Veröffentlicht am 20.03.2003 00:00

Feindliche Übernahme?

Hella Schlumberger möchte, dass der Georg-Elser-Platz in der Maxvorstadt bleibt. 	 (Foto: rme)
Hella Schlumberger möchte, dass der Georg-Elser-Platz in der Maxvorstadt bleibt. (Foto: rme)
Hella Schlumberger möchte, dass der Georg-Elser-Platz in der Maxvorstadt bleibt. (Foto: rme)
Hella Schlumberger möchte, dass der Georg-Elser-Platz in der Maxvorstadt bleibt. (Foto: rme)
Hella Schlumberger möchte, dass der Georg-Elser-Platz in der Maxvorstadt bleibt. (Foto: rme)

»Das ist ja Raubrittertum – eine feindliche Übernahme auf Schildbürger-Niveau!« Hella Schlumberger, ihres Zeichens Schriftstellerin und seit Jahrzehnten wohnhaft in der Türkenstraße, ist außer sich: Was hat sie nicht alles in Bewegung gesetzt, bis er endlich »erkämpft« war, der Georg-Elser-Platz an der Türkenstraße, gleich neben der Schule, und jetzt ist er bedroht!

Der Georg-Elser-Platz soll an den Hitler-Attentäter erinnern, der sein Ziel am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller nur um 13 Minuten verfehlte. Fast 60 Jahre hat es gedauert, bis die Stadt München ihm 1997 einen eigenen Platz verehrte, dank des unermüdlichen Einsatzes engagierter Bürger und des Bezirksausschusses Maxvorstadt (BA 3).

Doch nun ist die Existenz des Platzes nach nur sechs Jahren schon wieder bedroht. Dem BA 3 liegt nämlich ein Antrag aus dem 15. Stadtbezirk (Trudering-Riem) vor, der die Benennung einer größeren Straße in der Messestadt Riem nach Elser vorschlägt. Das sei »wohl durchaus angemessen« für jemanden, der »ein schreckliches Kapitel deutscher Geschichte« zu verhindern versucht habe, heißt es zur Begründung.

In der Maxvorstadt hingegen fühlt man sich durch diesen Vorschlag, den Elser-Platz mir nichts, dir nichts zu verlegen, brüskiert: nicht nur wegen des jahrelangen bürgerschaftlichen Engagements, mit dem dieser Platz an seinem jetzigen Ort erkämpft wurde, sondern vor allem auch wegen des lokalen Bezugs. Denn Georg Elser wohnte während der rund einjährigen Vorbereitungszeit seines Attentats in der Türkenstraße, ganz in der Nähe des heutigen Elser-Platzes.

Unter Hinweis auf diese historischen Zusammenhänge hat BA-Chef Klaus-Bäumler (CSU) seinen Truderinger Amtskollegen Georg Kronawitter (CSU) jetzt aufgefordert, »zu prüfen, ob der BA 15 seinen Antrag aufrecht erhält.« Gegenüber dem Münchner Zentrum erklärte Kronawitter daraufhin, er wolle in der nächsten Sitzung vorschlagen, den Elser-Platz in der Maxvorstadt zu belassen.

Zusätzlich solle aber eine Straße im Neubaugebiet der Messestadt Riem nach ihm benannt werden. »Der kleine Platz allein kann keine angemessene Ehrung sein«, betonte er. Der Initiator des Antrags, ein Truderinger Bürger, ist der gleichen Meinung. Er habe erst vor kurzem entdeckt, dass es in München überhaupt einen Elser-Platz gebe, weil der »hausnummernlose Vorplatz der Schule an der Türkenstraße« in vielen Stadtplänen nicht einmal eingezeichnet sei.

Der Kommunalausschuss des Stadtrates will im Mai oder Juni eine endgültige Entscheidung in dieser Angelegenheit treffen. Bis dahin möchte Klaus Bäumler allerdings längst zu einer einvernehmlichen Lösung gelangt sein. Es müsse vermieden werden, so unterstrich er, »dass die Auseinandersetzung zwischen unseren Gremien auf Stadtratsebene entschieden wird.« rme

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