Veröffentlicht am 06.11.2020 08:56

"Bitte helfen Sie weiter mit!“

Landrat Martin Bayerstorfer. (Foto: LRA Erding)
Landrat Martin Bayerstorfer. (Foto: LRA Erding)
Landrat Martin Bayerstorfer. (Foto: LRA Erding)
Landrat Martin Bayerstorfer. (Foto: LRA Erding)
Landrat Martin Bayerstorfer. (Foto: LRA Erding)

Wie bereits in der Vergangenheit schon mehrfach geschehen, hatte Landrat Martin Bayerstorfer die Flüchtlingshelferinnen und Flüchtlingshelfer im Landkreis zu einem Gespräch am Montagabend, den 29. Juli eingeladen. Dieses Treffen sollte dazu dienen, die momentane Situation zu besprechen und Verbesserungen zu klären.
Dass einige der Flüchtlingshelfer dieses Angebot nicht annehmen wollten und bereits im Vorfeld abgesagt hatten, war aus Sicht des Landratsamts daher sehr bedauerlich. Dennoch freute sich der Landrat, dass ca. 40 Personen seiner Einladung gefolgt sind. Die Stimmungslage bei dem Gespräch war grundsätzlich positiv, trotz teils durchaus unterschiedlicher Meinungen und kritischer Anmerkungen. „Sie verrichten eine ganz wichtige Tätigkeit. Ohne Sie wäre es für uns als Behörde nicht möglich, das alles so umzusetzen. Bitte helfen Sie weiter mit!“, so Landrat Bayerstorfer. Bereits am Anfang des Treffens gab es viele Fragen der Helfer, z.B. zu den Unterkünften, aber auch zu konkreten Einzelfällen. Diese konnten zwar nicht vor Ort ausführlich diskutiert werden, wurden aber von den anwesenden Mitarbeitern des Landratsamts notiert und geprüft. Dabei entstand von vornherein eine rege Diskussion, die den ganzen Abend anhielt – auch mit kontroversen Meinungen, die geäußert wurden. So gab es beispielsweise seitens der Helferkreise Kritik hinsichtlich des bürokratischen Aufwands, der von vielen als zu viel und zu undurchsichtig empfunden wird. An letzterem „können wir aber leider nichts ändern“, sagte Landrat Bayerstorfer. „Wir sind an die gesetzlichen Vorgaben gebunden.“ Hinsichtlich der Wartezeiten zur Identitätsklärung verwies der Landrat darauf, dass die Prüfung nicht im Landratsamt, sondern im BAMF durchgeführt wird und die Mitarbeiter daher keinen Einfluss auf die Dauer der Antragstellung haben. Aktuell liegt die Bearbeitungszeit im Landratsamt bei etwa zwei Monaten. Zudem findet immer eine Einzelfallbeurteilung statt, was pauschale Angaben im Vorhinein kaum möglich macht. Ebenfalls thematisiert wurden auffällige Bewohner in manchen Flüchtlingsunterkünften, die sowohl für die anderen Bewohner als auch die ehrenamtlichen Helfer ein Problem darstellen. „Ich verstehe, dass Sie gefrustet sind“, pflichtete Landrat Bayerstorfer den Helfern bei. Hier sei das Asylmanagement darauf angewiesen, dass jeder Vorfall zur Anzeige gebracht wird, um entsprechende Konsequenzen ziehen zu können.
Auf dem gestrigen Treffen stellten Landrat Martin Bayerstorfer und seine Mitarbeiter darüber hinaus einige Verbesserungen vor, die bisher erzielt wurden. Über eine Verbesserung bei den Vollzugshinweisen des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration freute sich der Landrat besonders: seit der neuen Weisung, die am 4. März 2019 veröffentlicht wurde, kann auch ehrenamtliches Engagement berücksichtigt werden. Durch die Identitätsklärung und gute Integrationsleistungen wie ehrenamtliches Engagement kann eine negative Bleibeperspektive überwunden werden. Viele aktuelle Fälle zeigen das auch, dass die Identitätsklärung möglich ist und nach der Offenlegung der Identität Arbeitserlaubnisse erteilt werden können. In jüngster Zeit konnten so 23 Arbeitserlaubnisse erteilt werden, wohingegen nur ein einziger ablehnender Bescheid zu einem Antrag erstellt werden musste.
Darüber hinaus konnten im vergangenen Jahr sowohl eine Integrationslotsin wie auch eine Bildungskoordinatorin etabliert werden. Die Integrationslotsin bietet praxisbezogene Unterstützung der Helferkreise in der Integration an, damit die Helfer gute Rahmenbedingungen für ihre ehrenamtliche Tätigkeit vorfinden. Dazu gehören unter anderem die Beratung der Helfer oder die Organisation von Informationsveranstaltungen, Schulungen und weiteren Angeboten. Die Bildungskoordinatorin unterstützt zugewanderte Personen beim Einstieg in Kita, Schule, Ausbildung, Beruf und Gesellschaft durch Steuerung der Bildungsangebote und Kooperationen. Dazu kommt die Flüchtlings- und Integrationsberatung des Landratsamts mit vier Beraterinnen (Stellenanteil 3,7) für die dezentralen Unterkünfte sowie zwei Beraterinnen (Stellenanteil 2,0) für die Gemeinschaftsunterkünfte sowie die Hausmeister und der Techniker, die für die dezentralen Unterkünfte zuständig sind. In den Jahren 2014 bis einschließlich 2019 wendet das Landratsamt 12 Millionen Euro für das Asylwesen auf.

Gesamtstatus für den Landkreis Erding:
• 69 dezentrale Unterkünfte, 2 Gemeinschaftsunterkünfte
• 1.010 Personen derzeit untergebracht
• Davon 353 Fehlbeleger
• 190 Frauen, 521 Männer, 299 Kinder
• Die meisten Asylbewerber kommen aus Nigeria (30,6 Prozent), Afghanistan (24,2 Prozent) und Eritrea (7,3 Prozent)
• In Erding (207), Dorfen (185) und Taufkirchen (Vils) (146) leben die meisten Flüchtlinge

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