätzlich gegen eine Modernisierung. »Denn dass da einiges dringend auf den neuesten Stand gebracht werden muss, ist auch in unserem Sinne«, so der Politiker zum Münchner Wochenanzeiger. Was er aber möchte, dass das nicht auf Kosten einer völligen Veränderung des Markt-Charakters geschieht.

Stefinger beklagt, dass sich die Markthallen München als Betreiber nie groß um die Hygiene gekümmert hätten und nun eine Radikalkur wollen. Doch für viele Pläne fehle sogar eine Rechtsgrundlage. So haben sich bereits am Wiener Platz die gebetsmühlenartig vorgetragenen Argumente der Markthallenbetreiber in puncto Hygiene- und Brandschutzmängel als unbegründet erwiesen. Er selbst habe die Hygienefragen überprüft und keinerlei Rechtsgrundlage in der EU Hygieneverordnung gefunden. Weder im Bundesjustiz-, oder Bundesbauministerium, noch im Bayerischen Staatsministerium gäbe es zudem eine Vorschrift, dass für jeden Marktstand Toiletten und Waschbecken vorhanden sein müssen.

Ebenso habe OB Reiter nie auf seine Anfragen reagiert. Stefinger, der sein Amt als Vereins-Vorsitzender ehrenamtlich bekleidet, wünscht sich, dass der Viktualienmarkt, wie übrigens auch Elisabethmarkt und Wiener Platz »im Bestand renoviert wird«. Will heissen: Kleinteilige Struktur, keine Handelsketten und kein modernes Einheits-Design, wie es schon dadurch programmiert sein könnte, dass mit dem Architekturbüro Bogevisch ein Bewerber den Zuschlag für alle drei Märkte bekam.

»Der Markt und seine persönliche Atmosphäre lebt von seinen Händlern und Standlleuten«, so die Freunde des Viktualienmarktes. Gerade diese Kleinbetriebe bräuchten aber Planungssicherheit, die man auch dadurch gefährdet sieht, dass die Stadt nur noch Dreijahreslizenzen vergebe.

»Das kommt vor allem den großen Handelsketten zugute, die flexibel sind«, so der Verein. »Wir glauben aber, dass auch die Münchner weiterhin einen Viktualienmarkt mit Händlerfamilien wollen und die Filialen solcher Ketten hier ablehnen.«

»Wir werden deshalb alle demokratischen Mittel in Bewegung setzen, um die radikalen Pläne zu verhindern«, so Dr. Wolfgang Stefinger zum Münchner Wochenanzeiger. Bereits am Freitag wurden

22.000 Unterschriften – auf Papier – gegen den Umbau des Elisabethmarktes dem Rathaus übergeben. Bei dem geplanten Bürgerbegehren für den Viktualienmarkt, so schätzt Stefinger, dürften es dann weitaus mehr werden.

Zudem führt der Verein bereits mit dem Landesdenkmalschutz Gespräche. Es geht darum, einige der Brunnen unter Ensembleschutz zu stellen, was einen Radikal-Umbau des Viktualienmarktes erschweren dürfte. Wer sich selbst entscheiden will: www.freunde-viktualienmarkt.de

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