»Herzlichen Glückwunsch, Sie leben im sichersten Stadtviertel Münchens!« Mit diesen Worten eröffnete die Polizeidirektorin der Polizeiinspektion Bogenhausen, PI 22, ihren Vortrag bei der diesjährigen Bürgerversammlung des 13. Stadtbezirks.
Bogenhausens neues Stadtviertel am Prinz-Eugen-Park
Bogenhausens neues Stadtviertel: Prinz-Eugen-Park Themenseite zur Entstehung von 1.800 Wohneinheiten für bis zu 4.500 Bewohner
Auch die Vorsitzende des Bogenhauser Bezirkausschusses, Angelika Pilz-Strasser (Grüne) schloss ihre Präsentation mit dem Hinweis darauf, wie lebenswert der 13. Stadtbezirk doch sei, indem Sie ein Bild der Blaubeerfelder in Johanneskirchen zeigte. Doch die Bewohner Bogenhausens sorgen sich an manchen Ecken ihres Viertels trotz der vielen lobenden Worte um ihre Lebensqualtität und formulierten auf der Versammlung in ingesamt etwa 30 Anträgen ihre Bedenken zu den Themen Verkehr, Ökologie und Infrastruktur.
Zentrales Thema:
Verkehr
Rund 400 Bogenhauser waren vergangenen Donnerstag in die Turnhalle am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium gekommen, um ihre Anliegen vorzutragen. Zentrales Thema war der Verkehr im Stadtteil. Dauerparker störten einen Anwohner im Zamilapark, genauso wie Tobias Fröhlich aus der Asgardstraße. Dort seien neben permanent abgestellten Anhängern vor allem die Parker auf den Gehwegen ein großes Problem. Die Polizei sicherte hier verstärkte Kontrollen zu.
Um generell mehr Parkraum am Arabellapark zu schaffen, stellte Wolfgang Vierling den Antrag, den Parkplatz des
Umweltministeriums, der schließlich mit Steuergelder finanziert würde, außerhalb der Geschäftszeiten für die Allgemeinheit zu öffnen. Wolfgang Thomma machte sich Gedanken rund um den Ausbau des Föhringer Rings. Er forderte neben dem vierspurigen Ausbau, die Erstellung einer eigenen Spur für den öffentlichen Nahverkehr und die Einrichtung einer »priority lane« für Fahrzeuge mit mehr als einem Insassen, um die Bildung von Fahrgemeinschaften zu fördern. Zudem setzte er sich für den Bau einer Fahrradspur über die Isar ein, die man auch durch eine Abmarkierung entlang der Leinthaler Brücke erreichen könne.
Großbaustelle Prinz-Eugen-Park
Rund um die Großbaustelle »Prinz-Eugen-Park« gab es verschiedene Anträge aus der Bevölkerung. Heike Leopold-Seidel, die direkt gegenüber dem riesigen Baufeld wohnt, leidet seit Monaten unter Staub, Lärm und Dreck. Obwohl sie bereits einen Antrag im Bezirkausschuss gestellt hatte, in dem sie eine regelmäßige Säuberung der Cosimastraße forderte, stellte sie in der Bürgerversammlung erneut eine Anfrage an die Stadt, um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Die Staub- und Dreckbelastung sei einfach enorm und ein Ende erstmal nicht absehbar.
Kopfzerbrechen macht den Bogenhausern nach wie vor die verkehrliche Erschließung des neuen Wohnquartiers. Ingrid Mayer erhielt großen Applaus vom Plemum für ihre kritischen Töne in Hinblick auf die ausschließliche Öffnung des Quartiers in Richtung Cosimastraße. Ihrer Meinung nach könne die Cosimastraße, auf der aktuell schon häufig Stau sei, keinen weiteren Verkehr aufnehmen.
Diese Bedenken kennt auch das Quartiersmanagement des Prinz-Eugen-Parks. Daher stellte dieses, vorgetragen durch Stephan Zimmerer, den Antrag an die Stadt, ihr Mobilitätskonzept anzuerkennen und zu unterstützen. Dieses Konzept sieht eine Vielzahl von Maßnahmen vor, um die zusätzliche Verkehrsbelastung für Bogenhausen so gering wie möglich zu halten.
Busverbindung Ärger im Zamilapark
Die Anträge rund um das Thema öffentlicher Nahverkehr in Bogenhausen drehten sich häufig um die Anbindung des Zamilaparks: Wenn die Stadt eine neue Busverbindung zum Ostbahnhof in Aussicht stellt, sollte diese auch den Max-Weber-Platz anfahren, so der Antrag von Irmi Berger. Klaus Pflüger fordert die Stadt auf, die alte Streckenführung der Linie 187 zum Ostbahnhof wiederaufzunehmen.
