Veröffentlicht am 24.08.2004 00:00

München · Tunnel in tertiären Tiefen


Von red

Die zweite S-Bahn-Stammstrecke in München nimmt immer stärkere Konturen an. Die erste Phase der am 24. März diesen Jahres begonnenen Probebohrungen wird in diesen Tagen mit dem letzten Bohrpunkt im Bahngelände am Ostbahnhof erfolgreich abgeschlossen. Die Untersuchungen der gewonnenen Bodenproben beim Zentrum für Geotechnik der TU München haben bereits erste Erkenntnisse über die Bodenbeschaffenheit und die vorhandenen Grundwasserverhältnisse erbracht.

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Der Bau einer neuen rund 10 km langen, zweigleisigen S-Bahnstrecke soll Abhilfe für die Belastung der bestehenden S-Bahn Stammstrecke zwischen München-Laim und Ostbahnhof schaffen. Die geplante Trasse verläuft nördlich und parallel zur vorhandenen Stammstrecke zwischen den Bahnhöfen Laim und Ostbahnhof bzw. Leuchtenbergring. Zwischen der Donnersbergerbrücke und dem Ostbahnhof/Leuchtenbergring ist der Bau eines zweiten S-Bahntunnels mit einer Gesamtlänge von rund 8 km vorgesehen.

»Im Rahmen der angelaufenen Planung für das Projekt sind genauere Erkundungen der Bodenbeschaffenheit im Münchner Stadtgebiet erforderlich. Dazu wurden seit März entlang der vorgesehenen Trasse mit mobilen Bohrgeräten insgesamt 56 Probebohrungen durchgeführt«, so Uwe Leidig, Leiter Gesamtprojektsteuerung für die zweite S-Bahn-Stammstrecke.

Darunter waren auch einige Bohrstellen mit schwierigen Bedingungen aufgrund des hohen öffentlichen Verkehrsaufkommens, wie zum Beispiel München Hauptbahnhof, Marienhof oder die Maximilianstraße.

Mit den Bohrungen wird der Baugrund aber auch der anstehende Wasserdruck bis zu einer Tiefe von 70 Metern erkundet. Aus den Bohrungen werden über die ganze Zeit zylindrische Bodenproben mit einem Durchmesser von ca. 10 Zentimetern entnommen. Diese Proben sind unerlässlich zur genaueren Bestimmung der Baumethoden und der Bauverfahren sowie zur Einschätzung der Risiken. Die Untersuchungen der Bodenproben erfolgen beim Zentrum für Geotechnik der TU München. Die Erkenntnisse aus den Untersuchungen werden in die Rahmenbedingungen der Ausschreibungen für die Ingenieur- und Bauleistungen eingearbeitet.

Nach dem bisherigen Stand der Untersuchung lässt sich bereits die Aussage treffen, dass der Tunnel über weite Strecken in tertiären Böden verlaufen wird. Diese Böden sind vor ca. 5 bis 8 Millionen Jahren entstanden, als sich hier noch eine ausgedehnte Seen- und Flusslandschaft befand. Dementsprechend ist hauptsächlich Sand (wie am Sandstrand) oder Ton mit äußerst feinkörniger Bodenpartikel anzutreffen. Aufgrund ihrer langen Lagerungzeit sind diese Böden vergleichsweise stabil. Dadurch wird prinzipiell der Vortrieb des Tunnels erleichtert.

Lediglich der hohe Wasserdruck von teilweise bis zu 4 bar (das entspricht in etwa dem Druck von 40 Tonnen Wasser auf eine Quadratmeter Fläche) wird jedoch den Einsatz von besonderen Maschinen bzw. Bautechniken erfordern.

In der zweiten Staffel des Bohrprogramms werden vsl. von Herbst bis Winter etwa 30 bis 40 weitere Bohrungen zur Erkundung für besondere Bauwerke wie Rettungsschächte, Haltestellen, Tunnelein- und Ausfahrten vorgenommen.

Im Rahmen der weiteren Planungen für das größte bayerische S-Bahn-Projekt soll Anfang 2005 das Planfeststellungsverfahren aufgenommen und 2006 mit dem Bau des Projekts begonnen werden. Bereits im Jahr 2010 sollen dann die ersten S-Bahn-Züge durch den neuen Tunnel fahren.

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