Veröffentlicht am 28.03.2018 00:00

Kleinhelfendorf/Aying · Ensembleschutz wird in Kleinhelfendorf groß geschrieben


Von red
Der Ensembleschutz umfasst in Kleinhelfendorf bei Aying das Gebiet zwischen der Pfarrkirche St. Emmeran und der Wallfahrtskapelle am Ortseingang.	 (Fotos: hw)
Der Ensembleschutz umfasst in Kleinhelfendorf bei Aying das Gebiet zwischen der Pfarrkirche St. Emmeran und der Wallfahrtskapelle am Ortseingang. (Fotos: hw)
Der Ensembleschutz umfasst in Kleinhelfendorf bei Aying das Gebiet zwischen der Pfarrkirche St. Emmeran und der Wallfahrtskapelle am Ortseingang. (Fotos: hw)
Der Ensembleschutz umfasst in Kleinhelfendorf bei Aying das Gebiet zwischen der Pfarrkirche St. Emmeran und der Wallfahrtskapelle am Ortseingang. (Fotos: hw)
Der Ensembleschutz umfasst in Kleinhelfendorf bei Aying das Gebiet zwischen der Pfarrkirche St. Emmeran und der Wallfahrtskapelle am Ortseingang. (Fotos: hw)

Der Ensembleschutz soll für nachfolgende Generationen erhaltene und erhaltenswerte Bauwerk-Gruppen schützen. Damit diese Gebäude-Gruppierungen nicht irgendwann bloß noch als Name eines Stadtbezirks oder einer MVV-Haltestelle existieren, fallen viele unter den in der deutschen Denkmalpflege seit den 1970er Jahren etablierten Ensembleschutz.

Eigene Identität bewahren

Historische Dorfkerne unter Denkmalschutz Der Ensembleschutz sichert für nachfolgende Generationen erhaltene Bauwerk-Gruppen

Dabei geht es explizit um eine Gruppe von Gebäuden, die architektonisch erhaltenswert erscheint – ein Platz, eine Straße, ein Viertel.

Nicht alle Gebäude eines Ensembles müssen dabei denkmalgeschützt sein.

Allerdings muss die Denkmalbehörde sichtbare Veränderungen an Fassade und Dach genehmigen – diese wirken sich auf das Erscheinungsbild aus. Neben den Dorfkernen zählen dazu etwa auch der Olympiapark oder die Feldmüllersiedlung in Giesing, die unlängst wegen eines Abrisses in die Schlagzeilen geraten ist. Zu den schützensweiten Ensembles gehört auch der Dorfkern rund um die Dorfkirche St. Emmeram in Kleinhelfendorf, das zu Aying gehört. Kleinhelfendorf, ein charakteristisches und ungestörtes Beispiel eines Kirchweilers in der leicht hügeligen Altmoränenlandschaft zwischen Inn, Mangfall und Alpen, entspricht in seiner Substanz noch ganz der Siedlungsweise eines oberbayerischen Wallfahrtsdorfes des 18. Jahrhunderts.

Der Beginn der Besiedlung ist bereits für prähistorische Zeiten (Urnenfelder-, Bronzezeit) anzunehmen; Reste davon werden im Hügel nördlich des Hagerhofes und oberhalb des Emmeramsbrunnens vermutet. Während der Römerzeit gewann der Platz als Straßenstation an der kaiserzeitlichen Reichsstraße von Augsburg nach Salzburg gelegen, deren Verlauf südöstlich von Kleinhelfendorf unsicher und erst östlich des Innüberganges bei Pfaffenhofen wieder greifbar wird, größere Bedeutung. Zeugen dieser Epoche stecken in den Erhebungen nördlich von Haus Nr. 4 und südlich des Bauernhofes Griesstätt.

Besonders beachtenswert ist unter anderem die Marterkapelle in Kleinhelfendorf: In spätmerowingischer Zeit (739 oder 748) weihte Bischof Eremberg von Freising die erste Kirche zu Ehren des französischen Wanderbischofs Emmeram, der auf seiner Wallfahrt von Regensburg nach Rom 652 bei der Straßenstation Kleinhelfendorf das Martyrium erlitten haben soll. Die Taufkirche des Tegernseer Mönches Ortlaip, die er 772 dem Freisinger Bischof unterstellte, war der unmittelbare Vorgängerbau der im Kern noch romanischen Emmeramskirche.

Sie war seit dem frühen 14. Jahrhundert mit dem Sepulturrecht (Begräbnisrecht) ausgestattet. Als eine Kulterweiterung des 18./19. Jahrhunderts ist die Feldkapelle (Lindenkapelle) nur wenige Meter südöstlich zu sehen. Die urkundliche Bestätigung einer bestehenden Taverne 1377 durch die Herzöge kann auf eine bereits praktizierte Wallfahrt schließen lassen, die sich vor allem im 18. Jahrhundert größter Beliebtheit erfreute.

Bezeichnend für den Charakter des Kirchweilers und Wallfahrtsortes ist die Situation der beiden Kirchen: in der Ortsmitte die im 17. Jahrhundert weitgehend neu erbaute Pfarrkirche, nach Westen dem Ort vorgelagert der 1752 fertig gestellte Neubau der Wallfahrtskapelle (Marterkapelle). Beide sind, vor allem auch in der Fernansicht, bis heute die Dominanten des Ortsbildes geblieben. In der lockeren Anordnung der stattlichen Einfirsthöfe nördlich, südlich und westlich der Pfarrkirche ist die im Urkataster von 1810 festgehaltene Situation tradiert. Die Fortschreibung des 19. Jahrhunderts vollzog sich noch im eng begrenzten Rahmen der Hausgrundstücke und vermied somit jegliche Zersiedelung.

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