Noch eine Woche dauern die Ferien in Bayern, dann beginnt für die Schüler wieder der Ernst des Lebens. Die Erstklässler werden sich sicher auf die Schule freuen aber es wird auch ein bisschen ein flaues Gefühl im Magen mit dabei sein. Ähnlich geht es wahrscheinlich den Fünftklässlern, die auf eine andere Schule wechseln. Was erwartet mich? Wie sind die Lehrer? Sind die Mitschüler nett?
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Würde ein Kind oder Jugendlicher aus dem 18. Jahrhundert auf die Situation blicken, so könnte er vielleicht sein Glück gar nicht fassen. Gut ausgebildete Lehrer, schön gestaltete Schulbücher und ein Schulbus, der einen bis vor die Eingangstür fährt. Das, was für uns heute völlig selbstverständlich ist, war früher nur wenigen vergönnt. Zugang zu Bildung hatten nur die Kinder der Oberschicht. Teilweise wurde von der betuchten Bürgerschaft eine Schule finanziert, die dann jedoch nur von deren Kindern besucht wurde. Je nach Finanzkraft der Stadt war die Qualität dieser Schulen besser oder schlechter.
Eine andere Möglichkeit Bildung zu erlangen waren die Klosterschulen. Die Klöster waren von jeher ein Hort des Wissens. Denn die Mönche konnten in der Regel lesen und schreiben und hatten Zugang zur Klosterbibliothek. In vielen Klöstern wurden vor der Erfindung des Buchdrucks auch Bücher und andere Schriften vervielfältigt. Kurzum, das Kloster umgab schon immer ein Hauch von Gelehrsamkeit. Andererseits war es natürlich so, dass die Fähigkeit des Lesens und Schreibens eine gewisse Macht darstellte. Wer lesen konnte, der war in der Lage sich Wissen von außen zu holen und nicht mehr darauf angewiesen das zu glauben, was ihm erzählt wurde.
Trotzdem, Bildung blieb bis ins 19. Jahrhundert ein Privileg der Oberschicht obwohl in einzelnen Regionen schon im 17. Jahrhundert Vorläufer der allgemeinen Schulpflicht existierten. Mit Einführung der Schulpflicht sank die Zahl der Analphabeten langsam. Allerdings musste für den Besuch der Schule Schulgeld gezahlt werden. Es gab zwar Solidaritätsmodelle, dass eine bestimmte Anzahl von Kindern, deren Eltern sich das Schulgeld nicht leisten konnten, kostenlos unterrichtet wurden, aber immer noch sahen viele Kinder die Schule höchstens von außen. Gerade auf dem Land waren die Kinder auch als Arbeitskraft auf dem Hof unentbehrlich und die Bauern rissen sich nicht darum, auf die helfenden Hände zu verzichten und obendrein noch Geld dafür zu bezahlen. Trotzdem setzte sich im 19. Jahrhundert die Ansicht durch, dass Lesen und Schreiben wichtig ist.
Doch die Lehrmethoden muten aus heutiger Sicht fast schon lustig an. Üblich waren zum Beispiel große Schautafeln, auf denen Begriffe, Gegenstände oder Personen zu einem bestimmten Thema abgebildet waren. Einige solcher Wandbilder haben wir auch hier im Freilichtmuseum. Wenn Sie bei uns wieder die Schulbank drücken wollen, steht dem also nichts mehr im Wege und auch davon haben wir zwei! Ein bisschen eng vielleicht für Erwachsene, denn die Bänke sind fest mit den Tischen verbunden. Das klingt nicht sehr einladend finden Sie?
Dann empfehle ich Ihnen lieber die Bänke in unserem Biergarten. Die sind zwar auch aus Holz aber man sitzt deutlich ungezwungener und außerdem bekommen Sie dort im Gegensatz zur Schulbank unser frisch gebrautes Museumsbier, sowie bayerische Schmankerl vom Feinsten serviert. Und Lernen können Sie beim Besuch im Freilichtmuseum an allen Ecken und Enden auch ohne Schulbank und Auswendiglernen etwas über längst vergangene Zeiten in unserer Region.
Ich freue mich auf Ihren Besuch!
Markus Wasmeier