Veröffentlicht am 01.10.2003 00:00

Puppen im Wiesnrausch


Von red
Bereit für einen  (Foto: Zwei Käthe-Kruse-Puppen, die Seltenheitswert haben – als Paar hier erstmalig zu sehen. Das Mädel, »geboren« um 1911, er aus dem Jahr 1920, beide in Original-Tracht)
Bereit für einen (Foto: Zwei Käthe-Kruse-Puppen, die Seltenheitswert haben – als Paar hier erstmalig zu sehen. Das Mädel, »geboren« um 1911, er aus dem Jahr 1920, beide in Original-Tracht)
Bereit für einen (Foto: Zwei Käthe-Kruse-Puppen, die Seltenheitswert haben – als Paar hier erstmalig zu sehen. Das Mädel, »geboren« um 1911, er aus dem Jahr 1920, beide in Original-Tracht)
Bereit für einen (Foto: Zwei Käthe-Kruse-Puppen, die Seltenheitswert haben – als Paar hier erstmalig zu sehen. Das Mädel, »geboren« um 1911, er aus dem Jahr 1920, beide in Original-Tracht)
Bereit für einen (Foto: Zwei Käthe-Kruse-Puppen, die Seltenheitswert haben – als Paar hier erstmalig zu sehen. Das Mädel, »geboren« um 1911, er aus dem Jahr 1920, beide in Original-Tracht)

Vornehme Blässe steht ihr ins Gesicht geschrieben. Die Augen hat sie aufgerissen. Blondes, lockiges Haar. Starr und stumm ist das Mädchen. Ein Spitzhütchen verleiht Marie den letzten Kick an Eleganz. »Geboren« ist das zierliche Etwas im Jahr 1915.

»Sie ist eine meiner Lieblingspuppen«, sagt Elisabeth von Massenbach. Seit 1987 hat die gelernte Justizbeamtin und vereidigte Sachverständige für antike Puppen ihre Sammelleidenschaft zum Hobby-Beruf gemacht.

Sie eröffnete das Münchner Puppenmuseum in der Gondershauser Straße 37 in Freimann, machte ihre Privatsammlung der Öffentlichkeit zugänglich. Geöffnet ist das Museum Montag und Donnerstag von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet drei Euro für Erwachsene und einen Euro für Kinder, Führung inklusive.

Verschiedene Puppen-Zeitalter auf einem Fleck – von Ziegenleder über Pappmaché, Zelluloid, Stoff und Holz. Um 1900 war die Blütezeit der Puppenindustrie. »Damals wurden Tausende Puppen in Deutschland und Frankreich gefertigt«, sagt die Expertin. Aus einer Glasvitrine spähen Ilsebill und Friedebald, zwei Käthe-Kruse-Puppen von 1929. »Käthe Kruses Sohn hieß Friedebald. Sie nannte ihn so, weil sie während des Ersten Weltkriegs hoffte, dass bald Frieden sein werde«, erzählt Elisabeth von Massenbach.

Die Puppenliebhaberin mag Geschichten wie diese. Puppen sind ihr Ding. Bereits vor 30 Jahren hat sie den Grundstein zu ihrer Sammlung gelegt. Ihre erste Porzellanpuppe erstand sie bei einem Pariser Trödler. Irgendwann platzte ihr Wohnzimmer aus allen Nähten.

Puppen, Bären, Wagen, Bettchen, Kaufläden und anderes Spielzeug bevölkerten Sofa, Schränke, Regale und den Boden. So kam es, dass der erste Stock des Hauses zum Puppen-Domizil wurde. Im Rest des Hauses lebt die Puppen-Expertin mit ihrer Familie.

Bis nach Japan hat sich die exquisite Sammlung inzwischen rumgesprochen. Mit einer fünfköpfigen Delegation kamen die Japaner 1992 nach Freimann, ließen sich vom bayerischen Landhausstil des Museums inspirieren, holten fachmännischen Puppenrat ein.

Sogar die betagte Enkelin Franz Reinhardts, Begründer der Puppenfirma Kämmer und Reinhardt, fand kürzlich den Weg ins Puppenmuseum. »Sie war hocherfreut über die vielen Puppen und erkannte sich sogar selbst in einer Puppe wieder, für die sie damals als Kind Modell stand«, sagt Elisabeth von Massenbach.

Und wirklich. Auch bei den Besuchern lebt die Kindheit wieder auf in Freimann. Die feschen Buben, die sich beim Ski- und Rollschuhfahren üben, haben rosige Bäckchen – da möchte man doch wieder Kind sein. Wie Marie. Barbara Sorg

north