Unaufhaltsam tickt die Uhr rückwärts. Dabei brauchen Fans und Spieler der SpVgg Unterhaching diesen Service auf der Internetseite des Vereins wahrscheinlich nicht. Sie wissen auch so, dass am Sonntag, 28. Mai, um 14 Uhr im Alpenbauer-Sportpark zu Unterhaching das wichtigste Heimspiel der SpVgg Unterhaching des Jahres 2017 angepfiffen wird.
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Es geht um den Aufstieg in die Dritte Liga und damit um die Weichenstellung für die Zukunft.
Gegner ist die Sportvereinigung (SV) Elversberg, ihres Zeichens Meister der Regionalliga Südwest. Hinsichtlich der fußballerischen Vergangenheit kann das Team aus dem Saarland mit der SpVgg Unterhaching nicht mithalten. Ein Jahr Dritte Liga steht in der Vereinsbiographie. Ein Jahr, an dessen Ende logischerweise der Abstieg stand. Unterhaching dagegen hat im Vergleich dazu schon wahrhaft Großes geleistet: zwei Jahre Bundesliga, elf Jahre zweite Bundesliga und einmal den großen Bayern zum Titel verholfen. Doch das alles zählt am Sonntag nicht. Dann wird alles wieder auf Null gestellt.
Die an Superlativen reiche Saison, die den Hachingern bundesweit Respekt eingebracht hat, wird dann nur das Vorspiel gewesen sein. In weiten Teilen war die Saison ein Selbstläufer. Die Mannschaft von Claus Schromm spielte sich in einen Rausch. In der Rückrunde gab es einige wenige Stolperer vielleicht ganz gut, um das ganz große Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, nämlich den Aufstieg. Und so werden die beiden Begegnungen gegen Elversberg das Rückspiel steigt am 31. Mai alles andere als Selbstläufer. »Ich sehe Elversberg sportlich zu hundert Prozent auf Augenhöhe und insgesamt ist es vielleicht das schwierigste Los«, erklärt der Hachinger Erfolgstrainer Claus Schromm im Vorfeld. Er musste sein Team diese Woche auf den Gegner einstellen. »Wir wissen, was da auf uns zukommt«, so der Trainer. »Besonders in der Offensive machen die einen richtig guten Job und sind immer für einen Treffer gut. Nichtsdestotrotz wollen wir natürlich unsere fantastische Saison krönen und am 31. Mai den Aufstieg feiern.«
Sportlich verdient wäre der Aufstieg, keine Frage. Aber auch aus wirtschaftlichen Gründen peilt die SpVgg die Dritte Liga an. »Der Aufstieg wäre ein weiterer wichtiger Schritt für uns«, blickt Präsident Manfred Schwabl nach vorne. »Wir wollen zurück in die Dritte Liga, auch wenn man natürlich sagen muss, dass wir aus finanzieller Sicht perspektivisch noch mal aufsteigen müssen. Erst in der Zweiten Bundesliga kann man gesund und vernünftig wirtschaften.«
Die beiden Spiele am Sonntag und am Mittwoch sind der Big Point für die Zukunft des Vereins. Verpasst die SpVgg den Aufstieg, bedeutet das nicht einfach, dass der ganze Prozess um ein Jahr verschoben wird. Der Aufstieg ist ein wichtiger Baustein in der langfristigen Planung. »Unsere Vision ist es, ein wirtschaftlich gesunder, solider Zweitligist mit einem starken Nachwuchsleistungszentrum zu sein«, formuliert Schwabl die Ziele. »In der Jugendabteilung sind wir unserem Ziel bereits in dieser Saison ein großes Stück nähergekommen. In der kommenden Spielzeit spielen beinahe alle SpVgg-Teams in der jeweiligen höchsten Klasse.«
In diesen Altersklassen ist schon alles geklärt. Nur bei der »Erste Herren« ist noch offen, in welcher Liga sie kommende Saison antreten wird. Und das nach dieser Spielzeit. Eigentlich ein Unding, wenn eine Mannschaft nach 25 Saisonsiegen und 95 erzielten Toren nicht aufsteigen würde. Dennoch kann genau das passieren. Planungssicherheit sieht anders aus. Manfred Schwabl sieht die Mannschaften in der Aufstiegsrunde gegenüber den Wettbewerbern in der Dritten Liga und den Regionalligen benachteiligt.
»Hauptsächlich betrifft das natürlich die Kaderplanung, aber auch Themen wie die Generierung neuer Werbepartner. Auch aus sportlicher Sicht halte ich diesen Modus, dass der Erste sportlich nicht direkt aufsteigt, für diskussionswürdig.« Dieser Nachteil sei nicht zu kompensieren. »Dennoch muss man natürlich sagen, dass wir vor allem hinsichtlich der Kaderplanung von Haus aus schon ziemlich weit sind, da fast alle unserer Leistungsträger bereits längerfristige Verträge für beide Ligen unterschrieben haben.«
Die SpVgg ist gut gerüstet egal, wies ausgeht. Für die Hachinger Fans kommt indes nur ein Ausgang infrage. Als zwölfter Mann können sie in beiden Spielen ihr Team lautstark unterstützen. Da kommt es auf jeden Einzelnen an. Gemeinsam können Mannschaft und Fans den Grundstein für eine erfolgreiche Relegation legen und der Geschichte des Leistungssports in Unterhaching ein Erfolgskapitel hinzufügen.
Von Carsten Clever-Rott
Foto: Christian Riedel
So seh ich das Benjamin Schuldt über Hachinger Aufstiegsträume
Die wenigsten Haching-Fans haben einen Aufstieg ihres Vereins live im Stadion miterlebt. Während sich an die erfolgreich absolvierten Aufstiegsrunden zur 2. Bundesliga nur noch die Älteren erinnern, stieg die SpVgg 1999 (in die 1. Bundesliga) und 2003 (in die 2. Bundesliga) jeweils »daheim auf der Couch« auf, weil die Konkurrenz patzte. Das klappt heuer nicht: In den Relegationsspielen droht ein echter Nervenkrimi mit Verlängerung und Elfmeterschießen.
Leicht werden dürfte es für die Elf von Claus Schromm in keinem Fall. Kontrahent Elversberg wurde immerhin Meister in der Regionalliga Südwest (die stärker einzuschätzen ist als die bayerische Staffel) und hat die umstrittene Relegation zur 3. Liga schon einmal mit Erfolg durchgestanden eingefleischte Löwen-Fans werden sich erinnern. Verstecken muss sich die SpVgg nach einer überragenden Saison freilich vor keinem Gegner. Gelingt es den Vorstädtern, ihr Potenzial voll abzurufen, sollte die Rückkehr in den Profifußball gelingen.