Eine Verlängerung der Tram Steinhausen bis zum Daglfinger Bahnhof mit der Erschließung über die Friedrich-Eckardt-Straße und die Zamdorfer Siedlung sieht Kevin Golde als zukunftsweisende Lösung an. Denn der Bus sei heute schon zeitweise völlig überlastet. Unterstützt wird dieser Antrag von Roland Krack, der die MVG auffordert, einen Trassenvorschlag zu erarbeiten, um die nötigen Flächen bereits jetzt bei den Planungen rund um die städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen mit aufzunehmen.
Wie es mit den Planungen in Hinblick auf die Untertunnelung der S8 aussieht, fragte Dr. Helmut Schink von der Bürgerinitiative für Bahntunnel von Zamdorf bis Johanneskirchen e.V. Außerdem stellte er den Antrag, dass keine provisorischen Brücken über die S8 gebaut werden, da bekanntlich nichts so lange halte wie Provisorien.
Doch bis es zu Baumaßnahmen für einen S-Bahntunnel kommt, wird noch Zeit ins Land gehen. Daher fordern zwei Bürgerinnen, die Bahnhöfe Daglfing und Johanneskirchen unabhängig von einer möglichen Untertunnelung endlich barrierefrei zu gestalten und erhielten viel Beifall von den anwesenden Bogenhausern. Konkret forderte eine Antragsstellerin ein Förderband für Gepäck, eine Rampe oder ähnliche Lösungen, die sowohl Reisenden, als auch Müttern mit Kinderwägen und Gehbehinderten, die Fahrt von den genannten S-Bahnhöfen ermögliche.
Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums
Großes Thema war auch in dieser Bürgerversammlung der Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums. Bernhard Schumm forderte in seinem Antrag den Bau eines Schulcampus, bestehend aus Grund- und Hauptschule sowie Gymnasium auf dem Schulareal an der Knappertsbuschstraße.
Aktuell würden nur rund 300 Schüler die dortige Hauptschule besuchen, die sich auf einem rund 30.000 Quadratmeter großen Areal befindet. Dem Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium würden nur rund 20.000 Quadratmeter für etwa 1.300 Schüler zur Verfügung stehen die Rechnung gehe laut Schumm nur auf, wenn man in die Höhe baue. Aber genau das wolle man vermeiden. Daher wäre seiner Ansicht nach ein gemeinsamer Schulcampus an der Knappertsbuschstraße mit Sportanlagen im Klimapark eine tragbare Lösung für alle. Unter großem Applaus aus dem Plemum schloss Schumm: »Lassen Sie sich von guten Argumenten leiten. Auch wenn der Schulstandort bereits beschlossen ist, darf man falsche Entscheidungen nicht einfach hinnehmen.«
Versöhnlichere Worte fand Dr. Jutta Zarbach-Brehm vom Ökologischen Bildungszentrum, die für die Einrichtung des WHG als eine »Klimaschule« aussprach. Dies beinhalte nicht nur die Verwendung nachhaltig Materialien beim Bau, die Installation eines Schulgartens und die Einrichtung erneuerbarer Energieressourcen, sondern auch didaktische Schwerpunkte im Bereich ökologisches Leben und Handeln. Hierbei sicherte Zarbach-Brehm die Unterstützung durch das Team des Ökologischen Bildungszentrums München zu.
Medizintourismus
wirksam bekämpfen auch im August
Keine Bürgerversammlung in Bogenhausen ohne das über Jahre hinweg leidige Thema Medizintouristen. Peggy Schön plädierte für die Installation einer anonymen Meldeplattform und forderte die Behörden auf, auch im August präsenter zu sein, um der Zweckentfremdung von Wohnraum gerade in dem von Medizintouristen stark frequentierten Monat begegnen zu können.
Die Arbeit wird den Lokalpolitikern Bogenhausens in den nächsten Monaten und Jahren sicherlich nicht ausgehen das ist nach der diesjährigen Bürgerversammlung wieder einmal mehr als deutlich geworden. Denn das Wachstum des 13. Stadtbezirks eröffnet zwar neue Perspektiven, wie beispielsweise das lang geforderte Bürgerkulturhaus im Prinz-Eugen-Park, schürt bei der Bevölkerung aber auch Ängste in Bezug auf ihre Lebensqualität. Hier haben die Lokalpolitiker noch viel Aufklärungs- und Vermittlungsarbeit zu leisten, denn eins ist klar: Aufhalten lässt sich die Veränderung nicht, aber Gestalten mit
Sicherheit. ahi