Seit August gilt in der Rosenheimer Straße ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern. Die Meinungen über den Erfolg des Verkehrsversuchs, den die Stadt zunächst befristet für ein Jahr angeordnet hat, gehen auseinander.
Radweg an der Rosenheimer Straße
Haidhausen · Radweg Orleansstraße/Rosenheimer Straße Themenseite zum Kampf der BA's um die Sicherheit der Radler
Auch in der Stadtteilpolitik bewertet man die Maßnahme unterschiedlich: Die SPD wünscht sich Nachbesserungen und mehr Kontrollen, die CSU fürchtet zu viele Einschränkungen für Autofahrer und die Grünen fordern erneut den Bau eines Radwegs.
Eine Hauptverkehrsader, die von der Autobahn direkt in die Münchner Innenstadt führt, mit einer für Wohnstraßen üblichen Geschwindigkeitsbegrenzung zu belegen, galt lange als Utopie. Vor einem guten halben Jahr ist dieser gewagte Vorstoß in der Rosenheimer Straße Realität geworden. Schon jetzt ist man sich im Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA 5) einig: Gelöst sind die Verkehrsprobleme, insbesondere die Risiken für Radfahrer, damit nicht.
Auch der in der Breisacher Straße ansässige Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) sieht die Situation kritisch. Messungen, die der Verband ein halbes Jahr nach Beginn des Verkehrsverbands durchführte, ergaben: Gerade einmal 26 Prozent der Autofahrer halten sich an das Tempolimit und das größtenteils auch nur dann, wenn Staus ohnehin keine hohen Geschwindigkeiten zulassen. Ohne Überwachung sei der Verkehrsversuch nichts wert, resümiert der VCD.
Die SPD-Fraktion im BA 5 hält das Tempolimit grundsätzlich für positiv. Der Verkehr sei im Vergleich zu früher langsamer geworden, sagte die Fraktionssprecherin Nina Reitz auf der jüngsten Sitzung des Stadtteilparlaments. Allerdings seien noch nicht alle im Versuchskonzept vereinbarten Voraussetzungen vorhanden. Zum Beispiel gebe es noch keine Messstationen. Aus Mangel an freien Parkplätzen seien zudem Geschwindigkeitskontrollen durch die Polizei oft nicht möglich, sagte die BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will.
Die Fraktion legte dem Plenum deshalb ein Neun-Punkte-Papier mit Nachbesserungsvorschlägen vor. Einige der Ideen gingen Vertretern der CSU zu weit. »Eine Aufstellfläche am Rosenheimer Platz als Barriere für Autos, da mache ich nicht mit«, sagte Fraktionssprecher Andreas Micksch. Nikolaus Haeusgen räumte ein, prinzipiell sei eine Nachbesserung des Versuchs sinnvoll. Er bezeichnete die geforderten befristeten Halteverbote, die der Polizei die Durchführung von Geschwindigkeitskontrollen erleichtern sollen, als »übertrieben«.
Die Fraktion der Grünen ging sogar einen Schritt weiter. Die Nachbesserung an der Ausgestaltung des Tempolimits sei ein »Herumdoktern am falschen Konzept«, sagte Johannes Reetz. Die Durchsetzung der Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung sei laut Reetz »menschlich und mechanisch nicht herstellbar«. Trotz der neuen Regelung seien Radfahrer weiterhin größten Gefahren ausgesetzt und müssten auf den Gehsteig ausweichen: »Deshalb wollen wir einen Radweg mit einspurigem Umbau der Rosenheimer Straße. Nur so geht es.«
Dietz-Will erinnerte daran, dass sich die Bürger auf der Einwohnerversammlung zu dem Thema im Herbst 2016 für die Einführung des Tempolimits und gegen den damals von der Stadt geplanten Radweg unter Beibehaltung der bestehenden Fahrspuren ausgesprochen hatten. »Außerdem hätte das Bauprojekt Millionen gekostet.«
Durchsetzen konnte sich die SPD mit ihren Verbesserungsvorschlägen zur Durchsetzung des Tempilimits nicht: Der Antrag wurde mit den Stimmen der CSU und der Grünen abgelehnt. Einige der geforderten Maßnahmen, wie etwa das Aufstellen von Geschwindigkeitsdisplays, sind jedoch bereits beschlossene Sache und werden wohl in nächster Zeit realisiert. Julia Stark