Diesen Sonntag ist es wieder soweit, die Zeit wird umgestellt. Zumindest sagt man so, in Wirklichkeit wird natürlich nur die Uhr umgestellt, alle anderen Vorgänge in der Natur laufen genauso weiter wie vorher. Denn die Zeit hat der Mensch nicht erfunden, die Uhr hingegen schon.
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Für manchen von uns ist die Vorstellung ohne Uhr zu leben völlig abwegig, schließlich muss man pünktlich sein, Termine einhalten und vieles mehr. Andere würden sich zumindest wünschen, ohne Zeitdruck leben zu können. Und lange Zeit der Menschheitsgeschichte war der einzige Zeitdruck den man hatte, der Einbruch der Dunkelheit. Doch mit zunehmender Zivilisation wurde es immer wichtiger die Zeit zu messen. Anfangs blieb da nur der Sonnenstand und Sonnenuhren. Aber was sollte man in der Nacht tun? Da war es schon deutlich schwieriger. Viele Versuche wurden unternommen, zum Beispiel Wasser- oder Sanduhren. Das alles war aber speziell für größere Zeitspannen nicht praktikabel.
Es gab auch Kerzenuhren, die eine Stundeneinteilung hatten. Aber Kerzen waren früher sehr wertvoll und teuer, sodass eine Zeitmessung mit Kerzen nur für ganz wichtige Gelegenheiten genutzt wurde. Einer Revolution gleich kam dann die Erfindung der mechanischen Uhr, mit Zahnrädern und Uhrwerken. Anfangs waren die Uhren allerdings sehr ungenau, die Zahnräder teils aus Holz und man musste die Uhr mehrfach am Tag nach der Sonnenuhr korrigieren. Doch findige Tüftler steigerten die Genauigkeit schnell und die Sonnenuhren verschwanden der Reihe nach von den Kirchtürmen und mechanische Uhren traten an ihre Stelle. Auch Rathäuser bekamen öffentliche Uhren. Ein Uhrwerk konnte dabei gleichzeitig die Zeiger mehrerer Ziffernblätter bedienen, sodass teilweise auf allen vier Seiten des Kirchturms eine Uhr prangte.
Karl Valentin hat einmal gesagt: »Das ist dafür, dass mehr Menschen gleichzeitig auf die Uhr schauen können«. Zumindest konnte man dann aus allen Richtungen die Zeit ablesen, wenngleich die meisten Menschen sich nach dem Schlag der Glocken richteten, denn von den Feldern aus konnte man die Uhren nicht sehen. Noch gingen nicht alle Uhren gleich. Von einem schlauen Knecht ist überliefert, dass er wusste, dass die Uhr im Nachbarort ein paar Minuten früher schlug als die im eigenen Dorf. Nach dieser früheren Uhr richtete er angeblich den Beginn seiner Mittagspause. Mit dem Arbeiten angefangen hat er natürlich erst wieder als die dorfeigene Uhr schlug. So soll er fast eine halbe Stunde länger Mittag gemacht haben. Ganz ehrlich, ich kann nicht glauben, dass der Bauer das nicht gemerkt hat, vielleicht wollte er einfach auch ein bisschen länger Pause machen. Man sieht, man kann sich die Zeit schon ein bisschen dehnen, wenn man nur will. Es gibt auch Leute, die die Uhr immer ein bisschen vorstellen, damit sie pünktlich sind, oder den Wecker eher läuten lassen, dass sie sich noch einmal umdrehen können. Wie auch immer, Sie können am Sonntag auf alle Fälle eine Stunde länger schlafen und dann gut erholt zu uns ins altbayerische Dorf kommen. Im Freilichtmuseum können Sie ganz ohne Zeitdruck eintauchen in eine längst vergangene Epoche, in der der Tagesablauf noch vom Sonnenstand und dem Schlagen der Kirchturmuhr bestimmt war. Und wenn Sie dann an der von der Sonne gewärmten Hauswand sitzen und in die Schlierseer Berge blicken, vergessen Sie eh jede Zeit. Nicht vergessen sollten Sie die Leonhardifahrt am nächsten Wochenende, die gleichzeitig unser letzter Saisontag ist. Der Eintritt ist an diesem Tag wie immer frei.
Ich freue mich auf Ihren Besuch!
Ihr Markus Wasmeier