Veröffentlicht am 04.12.2002 00:00

Phoenix aus der Asche


Von red
Erstmals spielten die jugendlichen Schauspieler ohne Textbuch – sehr zum Stolz von Anne Ziegler-Weispfennig (re.), die die Gruppe leitet.	 (Foto: Privat)
Erstmals spielten die jugendlichen Schauspieler ohne Textbuch – sehr zum Stolz von Anne Ziegler-Weispfennig (re.), die die Gruppe leitet. (Foto: Privat)
Erstmals spielten die jugendlichen Schauspieler ohne Textbuch – sehr zum Stolz von Anne Ziegler-Weispfennig (re.), die die Gruppe leitet. (Foto: Privat)
Erstmals spielten die jugendlichen Schauspieler ohne Textbuch – sehr zum Stolz von Anne Ziegler-Weispfennig (re.), die die Gruppe leitet. (Foto: Privat)
Erstmals spielten die jugendlichen Schauspieler ohne Textbuch – sehr zum Stolz von Anne Ziegler-Weispfennig (re.), die die Gruppe leitet. (Foto: Privat)

»Phoenix aus der Asche« – so nennt sich die Theatergruppe, die seit fast drei Jahren zum festen Bestand des Hasenbergler Kinder- und Jugendtreffs »s‘Dülfer« in der Dülferstraße 34 gehört.

Eigentlich wäre das nichts so Besonderes. Aber die jungen Laiendarsteller, die jeden Samstag unter der Leitung von Anne Ziegler-Weispfennig zur Probe kommen, sind Autisten. Als die Theaterpädagogin 1998 die Gruppe gründete, war es ein Experiment. Autisten zeichnen sich durch eine tiefgreifende Entwicklungsstörung im Bereich der Wahrnehmung und des Sozialverhaltens aus.

Aus sich herausgehen, einander berühren – wichtige Bestandteile der Bühnenarbeit – war für sie bis dahin fast unmöglich. Wenn sie nun auf der Bühne stehen, sind diese Berührungsängste weitgehend überwunden. »Sie waren früher ganz ruhig, sehr zurückgezogen. Durch diese Arbeit haben sie sich geöffnet«, freut sich Anne Ziegler-Weispfennig. In der Hasenbergler Freizeitstätte haben sie einen großen, hellen Saal für ihre Proben und Aufführungen gefunden.

Am vergangenen Freitag war nun Premiere ihres neuen Stückes »Wildwechsel« von Franz Xaver Kroetz. Der Autor erlaubte nicht nur die Umarbeitung des Stückes, sondern half selbst mit und war sogar bei zwei Proben anwesend. »Ich suche Stücke aus, die unmittelbar mit dem Leben der Gruppe zu tun haben, Themen die sie berühren und ihre Lebensbereiche betreffen, wie Liebe, Freundschaft und Sexualität«, erklärt Anne Ziegler-Weispfennig.

So stellt das Stück »Wildwechsel« die Liebesbeziehung zwischen Franz und der behinderten Hanni dar. »Das Stück hat ja 1971 für einen großen Skandal gesorgt, deshalb haben wir es auch schnell umgeschrieben«, erzählt die Regisseurin augenzwinkernd. Tatsächlich wurde das Stück auf 40 Minuten zusammengefasst und den Möglichkeiten der Gruppe angepasst.

Dass »ihre« Schauspieler erstmals freisprechend, ohne Textbuch, auftraten, war für Anne Ziegler-Weispfennig sogar eine »kleine Sensation«.

Obwohl in der Stadtteilbibliothek und den Kirchen Plakate von »Phoenix aus der Asche« hängen, besteht das Publikum bisher größtenteils aus Angehörigen und Menschen, die sich mit Autismus beschäftigen. Von den Hasenberglern werde die Theatergruppe »eher weniger wahrgenommen«, bedauert Ulrike Hämmerle, Leiterin des Kinder- und Jugendtreffs.

Doppelt schade, denn die jungen Schauspieler zeigten eine begeisternde und unterhaltsame »Wildwechsel«-Interpretation. Wer ihre Aufführung also beim nächten Mal nicht verpassen möchte, sollte sich für »Wildwechsel« im »s‘Dülfer« den 21. Februar schonmal vormerken.

Nähere Infos zu »Phoenix aus der Asche« unter Telefon 313 24 79. aw

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